Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Polditz

Textdaten
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Autor: A.–n.
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Titel: Polditz
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 119–120
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Polditz.


Auf einer Anhöhe, die sich gegen das rechte Ufer der etwa 2000 Schritt entfernten Mulde senkt, eine kleine halbe Stunde von der Stadt Leisnig entfernt und Altleisnig grade gegenüber, liegt in einer angenehmen und freundlichen Gegend das zu dem Leipziger Kreise und dem Amte Leisnig gehörige Rittergut Polditz. Dass es, wie Schultes behauptet, eines und dasselbe mit dem Gute Poselitz sein soll, welches schon 1125 als Besitz des Klosters Buch genannt wird, lässt sich auf keine Art beweisen und dürfte wohl jedenfalls als ein Irrthum anzunehmen sein.

Auf dem Polditz gegenüber liegenden Bergrücken des andern Ufers liegt das Rittergut Gorschmitz.

Von dem Herrensitze geniesst man eine herrliche Aussicht in das Muldenthal, sowohl stromaufwärts nach der Stadt Leisnig mit ihrem Schlosse, als auch stromabwärts.

Die zu dem Rittergute Polditz gehörigen Fluren, welche in neuerer Zeit durch dazu geschlagene bäuerliche Grundstücke wesentlich vergrössert worden sind, so dass sie jetzt an 215 Acker mit 5000 Steuereinheiten betragen, liegen rings um das Gut herum, theils auf der Berghöhe mit Steigung gegen Mittag, theils in der Muldenaue. Auf dieser Flur, und zwar im Süden derselben, findet man, oder fand man wenigstens sonst, häufig Agathe und Amethyste. Ob dies auch noch jetzt der Fall ist, darüber schweigen die neueren uns vorliegenden Quellen, indess dürften die Schätze des Mineralreiches wohl vermindert, doch noch nicht erschöpft sein.

Das Rittergut ist jetzt schriftsässig und seit 1819 landtagsfähig.

Ein Dorf Polditz giebt es nicht, indess sind auf dem Grund und Boden des Gutes die Orte Wiesenthal und Dörfchen angebaut, die in 40 Häusern über 200 Einwohner zählen, und es gehörte auch noch Seydewitz und Graben (s. unten) dazu.

Eingepfarrt sind diese Ortschaften, eben so wie Polditz selbst, nach Alt-Leisnig.

Zuweilen wird Polditz auch in Gross- und Klein-Polditz eingetheilt, und der letztere Theil auch der Polditzer Graben oder kurzweg der Graben genannt; indess ist diese Eintheilung und Benennung wohl nicht als richtig zu betrachten.

Als erste Besitzer, deren die Geschichte mit Bestimmtheit Erwähnung thut, wird um 1460 das Geschlecht derer von Arras genannt, nach denen auch das zu Polditz gehörige und dicht dabei gelegene Dörfchen Arras den Namen erhielt.

Bei diesem Geschlechte blieb das Gut lange Zeit, denn auch von 1548 bis 1589 und endlich wieder 1628 wird es als Besitzer von Polditz genannt und zwar in den zuletzt erwähnten Jahren ein Balthasar von Arras. Nach anderen Angaben, die uns indess nach Berathung des Polditzer Gerichtsarchives nicht die richtigen zu sein scheinen, soll es von den Arras im Jahre 1589 Hieronymus von Maltitz um 3450 Gulden erkauft haben.

Von dieser Zeit an wechselte es indess oft die Besitzer, sowohl der Person, als dem Geschlechte nach, denn 1645 finden wir als Besitzer Hans Georg von Brösen, der zugleich das benachbarte Motterwitz besass. – Auch von dieser Angabe weichen andere Nachrichten ab, nach welcher die Brösens von 1600 bis 1663 in dem Besitz geblieben, in diesem Jahre aber das Gut wegen darauf haftender Schulden an Hans Ernst von Wiese verkauft haben sollen, welcher als Schwager der beiden Verkäufer, der Brüder Adam Abraham und Christoph Jahn von Brösen (mit welchem Letzteren sein Geschlecht erlosch) bezeichnet wird.

Nach den Angaben des Polditzer Gerichtsarchivs dagegen, dem in dieser Beziehung wohl grösserer Glaube zu schenken sein dürfte, erkaufte von den Brösen im Jahre 1656 das Rittergut Polditz Hans Julius von Wolffersdorf, von dessen Erben es dann erst im Jahre 1686 der obengenannte Hans Ernst von Wiese erkaufte. Dass dieser auf seinem Grund und Boden die Häuser (ursprünglich gegen 30) erbauen liess, die noch jetzt nach ihm den Namen Wiesenthal führen, darin stimmen unsere Quellen überein.

Bei der Familie von Wiese blieb Polditz darauf bis 1723, in welchem Jahre es öffentlich versteigert und von dem Oberpfarrer zu Mutzschen, M. Johann Philipp Oheim erstanden wurde. Nach dessen Tode kam es an dessen Schwiegersohn, den Goldschmied Johann Adam Schädlich in Eilenburg. Dessen Sohn, der Obristlieutenant Caspar Gottlieb Schädlich verkaufte es 1732 an den Major Christoph Wilhelm von der Oelschnitz. Dessen Sohn, gleichfalls Major beim Regiment Prinz Clemens, Wilhelm August von der Oelschnitz, vererbte es auf seine Gemahlin, eine geborne von Kötteritz, welche es im Jahre 1763 ihrem zweiten Manne, dem Braunschweigisch-Wolfenbüttler Kammerjunker, Wilhelm Christian von Brandenstein, überliess.

Von der Familie Brandenstein erkaufte Polditz, sowie das angrenzende Rittergut Korpitsch, im Jahre 1790 Herr Johann Gottlieb Clauss. Nach dessen Tode nahm im Jahr 1805 sein jüngerer Sohn, Friedrich Wilhelm Clauss, Polditz an, und der ältere, Friedrich Ehregott, Korpitzsch. Im Jahre 1832 endlich erkaufte der gegenwärtige Besitzer von Polditz, Herr Advokat Moritz [120] Clauss das Gut von seinem obengenannten Namens- und Bluts-Vetter, Friedrich Wilhelm.

Die Geschichte weiss von Polditz eben nicht viel zu erzählen; sie hebt daher schon als erwähnenswerthe Thatsache hervor, dass zu Anfang des siebenjährigen Krieges, in der Nacht vom 2. bis 3. September der grosse Preussenkönig, Friedrich II., sein Hauptquartier in Polditz nahm, in dessen Umgegend sich die Avantgarde seines Heeres lagerte, und dass nach dem Könige der Herzog von Braunschweig vom 3. bis zum 5. September mit zahlreichem Gefolge auf dem Herrenhofe weilte, dessen Truppen ebenfalls um Polditz lagerten.

Darf man mit Recht sagen, das sei das beste Weib, von dem am wenigsten gesprochen wird, so kann man wohl mit gleichem Grund behaupten, das sei das glücklichste Dorf, dessen Name in der Kriegsgeschichte am seltensten genannt wird, und Polditz wird gewiss mit diesem Glück zufriedener sein, als wenn sein Name mit zahlreichen kriegerischen Heldenthaten verwebt wäre.

Uebrigens ist es deshalb von anderem Missgeschick nicht ganz verschont geblieben, denn 1726 schlug der Blitz in das Gut ein und sämmtliche Gebäude und Vorräthe brannten nieder, und im Jahre 1810 verzehrten die Flammen abermals sämmtliche Wirthschaftsgebäude und die Scheune.

A.–n.