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Wolf von Schönberg, von welchem es im Jahre 1629 Hans Wolf von Ende acquirirte, der es wieder an seinen Bruder den Obersteuereinnehmer und Amtshauptmann Wolf Rudolph von Ende vererbte. – Von der Familie von Ende kam es an das Geschlecht derer von Einsiedel. Der Sächsische Conferenzminister Detlev Carl von Einsiedel hat Ehrenberg noch mit dem ehemaligen Amtsvorwerke Massanei vermehrt, welches schon in früheren Zeiten mit Kriebstein und Ehrenberg combinirt gewesen und später nebst aller Holzung über die Zschopau seit hundert Jahren pachtweise von den Besitzern von Ehrenberg übernommen worden ist. Zum Gute gehören auch noch Erlbach, Kriebthal, Neuhausen, Reichenbach, Schönberg, auch Theile von Gebersbach, Knobelsdorf und Grünberg.

Das Schloss nimmt sich trotz seiner nicht pracht- aber doch geschmackvollen Bauart und in Rücksicht seiner hohen Lage aus dem Zschopauthale betrachtet, recht imposant aus. Nicht ohne bleibenden Eindruck kann der Wandrer von hinnen gehen. Betrachtend und unwillkürlich wird sein Fuss gefesselt, wenn er zugleich zwei alte Burgen erschaut, die aller Zerstörung trotzenden Denkmäler der Vorzeit.

Das Schloss hat auch eine Capelle und einen angebauten Thurm. Die Wirthschaftsgebäude bezeugen sogleich den Sinn für alle neue Verbesserungen in der Oeconomie, welcher den vorigen Besitzer belebte und den jetzigen nicht weniger ziert.

Bemerkenswerth von Ehrenberg ist übrigens die höchst edle Schäferei, das Schweizer Rindvieh und die grosse Brauerei.

Ebenso kann auch nicht unerwähnt bleiben, dass bei Massanei in einem schönen Thalgrunde eine Salpetersiederei sich befindet.

Endlich müssen wir noch der herrlichen Garten- und Parkanlagen um das Schloss gedenken. Vorzüglich ist der Punkt am Abhange über der Zschopau, wo man auf einer Bank Kriebstein gegenüber und dessen Mühle mit dem schäumenden Wehre zu den Füssen hat, einer der eindruckvollsten, so wie man rechts die Zschopau fast wie eine kleine See der Schweiz erblickt.

Es ist hier unbedingt eine der schönsten An- und Fernsichten Sachsens. Man kann sich nicht genug sehen und kommt immer wieder dahin zurück.

Herr Conferenzminister Graf Detlev Carl von Einsiedel auf Mükkenberg, der sich eines hohen Alters erfreut und heute noch Besitzer von Ehrenberg ist, lässt es übrigens an Nichts fehlen, was zur Verschönerung des Gutes dient.

Ehrenberg ist nach Waldheim eingepfarrt, doch wird auch auf dem Schlosse gepredigt und zwar zufolge einer uralten Stiftung blos vom ersten Adventsonntage bis zu Palmarum Mittwochs und zwar von dem Pfarrer zu Grünberg.

Collator dieser Pfarrei zu Grünberg ist der jedesmalige Besitzer von Ehrenberg.

Noch darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Umgegend von Ehrenberg Amethyst und Kristall gefunden wird.

Ehrenberg gehört jetzt zum Gerichtsamte Waldheim, zum Bezirksgerichte Mittweida, zur Amtshauptmannschaft Döbeln, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Ehrenberg zählt 63 bewohnte Gebäude mit 83 Familienhaushaltungen und 462 Einwohnern.

M. G.     




Schönfeld[VL 1]
bei Leipzig.


Schönfeld liegt ½ bis ¾ Stunde von Leipzig, zieht sich vom linken Ufer der Parthe abwärts gegen Osten, ⅜ Stunde weit, auf ziemliche Höhe hinauf.

In den Urkunden heisst dieser Ort Schoninelf. Ein Schloss hat hier schon im elften Jahrhundert gestanden und scheint seinen Namen von dem früheren Grafen von Schönfeld erhalten zu haben.

Die speciellen Nachrichten sind durch den Verlust des früheren Archivs von Schönfeld fast gänzlich untergegangen. Im sechszehnten Jahrhundert gehörte das Gut dem berühmten Dr. Georg Crakau, welcher auch mit Schönfeld bei Dresden beliehen war und der am 13. Juli 1574 von hier auf die Pleissenburg transportirt wurde und den 16. März 1575 durch die Tortur seines Verstandes beraubt, starb, auch am 18. März in Schönfeld begraben wurde. Seine fünf Kinder verkauften 1585 Schönfeld an den Kammermeister Schilling, von welchem es das Geschlecht derer von Thümmel acquirirte, bei welchem es über 200 Jahre blieb. Der berühmte Coburgische Minister und berühmte Dichter M. A. von Thümmel

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Schönefeld
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/222&oldid=- (Version vom 7.1.2019)