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sichtbar. Der Ort, durch den die Strasse von Wilsdruf nach Radeberg führt, zählt vierhundert Einwohner die sich hauptsächlich von Obst- und Weinbau nähren und wird in die Vorder- und Hintergemeinde eingetheilt, auch gehört dazu die am Kleinschönberger Wasser in einem herrlichen bei Constappel auslaufenden Thale gelegene Schiebbocksmühle, welche dem Grunde den Namen gab, indem die Oertlichkeit desselben nicht gestattet, dass man auf grösserem Fuhrwerke als Schiebkarren Getreide nach der Mühle bringt.

Weisstropp, in Urkunden des zwölften Jahrhunderts Wiztrop und Weztrop genannt, war eine der festen Zwingburgen des Gaues Nisan, welche Kaiser Heinrich der Vogelsteller anlegte um die bezwungenen Sorben im Zaume zu halten und das eroberte Land gegen feindliche Einfälle zu sichern. Auch Bresenice und Buistrice (Priessnitz und Pesterwitz) waren solche Burgen in deren Nähe man kleine feste Gebäude oder Warten als eine Art von Aussenwerken zu erbauen pflegte um das Herannahen des Feindes zu erschweren und die Besatzung der Burg von nahender Gefahr zu benachrichtigen. Solche kleinere Vesten waren in Weisstropps Nähe Gotzebudi (Kossebaude) und die obere und untere Warte (Ober- und Niederwarthe) von denen noch einige Trümmer vorhanden sind. Woz, so hiess die Burg Weisstropp noch im elften Jahrhundert, war der Sitz eines kaiserlichen Burgwarts, und in dessen Bezirke lagen die fünf Dörfer welche im Jahre 1071 der edle Sorbenhäuptling Bor dem Bischof Benno von Meissen abtrat. Im dreizehnten Jahrhundert gehörte die andere Seite des Dorfes Weisstropp den Herren von Schönburg, denn eine noch vorhandene Urkunde besagt, dass Hermann von Schönburg 1233 das Kloster Geringswalde mit dem Patronate zu Wiztrop beschenkte, wobei sich auch der dasige Pfarrer Godofredus als Zeuge unterschrieb. 1287 überliess Friedrich von Schönburg demselben Kloster auch das Vorderdorf, welches erst im Jahre 1543 Bernhard von Rothschütz von der Aebtissin Ursula von Leutzsch wieder zum Rittergute zurückkaufte.

Die drohende Veste, welche einst Kaiser Heinrich gründete, wurde zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts abgebrochen und an deren Stelle eine andere Burg erbaut die 1271 der Familie von Miltitz gehörte, jedoch schon in der Mitte des vierzehnten Jahrhundert Eigenthum der Herren von Karras war. Ein späterer Besitzer des Rittergutes war Bernhard von Rothschütz, ein genauer Freund Luthers, mit dem er in eifrigem Briefwechsel stand. In früherer Zeit befanden sich im Archive des Schlosses Weisstropp eine Anzahl Lutherscher Originalbriefe, die leider durch Unachtsamkeit verloren gegangen sind. Bernhard von Rothschütz, der wie schon bemerkt die Hälfte des Dorfes durch Kauf vom Kloster Geringswalde zum Rittergute brachte, starb um das Jahr 1590, worauf Weisstropp an den Hausmarschall Heinrich von Eckersberg kam, der 1601 die alte von den Miltitzen erbaute Burg abbrechen und ein neues Schloss erbauen liess, das mit seinen Ziergiebeln und freundlichen Gemächern das Bild eines friedlichen Edelsitzes darstellte, wie das kaum vergangene Mittelalter keins zeigen konnte. Im Jahre 1630 wird Hans Bernhard von Rothschütz als Herr auf Weisstropp erwähnt, indessen gehörte das Gut bald nachher einem Herrn von Güntherod, der die Weisstropper Linie der Güntherode gründete, aus welcher späterhin die Groitzer als Nebenlinie entsprang. Der letzte Güntherod auf Weisstropp besass auch Groitz und überliess ersteres dem Oberküchenmeister Freiherrn Adolf von Seyffertitz, der 1723 das Schloss mit der Kirche durch einen Flügel verband und 1741 mit Tode abging, worauf dessen Tochter ihrem Gemahle, dem Grafen und nachherigen kaiserl. Russischen General von Tottleben das Gut Weisstropp zubrachte, sich indessen später von ihm trennte und den Grafen von Bronikowsky heirathete. Als die Gräfin im Jahre 1769 starb erbte Weisstropp ihr Sohn erster Ehe, der am Schlosse mancherlei Veränderungen vornahm, die Wirthschaftsgebäude erweiterte und den Garten durch Parkanlagen in das Thal hinab verschönerte. Sein Sohn Graf Carl Adolf von Tottleben verkaufte Weisstropp in neuerer Zeit an den kaiserl. Oesterreichischen Generalconsul Jacob von Krause der im hiesigen Schlosse eine herrliche weithin berühmte Kunstsammlung anlegte und in seinem Garten die seltensten Gewächse zog. Der jetzige Besitzer von Weisstropp ist Se. königl. Hoheit Carl II. Herzog von Parma etc.

Die Kirche zu Weisstropp ist ein uraltes Gebäu, das vor fast einem Jahrtausend neben der Zwingburg Woz errichtet wurde um unter dem Schutze der Besatzung gegen heidnischen Frevel gesichert zu sein und ihr zugleich als Capelle zu dienen. Als nun um die Burg Woz sich eine Ansiedlung gebildet hatte und endlich ein Dörfchen entstanden war schenkte Friedrich von Schonnenburch den Bewohnern von Wetztrop die Capelle des Schlosses als Ortskirche (1288) und diese Schenkungsurkunde wurde, gleich der über das Patronat, von dem Pfarrer Godofredus mit unterzeichnet. Bis zum Jahre 1499 blieb die Kirche in ihrer ursprünglichen Gestalt, als aber in diesem Jahre mehrere Dörfer in dieselbe eingepfarrt wurden musste man eine Erweiterung derselben vornehmen. Der Thurm, welcher jetzt die Kirche ziert, erhielt seine jetzige Gestalt 1701, wo man ihn um fünfundvierzig Ellen erhöhte; der zweite, kleinere 1499 erbaute Thurm aber ist erst 1822 abgetragen worden. Das Innere der Kirche birgt verschiedene interessante Denkmäler längstverstorbener Edelherren, auch verwahrt man hier eine Anzahl alter merkwürdiger Holzschnitzereien, darunter sehenswerthe Heiligenbilder. Der

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/078&oldid=- (Version vom 3.6.2018)