Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schönfeld bei Leipzig

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Schönfeld bei Leipzig
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 143–144
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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[143]
Schönfeld[VL 1]
bei Leipzig.


Schönfeld liegt ½ bis ¾ Stunde von Leipzig, zieht sich vom linken Ufer der Parthe abwärts gegen Osten, ⅜ Stunde weit, auf ziemliche Höhe hinauf.

In den Urkunden heisst dieser Ort Schoninelf. Ein Schloss hat hier schon im elften Jahrhundert gestanden und scheint seinen Namen von dem früheren Grafen von Schönfeld erhalten zu haben.

Die speciellen Nachrichten sind durch den Verlust des früheren Archivs von Schönfeld fast gänzlich untergegangen. Im sechszehnten Jahrhundert gehörte das Gut dem berühmten Dr. Georg Crakau, welcher auch mit Schönfeld bei Dresden beliehen war und der am 13. Juli 1574 von hier auf die Pleissenburg transportirt wurde und den 16. März 1575 durch die Tortur seines Verstandes beraubt, starb, auch am 18. März in Schönfeld begraben wurde. Seine fünf Kinder verkauften 1585 Schönfeld an den Kammermeister Schilling, von welchem es das Geschlecht derer von Thümmel acquirirte, bei welchem es über 200 Jahre blieb. Der berühmte Coburgische Minister und berühmte Dichter M. A. von Thümmel [144] wurde hier 1738 geboren und starb im Jahre 1817. Von der Familie von Thümmel kam es an einen gewissen Herrn Schneider. Durch die Verheirathung der Tochter des Letztern an den Baron von Eberstein, dann an dessen Gemahlin. Die jetzige Besitzerin ist die Tochter der beiden Erstern Fräulein Baronesse von Eberstein.

Schönfeld hat jetzt schöne neue Rittergutsgebäude mit grossem Garten und vortrefflicher Schäferei. Ausserdem schmücken den Ort viele herrliche Landhäuser und Gärten, so wie auch eine grosse, neue Kirche. Die frühere Kirche, die frühern herrschaftlichen Gebäude, das Pfarrhaus, die Mühle, mehre der schönsten Landhäuser wurden am 18. October 1813 ein Raub der Flammen. Denn Schönfeld war es, wo während der Schlacht bei Leipzig die Hauptquartiere des Marschall Ney und Marmont sich befanden und am 17. October hier die günstigsten Stellungen einnahmen. Die Wichtigkeit dieser Stellung war auch von Blücher erkannt und deshalb der Angriff auf Schönfeld beschlossen worden. Gegen 2 Uhr am 18. October rückten das preussische Armeecorps und das Langeron’sche Corps gegen Sellerhausen und Schönfeld vor. Als Blücher sah, dass von Leipzig her Verstärkung gegen Schönfeld eilte, liess er den General Sacken befehlen, er möge sein Feuer vermehren und Miene machen, in Leipzig einzudringen.

Der Angriff auf Schönfeld wurde durch das lebhafte Feuer der auf dem rechten Parthe-Ufer aufgestellten Geschütze unterstützt. Das Gefecht in und bei dem Dorfe dauerte mit abwechselndem Erfolge, aber grosser Heftigkeit, bis zum Dunkelwerden, der General Langeron behauptete sich endlich, nachdem das Dorf schon mehrere Stunden in Flammen stand, mit grossen Infanteriemassen darin. Eine andere Wendung würde die Schlacht genommen haben, wenn Napoleon, dem das Anrücken der Verstärkungen, welche die Verbündeten erwarteten, bekannt sein musste, die vortheilhafte Stellung seiner Marschälle Ney und Marmont benutzt und schon am 17. October angegriffen hätte.

Die Kirche konnte nach ihrer Einäscherung nicht bald wieder gebaut werden, da das gesammte Kirchspiel durch diese Schlacht so sehr gelitten hatte. Erst im Jahre 1820, wo der damalige Pastor Schmidt, sein Amtsjubelfest mit feierte, wurde solche eingeweiht. Die neue Kirche ist aber sehr geräumig, massiv und schön und hat einen hohen Thurm.

Das Pfarramt gehört zu den besser dotirten des Landes und befindet sich dabei ein ansehnliches Widdum. Eingepfarrt nach Schönfeld sind: Abtnaundorf, Stinz, Sellerhausen, Crottendorf, Anger, Reudnitz, Volkmarsdorf, die Strassenhäuser und Neusellerhausen. Mit Ausnahme Abtnaundorfs, Crottendorfs und der Strassenhäuser haben die übrigen Orte ihre besonderen Lehrer und Schulen.

Die Verstorbenen des Kirchspiels aufzunehmen, sind drei verschiedene Friedhöfe vorhanden, auf dem entlegensten, hart bei Leipzig, steht eine kleine 1799 erneuerte Kirche, in welcher Leichenpredigten gehalten werden, als auch bisweilen Trauungen und Taufen geschehen.

Die Collatur, welche im Jahre 1307 Markgraf Diezmann, dem Thomaskloster zu Leipzig geschenkt hatte, steht der hiesigen Gerichtsherrschaft zu.

Ausser der Wassermühle giebt es noch eine Windmühle am obern Dorfende und eine zweite nach Süden hin, welche eine lange schöne Lindenallee mit dem Dorfe verbindet. Bei der erstern steht eine der beiden Schänken, bekannt durch die Kletterstange, ein Volksfest, welches in jedem Herbste an etwa sechs Sonntagen nach einander gehalten und von Leipzigs Bewohnern stark besucht wird.

Auf einem etwa 20 Ellen hohen glatten Kletterbaum hängt ein vollständiger Anzug, davon der Kletterer jeden Sonntag ein Stück nimmt, auch oben die Gesundheit der Gäste trinkt.

Die Einwohner von Schönfeld treiben auf mittelmässigen Felde guten Getreide- und starken Küchenkräuterbau und bestehen grösstentheils aus Handwerkern und Tagelöhnern, welche täglich nach Leipzig zur Arbeit gehen.

Auch giebt es hier viel Torfstiche und Feuersteine, worinnen häufig Versteinerungen vorkommen.

Zu dem Gute gehört auch eine ansehnliche Wiesenflur in der Parthenaue, in welcher im Jahre 1285 unter Schönfeld ein Dorf stand, welches den Namen Lausigk führte.

Schönfeld selbst verschönert sich von Jahr zu Jahr durch die Sommerwohnungen, welche hier von den Wohlhabendern Leipzigs immer und immer erbaut werden.

Schönfeld gehört zum Gerichtsamte Leipzig I. Abtheilung, zum Bezirksgerichte Leipzig, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Schönfeld hat 102 bewohnte Gebäude, mit 350 Familienhaushaltungen und 1506 Bewohnern.

Bemerkenswerth ist noch, dass Schönfeld ebenfalls der Stiftung rücksichtlich der Errichtung eines Landwaisenhauses zu Leutzsch beigetreten ist, einer Stiftung, die in kurzer Zeit ins Leben gerufen wird. Angemeldet sind bereits 52 Kinder. Der derzeitige Vorstand der Stiftung ist der Pfarrer in Leutzsch, Herr Dr. Schütz.

M. G.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Schönefeld