Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Weisstropp

Textdaten
<<< >>>
Autor: O. M.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Weisstropp
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 51–53
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[51]
Weisstropp.


Auf einer zweihundert Ellen hohen, durch Einschnitte zertheilten steilen Gebirgshöhe, welche östlich von dem Klatzschberge, westlich vom Kleinschönberger Bache und der wilden Sau, nördlich von der Elbe begrenzt ist, nach Süden hin aber sich noch weiter erhebt, liegt Weisstropp, zwei und eine halbe Stunde von Dresden und ebensoweit von Meissen entfernt. Die Aussicht von hier über das obere und untere Elbthal, von Pillnitz bis Zscheila, ist unbeschreiblich schön, und da Weisstropp über die ganze Umgegend emporragt ist es auch viele Meilen weit [52] sichtbar. Der Ort, durch den die Strasse von Wilsdruf nach Radeberg führt, zählt vierhundert Einwohner die sich hauptsächlich von Obst- und Weinbau nähren und wird in die Vorder- und Hintergemeinde eingetheilt, auch gehört dazu die am Kleinschönberger Wasser in einem herrlichen bei Constappel auslaufenden Thale gelegene Schiebbocksmühle, welche dem Grunde den Namen gab, indem die Oertlichkeit desselben nicht gestattet, dass man auf grösserem Fuhrwerke als Schiebkarren Getreide nach der Mühle bringt.

Weisstropp, in Urkunden des zwölften Jahrhunderts Wiztrop und Weztrop genannt, war eine der festen Zwingburgen des Gaues Nisan, welche Kaiser Heinrich der Vogelsteller anlegte um die bezwungenen Sorben im Zaume zu halten und das eroberte Land gegen feindliche Einfälle zu sichern. Auch Bresenice und Buistrice (Priessnitz und Pesterwitz) waren solche Burgen in deren Nähe man kleine feste Gebäude oder Warten als eine Art von Aussenwerken zu erbauen pflegte um das Herannahen des Feindes zu erschweren und die Besatzung der Burg von nahender Gefahr zu benachrichtigen. Solche kleinere Vesten waren in Weisstropps Nähe Gotzebudi (Kossebaude) und die obere und untere Warte (Ober- und Niederwarthe) von denen noch einige Trümmer vorhanden sind. Woz, so hiess die Burg Weisstropp noch im elften Jahrhundert, war der Sitz eines kaiserlichen Burgwarts, und in dessen Bezirke lagen die fünf Dörfer welche im Jahre 1071 der edle Sorbenhäuptling Bor dem Bischof Benno von Meissen abtrat. Im dreizehnten Jahrhundert gehörte die andere Seite des Dorfes Weisstropp den Herren von Schönburg, denn eine noch vorhandene Urkunde besagt, dass Hermann von Schönburg 1233 das Kloster Geringswalde mit dem Patronate zu Wiztrop beschenkte, wobei sich auch der dasige Pfarrer Godofredus als Zeuge unterschrieb. 1287 überliess Friedrich von Schönburg demselben Kloster auch das Vorderdorf, welches erst im Jahre 1543 Bernhard von Rothschütz von der Aebtissin Ursula von Leutzsch wieder zum Rittergute zurückkaufte.

Die drohende Veste, welche einst Kaiser Heinrich gründete, wurde zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts abgebrochen und an deren Stelle eine andere Burg erbaut die 1271 der Familie von Miltitz gehörte, jedoch schon in der Mitte des vierzehnten Jahrhundert Eigenthum der Herren von Karras war. Ein späterer Besitzer des Rittergutes war Bernhard von Rothschütz, ein genauer Freund Luthers, mit dem er in eifrigem Briefwechsel stand. In früherer Zeit befanden sich im Archive des Schlosses Weisstropp eine Anzahl Lutherscher Originalbriefe, die leider durch Unachtsamkeit verloren gegangen sind. Bernhard von Rothschütz, der wie schon bemerkt die Hälfte des Dorfes durch Kauf vom Kloster Geringswalde zum Rittergute brachte, starb um das Jahr 1590, worauf Weisstropp an den Hausmarschall Heinrich von Eckersberg kam, der 1601 die alte von den Miltitzen erbaute Burg abbrechen und ein neues Schloss erbauen liess, das mit seinen Ziergiebeln und freundlichen Gemächern das Bild eines friedlichen Edelsitzes darstellte, wie das kaum vergangene Mittelalter keins zeigen konnte. Im Jahre 1630 wird Hans Bernhard von Rothschütz als Herr auf Weisstropp erwähnt, indessen gehörte das Gut bald nachher einem Herrn von Güntherod, der die Weisstropper Linie der Güntherode gründete, aus welcher späterhin die Groitzer als Nebenlinie entsprang. Der letzte Güntherod auf Weisstropp besass auch Groitz und überliess ersteres dem Oberküchenmeister Freiherrn Adolf von Seyffertitz, der 1723 das Schloss mit der Kirche durch einen Flügel verband und 1741 mit Tode abging, worauf dessen Tochter ihrem Gemahle, dem Grafen und nachherigen kaiserl. Russischen General von Tottleben das Gut Weisstropp zubrachte, sich indessen später von ihm trennte und den Grafen von Bronikowsky heirathete. Als die Gräfin im Jahre 1769 starb erbte Weisstropp ihr Sohn erster Ehe, der am Schlosse mancherlei Veränderungen vornahm, die Wirthschaftsgebäude erweiterte und den Garten durch Parkanlagen in das Thal hinab verschönerte. Sein Sohn Graf Carl Adolf von Tottleben verkaufte Weisstropp in neuerer Zeit an den kaiserl. Oesterreichischen Generalconsul Jacob von Krause der im hiesigen Schlosse eine herrliche weithin berühmte Kunstsammlung anlegte und in seinem Garten die seltensten Gewächse zog. Der jetzige Besitzer von Weisstropp ist Se. königl. Hoheit Carl II. Herzog von Parma etc.

Die Kirche zu Weisstropp ist ein uraltes Gebäu, das vor fast einem Jahrtausend neben der Zwingburg Woz errichtet wurde um unter dem Schutze der Besatzung gegen heidnischen Frevel gesichert zu sein und ihr zugleich als Capelle zu dienen. Als nun um die Burg Woz sich eine Ansiedlung gebildet hatte und endlich ein Dörfchen entstanden war schenkte Friedrich von Schonnenburch den Bewohnern von Wetztrop die Capelle des Schlosses als Ortskirche (1288) und diese Schenkungsurkunde wurde, gleich der über das Patronat, von dem Pfarrer Godofredus mit unterzeichnet. Bis zum Jahre 1499 blieb die Kirche in ihrer ursprünglichen Gestalt, als aber in diesem Jahre mehrere Dörfer in dieselbe eingepfarrt wurden musste man eine Erweiterung derselben vornehmen. Der Thurm, welcher jetzt die Kirche ziert, erhielt seine jetzige Gestalt 1701, wo man ihn um fünfundvierzig Ellen erhöhte; der zweite, kleinere 1499 erbaute Thurm aber ist erst 1822 abgetragen worden. Das Innere der Kirche birgt verschiedene interessante Denkmäler längstverstorbener Edelherren, auch verwahrt man hier eine Anzahl alter merkwürdiger Holzschnitzereien, darunter sehenswerthe Heiligenbilder. Der [53] erste evangelische Prediger welcher an hiesiger Kirche fungirte war Peter Mohorn, der jedoch im Jahre 1544 freiwillig sein Amt niederlegte und sich nachher in Priessnitz anstellen liess, weil der damalige Besitzer von Weisstropp, Bernhard von Rothschütz, der Religion wegen in unaufhörlichen Streitigkeiten mit seinen Unterthanen lebte. Hierdurch kam die Kirchfahrt in solchen üblen Ruf, dass acht Jahre hindurch kein Geistlicher geneigt war das hiesige Pfarramt zu verwalten, während welcher Zeit der Pfarrherr zu Constappel die kirchlichen Verrichtungen in Weisstropp besorgte. Eingepfarrt nach Weisstropp sind die Ortschaften Sachsdorf mit hundertfunfzig, Kleinschönberg mit hundertsiebzig, Hühndorf mit hundert, Wildberg mit zweihundert und Niederwarthe ebenfalls mit zweihundert Einwohnern. Letzteres ist die schon erwähnte zu der Zwingburg Woz gehörige Nebenburg oder Warte, und noch sind Trümmer derselben vorhanden in welchen man oft Münzen und Bruchstücken von Waffen ausgrub. Diese Burg war in späterer Zeit der Sitz eines adligen Geschlechts von der Wartha, von denen 1108 Hugo von der Wartha, 1172 Hans von der Wartha, kaiserlicher Voigt des Pleissner Landes und 1222 Heinrich von der Wartha als Domherr von Naumburg vorkommen. Im Jahre 1114, wo der Ort in einer Urkunde Wartaw geschrieben ist, besass das Marienkloster zu Wurzen daselbst zwei Hufen Landes, und 1468 als die Hussiten hier arg gewüthet und Wartha fast gänzlich zerstört hatten, gehörte dieses einem Dietrich Kundig zu Dresden. Ein grosser Stein bei Niederwartha diente einst König August I. bei einem Jagdmahle als Tisch. –

Noch ist zu bemerken, dass dem Pfarrer zu Weisstropp die Pflicht obliegt in der Sachsdorfer Capelle am Montage nach Reminiscere Predigt, Communion und Fastenexamen zu halten, auch muss der Ortslehrer an jedem Sonntage oder Feste des Nachmittags eine Predigt vorlesen. Die Capelle wurde am 26. Mai 1614 von dem Pfarrer Daniel Staupitzer eingeweiht.

O. M.