Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Drauschkowitz
¾ Stunden von Gaussig und 1¾ Stunden von Bautzen in angenehmer schöner Gegend.
Der Ort selbst ist, wie seine Endung darthut, sehr alten Ursprungs und fällt in die alte Heidenzeit. Er mag sogar früher viel grösser gewesen und später aus den einzelnen Gütern erst das Rittergut entstanden sein, welches nicht unbedeutend ist.
Es hat ein schönes Herrenhaus mit daran befindlichem Garten und die Oeconomie wird auch hier, wie auf allen den Schall-Riaucour Familien-Fideicommiss-Gütern rationell betrieben.
In den frühesten Zeiten gehörte das Gut den Herren v. Haugwiz.
Im 18ten Jahrhundert kaufte das Gut Andreas Reichsgraf von Riaucour, churfürstlich Sächsischer Conferenz-Minister und wirklicher Geheime Rath; auch Gesandter am churfürstlich Pfalzbaierischen und Trierschen Höfen, Reichsritter und Ritter des Königl. Polnischen weissen Adler-Ordens, vermählt mit Henriette Freifrau von Wreeden. Bald wurde Drauschkowiz zu dem von dem neuen Käufer errichteten Familien-Fideicommiss geschlagen, welches nun aus den Ortschaften Crostau, Rhodewiz mit Sonneberg, Eulowiz, Boderwiz, Gaussig, Medewiz, Dühmen, Golenz, Malschwiz, Guttau, Brösa, Gleina, Wartha, Putzkau, Tröbigau, Naundorf, Zockau, Günthersdorf und Drauschkowiz bestand.
Nach dem Tode des Stifters succedirte in diesem Familien-Fideicommiss seine Tochter Frau Henriette Louise vermählte Gräfin von Schall; deren Gemahl war Carl Theodor Reichsgraf von Schall, Besitzer der Grafschaft Megen, churfürstl. Baierischer Geheime Rath und ausserordentlicher Gesandter am Sächsischen Hofe, Ritter des St. Joseph Ordens.
Nach dem in Paris 1832 erfolgten Tode des Herrn Grafen von Schall übernahm die Fideicommiss-Herrschaft Herr Carl Graf von Schall-Riaucour, vermählt mit Frau Amalie geb. Gräfin von Seinsheim, welcher seinen Wohnsitz in Gaussig genommen hat.
Zu dem Rittergute Drauschkowiz gehörten bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation Katschwiz, Neu-Katschwiz oder Neu-Drauschkowiz; alle diese Orte sind nicht von grosser Bedeutung, Drauschkowiz das Rittergut hat nur 4 Gärtner und 2 Häusler, in Katschwiz befinden sich 1 Dreiviertels-Bauer, 2 Gärtner und 3 Häusler, in Neu-Katschwiz oder Neu-Drauschkowiz sind 6 Kleingärtner und 1 Häusler.
Alle treiben Feldbau und Obstzucht.
Alle die genannten Orte sind mit Birckerode, Brösang, Diehmen, Neu-Diehmen, Galenz, Klein-Gaussig, Medewiz, und Puschermühle mit Weissnaulitz nach Gaussig eingepfarrt, und ausserdem noch 10 meissnische Ortschaften Arnsdorf, Neu-Arnsdorf, Cossern, Detzschen, Ganschwiz, Günthersdorf, Naundorf, Postschenke, Schlunkwiz, Zockau, im Ganzen also 22 Ortschaften, welche auch alle sehr nahe beieinander zusammen liegen.
Eingeschult nach Gaussig sind die Orte: Birckerode, Brösang, ein Theil von Diehmen, Drauschkowiz, Galenz, Katschwiz, Neu-Katschwiz, Klein-Gaussig, Medewiz, Puschermühle, Cossern, Günthersdorf, Naundorf und Zockau.
[216] Die Kirche zu Gaussig würde natürlich nicht gross genug für die Eingepfarrten sein, wenn letztere nicht aus Wenden und Deutschen beständen und demnach beim Gottesdienste, der an jedem Sonn- und Festtage in wendischer und deutscher Sprache gehalten wird, getheilt wären.
In der Kirche hängt eine Tafel von wail. Herrn Christoph Wilhelm von Salisch und Grossgraben auf Arnsdorf und Schlunkwiz, welche den Salischen adlichen Stamm von des Vaters Linie und den Salischen adlichen Stamm von der mütterlichen Seite enthält.
Vor der Reformation hatte der Pfarrer in Göda das hiesige Pastorat zu vergeben. Nach dem Davongehen des letzten katholischen Pfarrers, sagte der Decan den damaligen hiesigen katholischen Pfarrer vom Gehorsam gegen den protestantischen in Göda los.
Der Pfarrer Jentzsch, welcher auf diese Weise vom Decan Leisentritt eingesetzt worden war, musste jedoch seinen Platz 1575 wieder aufgeben und es wurde auch hier die Reformation eingeführt.
Jetzt übt natürlich das Collaturrecht die Gerichtsherrschaft von Gaussig.
Das Rittergut Gaussig besass einst der Vater der Gräfin von Rochlitz, der Generallieutenant Rudolph von Neitzschütz.
Uebrigens erinnert in hiesiger Gegend nichts weiter an die alte slavische Vorzeit, als die, vielen lausitzer Gegenden noch eigene, von mehr als 40,000 Zungen gesprochene wendische Sprache, aus welchen die meisten Namen der Ortschaften, Wälder, Berge und Gewässer sich herleiten lassen.
Aber doch gerne verweilt man hier und heimisch fühlt man sich allüberall. Mit Entzücken sieht man auf die 75 dem Sachsenlande verschwestert gebliebenen Quadratmeilen mit ihren Ebenen, Thälern und Bergen, die mit dem Riesengebirge und den Sandstein-Ketten der Sächsischen Schweiz verbunden, sich waldig darstellen, als sei die gastliche Lausche ihr Oberhaupt, und ihr Zeuge ritterlicher, klösterlicher Vorzeit der denkwürdige mit Ruinen gekrönte Oybin.
Möchte es diesem Album vergönnt sein, noch mehre Rittersitze der Oberlausitz zu beschreiben und in Abbildung zu bringen. Denn es hat noch viele herrliche Orte, die hier noch nicht aufgenommen sind, es hat noch Burgen und Rittersitze, die der Erwähnung sehr werth sind.
Möge ferner die herrliche Provinz blühen und gedeihen und von allem Ungemach befreiet bleiben, was früher oft so gross über die Lausitz kam.
Alle die Orte um Budissin haben schwere Kriegsdrangsale zu verschiedenen Zeiten zu dulden gehabt und dazu gehört natürlich auch Drauschkowiz.
Die einzelnen Specialitäten sind bei der Erwähnung der von Schall-Riaucour’schen Familien-Fideicommiss-Gütern schon in diesem Album erwähnt, so dass wir die besonderen Ereignisse hier nicht wieder aufzählen wollen, um nicht langweilig zu werden und uns der Wiederholung nicht schuldig zu machen.
Drauschkowiz mit Brösang und Katzschwiz hat 38 Häuser, in welchen 205 Bewohner leben, die zum Gerichtsamte Bautzen gehören.