Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Möschwitz

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Möschwitz
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 139–140
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Möschwitz


11/4 Stunde nordöstlich von Plauen, 1/2 Stunde von Chrieswitz auf hohem Berghang, 1 Meile südlich von Elsterberg in stark coupirter Gegend an der alten Plauenschen-Reichenbacher Strasse gelegen.

Das Rittergut hat keine grossen Gebäude, doch sind solche sehr wohnlich, und die Wirthschaftsgebäude sind neu und in gutem Zustande.

Das Gut selbst ist nicht bedeutend, doch hat dasselbe gute Felder und vortrefflichen Wiesewachs, auch noch guten Holzbestand.

In der frühesten Zeit war Möschwiz blosses Vorwerk von Pöhl, wurde jedoch sehr bald zum besonderen Rittergute erhoben. Die Herren von Röder, welche im 15. und 16. Jahrhundert Pöhl Helmsgrün, Gansgrün, Cossengrün und Lewiz besassen, waren auch mit Möschwitz beliehen. Dieses Geschlecht blühete im Voigtlande schon zur Zeit der Erbauung der Stadt Plauen, hatte Antheil an dem weiteren Anbau der Stadt und Besitzungen daselbst. Der letzte Röder auf Pöhl, Christoph Wilhelm Ludwig, Obersteuereinnehmer und Geheimderath starb den 10. Juni 1808. Möschwitz war schon lange vorher von seinen Vorfahren verkauft worden und an eine gewisse Familie Ketzel gekommen, von welcher es in den 30ger Jahren ein Herr von Feilitzsch aus dem Hause Treuen acquirirte. Derselbe verkaufte aber solches an Herrn Opitz auf Netzschkau um das Jahr 1846 und er selbst zog nach Plauen, wo derselbe das sogenannte alte Amthaus erkaufte und nach dem Tode seiner ersten Gattin, einer gebornen Gräfe von Wiedersberg sich anderweit mit einem Fräulein von Schäfer aus dem Hause Kauschwitz verehelichte.

Herr Opitz aber verkaufte kurze Zeit nach dem Wegzuge des Herrn von Feilitzsch von Möschwitz letzteres anderweit an die Familie Ketzel. Der dermalige Besitzer ist J. L. Ketzel, ein sehr rationeller Landwirth.

Bei Möschwitz ging die alte Poststrasse von Plauen nach Reichenbach vorüber und deshalb hatte der Ort selbst im Jahre 1806 vielmalige Plünderungen, Geld- und Victualien-Erpressungen und häufige Durchmärsche zu überstehen.

Sehr oft mussten die Einwohner hiesigen Ortes flüchten, um mit Weib und Kindern durch Verstecken in die Schluchten und Schächte des nahen Eisenberges ihr Leben zu retten.

Nicht weit von Möschwiz fliesst die Elster vorüber, welche hier viele liebliche Parthieen bietet. Die Lage des sogenannten Lochhauses ist weit und breit bekannt, da durch die häufigen Besuche der Elsterüberbrückung die Reisenden auch bis hierher dem Thale entlang gelangen.

Möschwiz ist mehrmals vom Feuer heimgesucht worden und deshalb jetzt beinahe ganz neu gebaut. Viele von den Begüterten haben auch nach dem letzten grossen Brande nicht wieder im Dorfe aufgebaut, sondern vereinzelt auf ihren vom Orte etwas abseits gelegenen Besitzungen ihre neuen Wohnungen errichtet.

Möschwitz und Crieschwitz sind wohl die ältesten Orte in dieser Gegend von Plauen, wie dies der Name hinlänglich beweiset.

Denn Möschwitz ist eben so wie Crieschwitz von den alten Sorben-Wenden erbaut und soll auch in der Nähe von Möschwitz ein besonderer Opferplatz dieser Heiden gewesen sein.

Nach Einführung der christlichen Religion, wo die Ritter des deutschen [140] Ordens nach Errichtung einer Comthurei zu Plauen ihre Wirksamkeit auch auf den zu ihrer dasigen Kirche gehörigen Sprengel erweiterten und die meisten Kirchen in der Umgebung Plauens gründeten, wiesen sie Möschwitz in die neuerbaute Kirche zu Pöhl, über welches diese deutschen Herren das Collaturrecht übten, was in der Folgezeit dem Pastor und Superintendenten in Plauen überlassen wurde.

Erst im Jahre 1680 erkaufte der damalige Besitzer von Pöhl, Wolf Christoph Röder dieses Collaturrecht für 100 Thlr. vom Superintendenten Joh. Heiffel, welcher das Capital jedoch auf dem Rittergute stehen liess und mit 5 pCent verzinsete. Seine Nachfolger haben daher bis auf die neueste Zeit und bis zur erfolgten Ablösung diesen Collaturzins fortentrichtet, so wie auch das sogenannte Pfaffengetreide von Pöhl, Helmsgrün und Möschwiz in das deutsche Haus zu Plauen alljährlich abzuliefern gehabt.

Wie Möschwitz ist noch Helmsgrün, Rodlera, Neudörfel, Jocketa nach Pöhl eingepfarrt.

Die Kirche in Pöhl ist für die gesammte Kirchengemeinde gerade geräumig genug. Sie ist vom Gottesacker rings umgeben, an dessen Vorderseite die einzige Schule der Kirchfahrt steht, in welcher über 200 Kinder von einem Schulmeister unterrichtet werden.

Von Möschwitz aus nach Pöhl hin links liegt der sogenannte Eisenberg, welcher zu Pöhl gehört und jetzt noch vortrefflichen Holzboden hat. Hier wird seit undenklichen Zeiten Rotheisenstein gefunden, welcher jetzt in die lattermannschen Eisenwerke geliefert wird. Auf dem Eisenberge soll der Sage nach ein altes Schloss gestanden haben, von welchem jetzt keine Ueberbleibsel mehr zu finden sind. Am nordwestlichen Abhange des Berges findet sich allerdings eine kleine Ebene, der Ochsenstall genannt, wohin die Burgbewohner in Fehdezeiten ihr Vieh in Sicherheit gebracht haben sollen. Auf dem Berge selbst und in seiner Nähe auf dem jenseitigen Ufer der Elster arbeiten 40 Bergleute in 3 Schächten, 4 Stollen und einem Flötzbruche unter specieller Aufsicht eines Obersteigers. Der Eisenstein ist von vorzüglicher Güte.

Pöhl hat nur 1/4 Stunde an den Anhaltepunkt der Sächs. Bayerischen Eisenbahn bei Jocketa, weshalb von den Bewohnern von Pöhl solcher öfter benutzt wird, wogegen Möschwitz weiter davon entfernt liegt und es vorzieht, zu Fusse und zu Wagen in die benachbarte Stadt Plauen zu kommen.

Möschwitz ausser dem Rittergute hat 17 Bauergüter, 12 Kuhhäuser, 9 Trifthäuser mit 251 Einwohnern.

Der Ort mit Rittergut gehört zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Plauen, natürlich auch zur Amtshauptmannschaft des letzteren Ortes und zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.