Ruhepause
[876] Ruhepause. (Zu dem Bilde S. 869.) Behagliche Wärme im traulichen Wohngemach, duftende Blumen in prächtigen Vasen ringsum, sammetweich die schwellenden Polster des Lehnstuhls – wer so über der Arbeit sitzt, muß selbst ihre Mühsal als Lust empfinden. Vollends wenn die Nadel mit dem goldenen Faden so Schönes hervorbringt wie die kostbare Stickerei, die der jungen Frau auf dem Schoß liegt, und wenn die Arbeit Den zu beglücken bestimmt ist, an welchen die Stickerin voll liebender Sehnsucht denkt. Aber während des munteren Stichelns entführte die Vorfreude auf das Wiedersehen die Gedanken der Einsamen in weite Ferne zu dem geliebten Mann, der mitten in der Weihnachtszeit eine wichtige Geschäftsreise antreten mußte. Und sie ließ die fleißige Hand sinken, ganz in träumerisches Sinnen verloren, und sieht nun, zurückgelehnten Hauptes, im Geist das Bild des Entfernten, wie er heimkehrend freudig über die Schwelle tritt.