Sancho als Statthalter beim Mittagessen

Die vier Stationen der Grausamkeit. Viertes Blatt – Lohn der Grausamkeit W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen/Zweite Abtheilung (1840) von Franz Kottenkamp
Sancho als Statthalter beim Mittagessen
Der Gefangenwärter Bambridge im Verhör vor dem Ausschuß des Unterhauses
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Sancho


als Statthalter beim Mittagessen.
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SANCHO ALS STATTHALTER BEIM MITTAGESSEN.
SANCHO AT THE FEAST STARVED BY HIS PHYSICIAN.[WS 1]

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Sancho als Statthalter beim Mittagessen.
(Sancho at the feast starved by his physician.)




Sancho Pansa soll ein Lieblingscharakter des Künstlers gewesen sein, den er zu verschiedenen Malen zeichnete. Es sind jedoch nur noch zwei von seinen Zeichnungen übrig; die eine auf dem zweiten Blatte, welches zur Erläuterung der Schönheitsanalyse dient und zwar in der Stellung, wie Sancho Pansa Don Quijote’s Heldenthat bei Vernichtung des Puppenspieles betrachtet, und vorliegendes Blatt, welches vom Künstler zwar nicht herausgegeben, aber später nach einer Original-Zeichnung copirt wurde. Es stellt Sancho Pansa als Gouverneur von Barataria vor, wie er auf Befehl des Arztes hungern muß, welches auch die englische Unterschrift ankündigt. Er sitzt, von allem Pomp der Herrschaft umgeben, in der weiten Halle eines prächtigen Palastes. Der ehrliche Knappe des berühmten Ritters hat auch den Esel abgedankt, und ein reiches, seiner neuen Würde geziemendes Kleid angelegt. Eine Musicantenbande, die auf der Gallerie sich befindet, ergötzt sein Ohr mit [768] den Tönen der Harmonie; feine Speisen und Früchte stehen auf der Tafel, um seinen Hunger zu reizen und zugleich seinen höchsten Zorn zu erregen, denn der Dr. Pedro Rezio berührt mit der schwarzen Ruthe eine jede Schüssel, worauf Pagen sogleich damit fortlaufen, so daß der arme Sancho die Etikette verflucht, und voll Wuth den Doctor, wie jeden ärztlichen Betrüger auf der Insel seinem beleidigten Appetit zu opfern droht.

Wir brauchen wohl über die hier dargestellte Scene Nichts weiter zu sagen, denn jedem Leser wird ohne Zweifel der Don Quijote zur Genüge bekannt sein. Daß Hogarth dieselbe in der wahren Laune des Cervantes hier dargestellt hat und daß somit der Vorwurf, der ihm bei Gelegenheit der Erläuterungen zum Hudibras gemacht wurde, er sei nicht im Stande, die Ideen eines Andern mit genügender Meisterschaft wiederzugeben, wenigstens bei diesem Blatte ihn nicht trifft, liegt beim ersten Blick offen am Tage. Der allmählig steigende Grimm des Gouverneurs, welcher nicht einmal eine Traube kosten darf, ist mit der Gravität des Doctors in treffenden Contrast gesetzt, so wie auch der Gast, welcher die Serviette in den Mund stopft, um sein Lachen zu ersticken, einen guten Gegensatz zu der fetten Bäuerin bietet, deren Leib durch Lachen geschüttelt wird. Der Student, welcher den Caplan spielt, kann das Lachen nicht ganz wie der Arzt verbeißen; es spielt ihm etwas um die Mundwinkel. Die drei Unterthanen des Gouverneurs, ein Bauer, eine Bäuerin und ein Mulatte, thun ihren Lachmuskeln noch weniger Zwang an, eben so wenig, wie die übrigen Figuren. Unter diesen erinnert der eine Page durch Aehnlichkeit ein wenig an den Knaben, welcher in dem Wahlschmause Punsch bereitet. Die beiden Damen scheinen nur zwei verschiedene Ansichten einer und derselben Person zu bieten. Dergleichen wird man übrigens wegen der Mannigfaltigkeit gern übersehen, womit die verschiedenen Stufen des Lachens dargestellt sind.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Englische Bildunterschrift ergänzt nach Google, S. 765.