Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Klingenberg

Textdaten
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Titel: Klingenberg
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 76–77
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Klingenberg.


Auf einem ziemlich hohen Felsen am linken Ufer der wilden Weisseritz liegt sehr romantisch das Schloss Klingenberg. Stattlich blickt es hinab in das Weisseritzthal, das von Mittag her mit vielfältigen Krümmungen, bald enger, bald weiter, bis zur 2 Stunden entlegenen Stadt Tharand in nordöstlicher Richtung, sich hinschlängelt, viele anziehende und reizende Punkte dem Besucher darbietend, belebt durch die Geschäftigkeit zweier unter dem Schlosse gelegener Mühlen, eingefasst von fruchtbaren Wiesen und Auen, und beschattet an Ufern und Seiten von üppiger Waldung. Hier, ziemlich in der Mitte von Freiberg, Tharand und Dippoldiswalde, war die Grenzscheide des Meissner und Erzgebirgischen Kreises.

Ist auch die Zeit der Erbauung des Schlosses unbekannt, so dürfte sie doch weit in der Vorzeit zu suchen sein; denn Bauart und Antiken, die Verbindung der Gemächer, Keller und Verliesse, sowie die Treppe aus dem Rittersaale in den Keller lassen schliessen, dass es eine der ältesten Ritterburgen Sachsens ist. Zur Zeit der Reformation war es im Besitze der Ritter von Theler, deren Herrschaft sich über die ganze östliche Umgegend, Ruppendorf, Höckendorf, Potzschappel etc. erstreckte, wie Urkunden und Ruinen von Ruppendorf und Höckendorf (1 Stunde von hier) beweisen. Blühend war damals dieses Geschlecht, fabelhaft reich durch zahlreiche Bergwerke hier und in Höckendorf, höchst ergiebig an edlem Metall, welches die Ritter in eignen Schmelzhütten an der Weisseritz schmolzen. Eine furchtbare Ueberschwemmung zerstörte die Werke, Zeit und Krieg verwischten die Spuren, und nicht hat man sie bis jetzt auffinden können, wenn nicht die in unserm Jahrhunderte aufgenommene Grube: „Edle Krone“ dazu führt. Mögen auch die Ritter verschiedene Wohnsitze gehabt haben, so ist doch anzunehmen, dass sie auf Klingenberg gehaust, wie das Erbbegräbniss derselben in der hiesigen Kirche auf der Nordseite beweisen dürfte. Auch stellt hier ein steinernes Epitaphium den Ritter Ulrich Otto von Theler in Lebensgrösse, aber knieender Stellung dar, welcher vor der Reformation lebte und wegen eines Priestermordes nach Jerusalem wallfahrten musste. Zurückgekehrt setzte er seine Büssung fort, und um sich den Weg nach Golgatha zu versinnlichen, liess er steinerne Säulen mit Heiligenbildern von seinem Gute Höckendorf aus eine Strecke Weges errichten, von welchen noch einige zu sehen sind. – Von einem Konrad von Theler ging Schloss Klingenberg 1621 auf Sigismund von Haugwitz über, und 1633 auf Reichbrodt von Schrenkendorf. In dieser Familie, welche sich in hiesiger Kirche durch Schenkungen und Vermächtnisse [77] vielfach verewigte, und von der besonders der Ahnherr Reichbrodt noch im Munde des Volkes lebt, vererbte das Schloss bis 1736, wo es an den Chursächsischen Conferenzminister Ferdinand Bernhard Grafen von Zech verkauft wurde. Von ihm rühren viele Anlagen und Verschönerungen der Gärten, sowie der nördliche Thurm des Schlosses her. Auch vermittelte er den Neubau der sehr baufälligen Kirche, machte Schenkungen und stiftete Legate für Kirche und Schule. Sein Nachfolger war der Commissionsrath Georg Wilhelm Liebe und seit 1798 die Familie des jetzigen Besitzers Karl Heinrich Leopold Sachsse, welcher selbst im Jahre 1837 damit belehnt wurde. Unter ihm wurde es nach und nach nothwendig, die Wirthschaftsgebäude und die Brauerei zu erneuern und zu vergrössern.

Nach allen Seiten erhebt sich des Schlosses Grund und Boden, an Flächenraum 480 Acker; bietet neben gut bestandener Waldung, auch treffliche Fluren, zwar etwas schwierig in der Bearbeitung, aber gut und trocken im Boden und sehr ergiebig in den Früchten; grasreiche Gärten, sich eignend und wohl benutzt zum Obstbau, offen gegen die Sonne des Mittags und geschützt vor den kalten Winden des Nordens.

Auswärtige Besitzungen waren früher Wurgewitz, Hammer und Niederhermsdorf, deren Dienste und Gerichtsbarkeit erst in neuerer Zeit an den Besitzer von Wurgewitz, Herrn Brendel, verkauft wurden. Ebenso hatte Reichbrodt von Schrenkendorf eine Wiese von 40 Acker im Tharander Walde auf der Südseite zwischen Grüllenburg und Naundorf, gekauft, die noch jetzt zum Rittergute gehört und den Namen: „Reichbrodt’s Wiese“ führt.

Vom Schlosse aus streicht westwärts ein nicht zu breites Thal, an dessen Seiten das Dorf Klingenberg liegt, mit ungefähr 100 Baustellen, darunter einige 20 Bauergüter, und mit 700 Seelen. Für den Landbau wird rüstig gearbeitet und zeigen sich rege Fortschritte, sowie auch der Obstbau nicht vernachlässigt wird. Besonders zahlreich sind die Maurer und Zimmerleute, die seit 200 Jahren Innungen hier haben. – Höchst verderblich war für den Ort der Hussitenkrieg, indem Kirche, Pfarre und Schule eingeäschert wurden, und nach demselben nur Erstere aufgebaut werden konnte. Darum fehlen dem hiesigen Pfarrgut die Gebäude, die Kirche ist Schwesterkirche von Dorfhain und die Collatur ruht mit auf dem Rittergute. – Die Kirche, welche vielfache Andenken an die Gutsherrschaften alter und neuerer Zeit aufzuweisen hat, feierte 1842 ihr Jubiläum; die Schule, im vorigen Jahrhundert gegründet und theilweise durch herrschaftliche Legate dotirt, wurde 1852 neugebaut, und sind Beide eine Zierde des Ortes? –

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