Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Rossthal

Textdaten
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Autor: Otto Moser
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Titel: Rossthal
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 15–16
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Rossthal.


Zwischen dem Plauen’schen Grunde und dem Dorfe Priesnitz, dessen hochgelegene uralte Kirche die Umgegend weit überragt, liegt eine Stunde von der Stadt Dresden entfernt in sehr fruchtbarer, hauptsächlich durch Obstplantagen und Alleen gezierter und ungemein bevölkerter Gegend das Rittergut Rossthal. Von seinen Fluren geniesst man eine weithinreichende Aussicht auf das herrliche Elbthal, von den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz bis zu den freundlichen Bergeshöhen Meissens herab, und die dichtgedrängten Ortschaften, darunter die stolze Königstadt Dresden mit ihren gewaltigen Brücken und stolzen Bauten, bilden mit dem Elbstrome und seinen reizenden Ufern eine Landschaft, wie es deren in unserem Vaterlande keine zweite giebt.

In den frühesten Zeiten war Rossthal ein Nonnenstift mit einer von Wallfahrten vielfach besuchten, der heiligen Rosalie gewidmeten Kapelle, deren Ueberreste leider durch den Ueberbau einer Scheune verloren gegangen sind. Diese Kapelle gab dem Orte, in welchem sich damals noch kein Rittergut befand, den Namen Rosalienthal, in Urkunden Rosztyl und Rustyl, und erst in neuerer Zeit nannte man ihn Rossthal. Das noch jetzt stehende, mit alterthümlichen Zackengiebeln und einem Thurme gezierte Schloss wurde 1657 erbaut, erlitt jedoch später mehrfache Umänderungen. In den Kriegen von 1745–1759 wurde der Ort hart mitgenommen und in der Schlacht bei Kesselsdorf, am 15. December 1745, wo die vereinigte Oesterreichische und Sächsische Armee unter Johann Adolf von Weissenfels von der Preussischen unter dem sogenannten alten Dessauer oder dem Fürsten Leopold von Anhalt Dessau geschlagen ward, hatte Rossthal eine völlige Ausplünderung zu ertragen und ging zum Theil in Flammen auf. Auch im Jahre 1813 während der Schlacht bei Dresden war Rossthal der Schauplatz blutiger Gefechte, welche mit dem Angriffe der von Murat befehligten Truppen auf die Stellung der Oesterreicher nach dem Plauenschen Grunde hin zusammenhingen. An diesem Tage wurde es mehrere Male gestürmt, dabei aber glücklicher Weise überschossen, wodurch es dem Schicksale entging, von den Flammen zerstört zu werden, eine Heimsuchung, die das nur zehn Minuten entfernte Dorf Dölschen am Abhange des Plauenschen Grundes betraf.

Der älteste bekannte Besitzer Rossthals wird in einem Register von 1468 erwähnt, worin gesagt ist, dass der Ort dem Meister Hartungk zuständig sei, die Gerichte aber nach Dresden gehörten, wohin der Schoss gezahlt werden musste. Dasselbe Register gedenkt auch schwerer Drangsale, welche Rossthals Einwohner durch die eingedrungenen Hussiten erduldeten. Später war der Ort [16] eine Präbende des Domcapitels zu Meissen und wurde im Jahre 1628 dem churfürstlichen geheimen Kammerdiener Ullmann mit Genehmigung des Churfürsten Johann Georg I. durch den Domprobst von Haugwitz in Lehn gegeben, zum Rittergute erhoben und darauf dem neuen Besitzer gegen einen jahrlichen Erbzins von drei Gülden die Erbgerichtsbarkeit ertheilt. Durch eine Zahlung von 700 Gülden erlangte das Gut später Befreiung von allen Frohnen und sonstigen Dienstleistungen. Nach Ullmanns Tode kam Rossthal in Besitz der Familie von Krahn, welcher im Jahre 1657 Churfürst Johann Georg die Ober- und Erbgerichtsbarkeit nochmals erb- und eigenthümlich bestätigte. Im Jahre 1736 gelangte Rossthal an die Herren von Nimptsch, deren Eigenthum es blieb bis 1819, einige Zeit vereinigt mit dem naheliegenden Rittergute Pesterwitz, welches später wieder davon getrennt wurde. Die Herren von Nimptsch und namentlich der zu Ende des vorigen Jahrhunderts lebende Geheimrath von Nimptsch, liessen sich die Verbesserung des Gutes durch pflegliche und sorgsame Bewirthschaftung sehr angelegen sein. In letzter Zeit gehörte Rossthal einer Frau von Dallwitz, nachher dem Kaufmann Mertz und seit 1852 ist es Eigenthum des Herrn Freiherrn Arthur von Burgk, der das Gut wiederum mit dem ihm bereits zuständigen Rittergute Pesterwitz und einigen Vorwerken vereinigte. Es umfasst zur Zeit ein Areal von 492 Ackern mit einem lebenden Inventarium von 120 Stücken Rindvieh, 400 Mastschafen, hat Dampfbrennerei, lebhaft betriebene Ziegeleien und sehr umfangreiche Obstbaumanlagen mit drei Weinbergen.

Das zum Rittergute Rossthal gehörige Dorf zählt in 18 Feuerstätten gegen 180 Einwohner und liegt etwa 1000 Schritte von der Freiberger Chaussee entfernt, 668 Pariser Fuss über der Nordsee. Etwa 600 Schritte westlich befinden sich einige vom Rittergute abgebaute Häuser, wobei die sogenannte rothe Schmiede, welche Grundstücken zusammen den Namen „der rothen Häuser“ führen. Nicht weit von Rossthal und gleichfalls auf des Rittergutes Grund und Boden liegt der Ort Neunimptsch, welcher aus einem schönen, jetzt von Bergleuten bewohnten Weinbergsgebäude und sechs Häusern besteht, und im Jahre 1794 von dem Geheimrath von Nimptsch angebaut wurde. Der Volkswitz nennt Neunimptsch „den Kuckuk oder das Juchhe“. Das erwähnte Weinbergshaus gehört zu den schönsten des Landes, es besteht aus drei Flügeln mit einem Thurme, und gewährt eine unbeschreiblich schöne Aussicht auf den Plauenschen und Zauckerodaer Grund. Am Fusse des Berges liegt ein von den Dresdenern häufig besuchtes Wirthshaus, auch führt hier ein Stollen, „der tiefe Stollen“ genannt, in das Kohlengebirge von Pesterwitz und Kohlsdorf ein.

Das Dorf Rossthal besitzt trotz seiner verhältnissmässig wenigen Einwohner schöne und bedeutende Güter mit 21½ Hufen trefflichen Feldes, die jedoch wegen des ausgezeichneten Bodens ziemlich klein sind, auch wird hier viel Obstbaumzucht und etwas Weinbau getrieben. Der Ort ist zur Hälfte nach Pesterwitz gepfarrt, die andere Hälfte gehört nach Dresden, wo die Frauenkirche Abendmahl und Trauungen, die Kreuzkirche Aufgebote und Taufen, die Annenkirche aber Leichenfeierlichkeiten zu verrichten hat. – Als Curiosum ist noch zu erwähnen, dass im Jahre 1500 hier ein Kind geboren wurde, das jeden Theil des Körpers doppelt besass.

Otto Moser, Red.