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Ordens nach Errichtung einer Comthurei zu Plauen ihre Wirksamkeit auch auf den zu ihrer dasigen Kirche gehörigen Sprengel erweiterten und die meisten Kirchen in der Umgebung Plauens gründeten, wiesen sie Möschwitz in die neuerbaute Kirche zu Pöhl, über welches diese deutschen Herren das Collaturrecht übten, was in der Folgezeit dem Pastor und Superintendenten in Plauen überlassen wurde.

Erst im Jahre 1680 erkaufte der damalige Besitzer von Pöhl, Wolf Christoph Röder dieses Collaturrecht für 100 Thlr. vom Superintendenten Joh. Heiffel, welcher das Capital jedoch auf dem Rittergute stehen liess und mit 5 pCent verzinsete. Seine Nachfolger haben daher bis auf die neueste Zeit und bis zur erfolgten Ablösung diesen Collaturzins fortentrichtet, so wie auch das sogenannte Pfaffengetreide von Pöhl, Helmsgrün und Möschwiz in das deutsche Haus zu Plauen alljährlich abzuliefern gehabt.

Wie Möschwitz ist noch Helmsgrün, Rodlera, Neudörfel, Jocketa nach Pöhl eingepfarrt.

Die Kirche in Pöhl ist für die gesammte Kirchengemeinde gerade geräumig genug. Sie ist vom Gottesacker rings umgeben, an dessen Vorderseite die einzige Schule der Kirchfahrt steht, in welcher über 200 Kinder von einem Schulmeister unterrichtet werden.

Von Möschwitz aus nach Pöhl hin links liegt der sogenannte Eisenberg, welcher zu Pöhl gehört und jetzt noch vortrefflichen Holzboden hat. Hier wird seit undenklichen Zeiten Rotheisenstein gefunden, welcher jetzt in die lattermannschen Eisenwerke geliefert wird. Auf dem Eisenberge soll der Sage nach ein altes Schloss gestanden haben, von welchem jetzt keine Ueberbleibsel mehr zu finden sind. Am nordwestlichen Abhange des Berges findet sich allerdings eine kleine Ebene, der Ochsenstall genannt, wohin die Burgbewohner in Fehdezeiten ihr Vieh in Sicherheit gebracht haben sollen. Auf dem Berge selbst und in seiner Nähe auf dem jenseitigen Ufer der Elster arbeiten 40 Bergleute in 3 Schächten, 4 Stollen und einem Flötzbruche unter specieller Aufsicht eines Obersteigers. Der Eisenstein ist von vorzüglicher Güte.

Pöhl hat nur 1/4 Stunde an den Anhaltepunkt der Sächs. Bayerischen Eisenbahn bei Jocketa, weshalb von den Bewohnern von Pöhl solcher öfter benutzt wird, wogegen Möschwitz weiter davon entfernt liegt und es vorzieht, zu Fusse und zu Wagen in die benachbarte Stadt Plauen zu kommen.

Möschwitz ausser dem Rittergute hat 17 Bauergüter, 12 Kuhhäuser, 9 Trifthäuser mit 251 Einwohnern.

Der Ort mit Rittergut gehört zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Plauen, natürlich auch zur Amtshauptmannschaft des letzteren Ortes und zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     




Thürnhof


1/4 Stunde von der Reuss-Greitzer Gränze, an dem Gebirge, welches Elsterberg gegenüber sich vom rechten Ufer der Elster emporhebt, 4 Stunden nördlich von Plauen, eine Stunde von Greitz und Mylau, 3/4 Stunde von Netzschkau, 11/2 Stunde von Reichenbach, dicht bei dem dorflosen Rittergute Coschütz, in einer reizenden Gegend gelegen. Südöstlich erhebt sich sehr hoch das Vorgebirge zwischen der Elster und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/212&oldid=- (Version vom 24.2.2017)