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Titel: Schiller katholisch!
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 765, 766
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[765] Schiller katholisch! In Würzburg erscheint ein „Fränkisches Volksblatt“, welches an jesuitischer Frechheit Alles leistet, was nur ein Ultramontanenherz erfreuen kann. In Nr. 249 desselben ist in einem Artikel, „Die Bekehrung der Königin-Mutter“, der Satz aufgestellt: „Das ehrlose Begräbniß während der Nacht scheint in Norddeutschland für Convertiten schon förmlich Brauch zu sein,“ und daran als Beweis dafür die Nachricht gehängt: „Wenige wissen, daß auch Schiller, der ‚Lieblingsdichter der Nation‘, katholisch gestorben ist. Noch sehr viel weniger aber sind Diejenigen (!!), welche wissen, daß Schiller dafür in stiller Nacht von bezahlten Schneidergesellen ehrlos zu Grabe getragen wurde.“ Zum Schlusse heißt es: „Auf das Drängen der Nation, welche ihren Lieblingsdichter in einem würdigen Denkmale (!!) wissen wollte, wurde Schiller’s [766] Leiche zwanzig Jahre später wieder erhoben. Alles war vernichtet bis auf den Schädel; denn Schiller hatte in einer Kalkgrube gelegen. Der Schädel wurde am 17. September 1826 im Saale des Bibliothekgebäudes beigesetzt.“

Für die Leser der „Gartenlaube“ brauchen wir Diesem kein Wort hinzuzufügen; sie wissen aus einer Reihe von Mittheilungen im Jahrgange des Schiller-Jubelfestes, daß 1) zu jener Zeit nächtliche stille Beerdigungen in Weimar Sitte waren, daß ferner eine kirchliche Feier stets am Tage nach der Beerdigung stattfand und auch für Schiller in würdigster Weise stattgefunden hat; 2) daß Schiller nicht von Schneidergesellen, sondern von einer Anzahl seiner Verehrer aus dem Gelehrten- und Beamtenstande zu Grabe getragen worden ist; 3) daß Schiller’s Leichnam nicht in einer Kalkgrube, sondern in einer Gruft bei der Jakobskirche beigesetzt worden war; 4) daß außer dem Schädel auch seine übrigen Gebeine aufgefunden worden und und endlich 5) daß der so „ehrlos“ begrabene Schiller nun längst bei seinem Großherzoge und Goethe in der Fürstengruft zu Weimar ruht.

Einer solchen Reihe von Lügen bedurfte das Würzburger Jesuitenblättchen, um zu beweisen, daß man Schiller nur für sein Katholischwerden so hart gestraft. Die unerhörte Behauptung, daß Schiller „katholisch gestorben“ sei, steht als ausgemachte Wahrheit da, wenn auch nur „Wenige“ sie wissen. Wir fordern die Redaction dieses „Fränkischen Volksblattes“ auf, für ihre Behauptung den Beweis der Wahrheit zu liefern.