Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Grossstädteln

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Grossstädteln
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aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 153–154
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Grossstädteln


zwei Stunden südlich von Leipzig am linken Ufer der Pleisse gelegen.

Das ansehnliche Rittergut kann als das gräfliche Hohenthalische Stammgut gelten.

Das dasige Schloss ist eine Zierde des Orts und der Umgegend und der an demselben befindliche Park kann mit den berühmtesten wetteifern. Zum Gute gehört eine bedeutende Waldung und starke Brauerei.

Im Orte selbst ist ein Gasthof an der sogenannten Luccaer Strasse gelegen.

Im 16. Jahrhundert wurde Oetzsch zu Grossstädteln gekauft und erhielt die Schriftsässigkeit, welches nebst dem hart bei Grossstädteln liegenden Klein-Städteln 12 Hufen besass.

Grossstädteln hat 42 bewohnte Gebäude, 69 Familienhaushaltungen mit 312 Einwohnern und gehört jetzt zum Gerichtsamt Zwenkau, zum Bezirksgericht Leipzig, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig. Grossstädteln mag schon sehr früh erbaut worden sein und gehörte zu einer grössern Herrschaft. Erst in spätrer Zeit kam es in die Hände einzelner Besitzer, und als die ersten derselben werden uns die Herren von Pflugk genannt, die auch Eythra und andere Güter in hiesiger Gegend besassen. Von den Herren von Pflugk kam Grossstädteln an die Herren von Erdmannsdorf; dann an die Herren von Dieskau, von welchen es die Familie von Kospoth acquirirte. Nach dem Geschlecht derer von Kospoth kamen die Herren von Lüttichau in Besitz dieses Gutes und von diesen kaufte es Peter Hohmann, der Stammvater der Hohenthalschen Familie, deren Verzweigung und Verwandtschaft wir bei der Geschichte von Lauer, hinsichtlich der zweiten Linie schon näher beschrieben haben.

Der derzeitige Besitzer ist der Graf Peter Wilhelm von Hohenthal auf Grossstädteln und Deuben, welcher der ersten Linie des Grafen von Hohenthal angehört. Als Stammvater dieser Linie wird der Reichsgraf Peter Carl genannt, geboren am 4. Septbr. 1784, des verstorbenen Reichsgrafen Peter Karl Wilhelm und der ebenfalls mit Todte abgegangenen Christiane Sophie geb. von Watzdorf aus dem Hause Jestnitz, Herr auf Döbernitz, königl. sächs. Kreis-Hauptmann a. D.

Dieser Peter Carl, Graf von Hohenthal, war vermählt mit Caroline Julie Sophie von Unruh, des Königl. preuss. General-Lieutenant Carl Philipp von Unruh Tochter.

Der Sohn dieses Peter Carl Graf von Hohenthal war Peter Alfred, geb. 5. Dzbr. 1806 Besitzer der jetzt dem Fürsten Radali gehörenden Standesherrschaft Königsbrück mit Steinborn Ritter des St. Johanniter-Ordens, erbl. Mitglied der ersten Stände-Kammer des Königreichs Sachsens und Königl. sächs. Kammerherr; in erster Ehe vermählt mit Louise geb. Prinzessin Biron von Curland, letztre ist am 14. Aug. 1845 mit Tode abgegangen und Herr Graf Peter Alfred von Hohenthal hat sich dann am 3. Octbr. 1846 mit Luisa Marie [154] Friederike geb. Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg[WS 1] verheirathet.

Die Geschwister von diesem Grafen Peter Alfred von Hohenthal sind folgende:

Eleonore Auguste Frau auf See bei Niesky vermählt mit Ludwig Grafen zur Lippe auf Sproitz und Küpper.

Peter Wilhelm, geb. den 20. März 1799, Herr von Grossstädteln und Deuben, verm. seit dem 13. Aug. 1828 mit Elise geb. Erhart, geb. 16. April 1804, deren Tochter ist

Wilhelmine, vermählt mit Emil Herrmann Freiherrn Cerrini de Monte Varchi, k. sächs. Lieut. a. D.

Grossstädteln liegt nicht weit von dem Anhaltepunkt Gaschwitz, weshalb man jetzt häufig von Gaschwitz aus, vorzüglich an Sonntagen viele Lustwandelnde von Leipzig in Grossstädteln und den benachbarten Orten erblickt.

Das früher so stark besuchte Oetzsch ist dadurch etwas in’s Hintertreffen gekommen, obschon Oetzsch selbst am Rande des Raschwitzer Holzes sehr angenehm liegt. Der Weg durch die mit kleinen Eichenbüschen untermengten Wiesen von hier nach Delitz gilt mit Recht für einen der belohnensten in der Leipziger Gegend und früher wurde es vorzüglich zu Ostern und Pfingstzeiten sehr stark von Leipzig aus besucht.

Oetzsch ist nach dem ¼ Stunde gegen Westsüdwest gelegenen Gautzsch gepfarrt, dagegen hat Grossstädteln seine eigene Mutterkirche und Schule, wovon ein Filial zu Gross-Deuben sich befindet. Dagegen sind Klein-Städteln, Gaschwitz, Debitz-Deuben und Klein-Deuben mit der Gross-Städtelschen Kirche verbunden.

Grossstädteln hat wie Gautzsch, Gaschwitz, Deuben in dem Jahre 1813 durch die Leipziger Schlacht viel gelitten und unsägliches Elend durch Feuer und Schwerdt ertragen müssen.

Südwestlich von Gaschwitz verbreitet sich schon der im Bezirke Zwenkau gelegene grosse Harth-Wald, zwischen dem Flossgraben und der Gössel, ein kleiner unweit dem Dorfe Rohrbach im Gerichtsamtsbezirke Grimma entspringender Fluss, welcher nach einem etwa 4stündigen Lauf von Westen nach Osten gehend bei dem Dorfe Krostewitz in die Pleisse fällt. Der Harth-Wald besteht aus Laubholz und wird vom Oberförster zu Zwenkau beaufsichtigt.

Wenn man die Fusswanderung von Grossstädteln weiter nach Leipzig fortsetzen und nicht nach Gaschwitz zurückkehren und die Eisenbahn benutzen will, so kann man einen sehr angenehmen Weg nach den nicht weit von Grossstädteln entfernt gelegenen Raschwitz einschlagen, einen sonst berühmten Vergnügungsort der höheren Stände Leipzigs. Früher war Raschwitz ein Rittergut, jetzt gilt es blos noch als Vorwerk. Am 13. Octbr. 1779 kam es wieder in den Besitz des Leipziger Raths für 14000 Thaler. Im Jahre 1835 ist es von der Stadt an den Besitzer des Hôtel de Pologne, August Pusch verkauft worden, und man hoffte durch Herrn Puschens besondere Thätigkeit das Aufblühen dieses ehedem so beliebten Vergnügungsortes. Allein vergebens. Die Eisenbahn hat nicht allein neue Verkehrswege, sondern auch neue Vergnügungsorte eröffnet und das nahe Schöne wird nicht mehr geliebt, man sucht in der Ferne Zerstreuung.

Grossstädteln mit Oetzsch, Raschwitz, Gautzsch und Zöbigker gehörte wohl in den frühesten Zeiten zu den wendischen Gau Ghutici, wovon der Hauptort Gautzsch gewesen ist, wohin auch Raschwitz, Oetzsch, Cospuden und Lauer eingepfarrt sind.

Die ganze Gegend und somit auch Grossstädteln baut schönes Getreide und viele Gartenfrüchte.

Ueberhaupt gehört der Boden zu den besten Arten und die vielen köstlichen Auen geben ein herrliches nährendes Futter; auch vortreffliches Obst wird gebaut.

Grossstädteln hängt mit Kleinstädteln fast zusammen und an Kleinstädteln grenzt, sofort wieder Gaschwitz, so dass diese 3 Orte beinahe ganz zusammenhängend erscheinen.

Ueberhaupt gehört diese ganze Parthie zu einer der lieblichsten von Leipzigs Umgebung. Wir erinnern dabei nur noch an den herrlichen Weg von Gaschwitz nach Zehmen und weiter hinauf an der Pleisse.

Die herrlichsten Auen sind hier zu erblicken und mit alten Erinnerungen aus der Vorzeit, die vielseitigen Stoff zu den schönsten Romanen bieten.

(M. G.)     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Glöcksburg