Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Dobeneck

Textdaten
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Autor: H.
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Titel: Dobeneck
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 28–30
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Dobeneck.


Der Name des Dorfes Dobeneck ist slavischen Ursprungs und bedeutet eine wohlgelegene oder gute Veste, weshalb anzunehmen ist, dass das hiesige Schloss im zehnten Jahrhundert als eine Grenzburg des grossen Gaues Dobenawe oder Plawen erbaut wurde. Das Dorf besteht aus 12 Häusern mit 80 Einwohnern und liegt 2 Stunden südlich von Plauen am rechten Ufer der hier gespaltenen Elster, nahe beim Geiersberge, zwischen Raschau, Schönbrunn, Planschwitz und Stein.

Das Schloss Dobeneck auf einen Felsenvorsprunge des rechten Elb[1]ufers erbaut, ist das Stammschloss des alten Voigtländischen Geschlechts der Herren von Dobeneck, welches früher in hiesiger Gegend bedeutende Güter besass, jetzt aber nur noch in Baiern ansässig ist. Durch Lage und künstliche Befestigung fast uneinnehmbar gemacht, gehörte die Veste zu den wichtigsten Edelsitzen des Voigtlandes und ihre Herren genossen grosses Ansehen weit umher. Zu jener Zeit, wo hauptsächlich nur der Adel Geltung besass und sich im Genuss bedeutender Vorrechte befand, während der Bürger neben ihm kaum bemerkt wurde, der Bauer aber sein leibeigener Sclave hiess, durfte der Edelmann mit fast unbeschrankter Willkühr in der Umgebung seines Schlosses thun, was ihm gefiel, doch war dieses Leben für ihn keineswegs ein freudenreiches und ruhiges, denn wie seine Hand gegen Jedermann, war auch wiederum Jedermanns Hand gegen ihn, und das Leben des mittelalterlichen Landadels erscheint durchaus nicht beneidenswerth, wenn wir die Schilderung lesen, welche Ulrich von Hutten, Luthers Freund, von dem Aufenthalte eines Edelmanns auf seinem einsam gelegenen Schlosse entwirft:

Man lebt auf dem Lande in Wäldern und in jenen Gebirgshöhlen, die man Burgen nennt. Die uns ernähren sind äusserst dürftige Landleute, denen wir unsere Aecker, Weinberge und Wiesen verpachten müssen. Das Pachtgeld, welches dieselben zahlen, ist für die daran gewandte Mühe äusserst geringe und wenig. Wenn es ansehnlich und ergiebig sein soll, so erfordert es eine grosse Sorgfalt und unendliche Anstrengung. Denn wir müssen die fleissigsten Hauswirthe sein und überdiess uns auch noch dem Dienste irgend eines Fürsten ergeben um die nöthige Sicherheit zu geniessen. Denn wenn der Edelmann nicht im Dienste steht, so glauben Alle gegen ihn sich herausnehmen zu dürfen, was sie wollen, und ist er auch drin, so bleibt die Hoffnung doch noch mit vieler Gefahr und täglicher Furcht verknüpft. Geht der Burgherr einmal aus dem Hause, muss er besorgen, dass er Denen in die Hände falle, die mit jenen, er sei was für ein Fürst er wolle, Händel haben oder mit ihm in Fehde befangen sind. Geschieht es zu seinem Unglück, so verliert er das halbe Vermögen durch die Auslösung, und so entspringt oft daher, woher ihm Schutz zugesichert ist, gerade Unterdrückung. – Die Edelleute auf den Schlössern und Vesten müssen nur deshalb Pferde halten, Waffen [29] anschaffen und mit einem zahlreichen Geleite versehen sein, das Alles grossen und schweren Aufwand erfordert. Nirgend hin und nicht auf zwei Ackerlängen weit dürfen wir anders als mit Waffen versehen lustwandeln. Keinen Weiler dürfen wir unbewaffnet besuchen und nicht auf die Jagd noch auf die Fischerei ausgehen, ohne in Eisen gekleidet zu sein. Indessen ereignen sich doch häufig wechselseitige Streitigkeiten zwischen unsern und andern Bauern, und es vergeht kein Tag, da man uns nicht einen Streithandel vorträgt, den wir mit aller Vorsicht beilegen müssen. Denn sobald ich zu eigenwillig das Meinige behauptete oder auch das angethane Unrecht ahndete, so entstünde ein Krieg, und wenn ich zu geduldig nachsähe oder aus dem Meinigen etwas überliess, so würde ich gleich der Habsucht und Ungerechtigkeit Aller preisgegeben sein, indem was einem zugestanden worden, gleich alle Andern bewilligt haben wollen. Das geschieht aber nicht etwa unter Fremden, nein, unter Schwägern, Verwandten und Vettern, ja sogar unter Brüdern. Und das sind unsere Annehmlichkeiten des Landlebens, das ist die Muse und die Ruhe welche wir geniessen. Selbst die Burgwarte, sie mag sich auf einem Berge oder im Thale befinden, ist nicht zur Annehmlichkeit, sondern zur Befestigung erbaut, mit Mauern und Wällen umgeben; inwendig enge mit Wohnplätzen für das Vieh und die Heerden eingerichtet, und daneben befinden sich dunkle Gewölbe mit Geschossen, Pech und Schwefel und übrigen Rüstungen von Waffen und Kriegswerkzeugen angefüllt. Ueberall nichts als Pulvergestank, dann Hunde, und sollts denken, der liebliche Hundegestank und Schmutz. Endlich ab und zugehende Reiter, worunter Räuber, Diebe, Mörder. Denn allen diesen stehen unsere Thore offen, und wir können nicht wissen, wer ein Jeder ist, noch dürfen wir darauf achtgeben. Man hört nichts als das Geblöcke der Schafe, das Brüllen der Ochsen, das Wiehern der Pferde, das Gebell der Hunde, das Geschrei der Arbeitsleute auf dem Felde, das Rollen und Knarren der Wagen und Karren und sogar im Hause selbst das Geheul der Wölfe, weil es dem Walde nahe liegt. Jeder Tag bringt neue Sorge und Bekümmerniss für den morgenden. Es herrscht eine beständige Bewegung und ewige Unruhe den Acker zu pflügen und anzusäen, im Weinberge zu arbeiten, Bäume zu setzen, Wiesen zu wässern, zu eggen, zu düngen, zu schneiden, zu dreschen. Nun kommt die Ernte, nun kommt die Weinlese. Steht es nur in einem Jahre damit übel, dann jämmerliche Armuth, erbärmliche Theuerung. Also niemals eine Zeit, wo man nicht bewegt, beunruhigt, geängstigt, abgezehrt, niedergeschlagen, aufgeschreckt, ausgetrieben und ausgejagt wird.

Von den Rittern von Dobeneck auf der Burg Dobeneck unterschrieb 1284 Arnold von Dobeneck mit zwei Trützschlern auf Strassberg Heinrich von Neuhoven, Poppo von Lunzen, Heinrich Assmann und Poppo von Lünewacz eine Urkunde, worin Graf Otto von Arnshaugk den Orden der deutschen Herren mit der Kapelle zu Strassberg belehnte. Sämmtliche hier genannte Edelleute waren Arnshaugksche Landsassen. 1327 wird bei Gelegenheit der Lehnsübertragung Plauens an die Krone Böhmen unter den Zeugen auch Ritter Nickel von Dobeneck genannt, mit dem Zusatze „Kriegsmann und Waffenträger unserer vorgenannten Herren von Plauen“. Um das Jahr 1335 beschenkten die von Dobeneck das adelige Nonnenkloster zum heiligen Kreuze bei Saalburg mit Lehnen und Zinsen in den ihnen gehörigen Dorfe Stelzen. Adelheid von Dobeneck schenkte 1401 dem Mönchskloster zu Hof ein Gut zu Langenbach und Ursula von Dobeneck war gegen Ende des 15. Jahrhunderts Aebtissin des Claraklosters zu Hof. Der sittliche Ruf dieser Nonnen war nicht viel besser als derer im Kloster zu Saalburg, weshalb sie 1502 einer Special-Visitation unterworfen wurden, in deren Acten gesagt wird: „damit gleichwohl die armen Schwestern nicht allerdings ungetröstet bleiben, soll der unterirdische Gang von den Franziskanern in das Nonnenkloster offen gelassen werden.“ –

Wilhelm von Dobeneck auf Dobeneck und Gottmannsgrün hatte sich in seiner Eigenschaft als unmittelbarer Reichsvasall in den Jahren 1449 und 1450 Graf Friedrich von Hennebergs Verbündeten gegen die Schwäbischen Reichsstädte angeschlossen und dabei einen bedeutenden Theil seines Vermögens verloren. Sein Sohn, Kühnmuth von Dobeneck auf Dobeneck und Gottesgrün, und dessen Bruder Fabian, nebst einen Ritter, Guttheil von Dobeneck, mit noch 38 Edelleuten von der Reichsritterschaft verbanden sich 1465 gegen den Bischof Johann von Würzburg, wurden aber zwischen den Dörfern Sundbach und Herlesdorf von des Bischofs Kriegsleuten überfallen und gefangen. Durch diesen Unfall kamen Kühnmuths Vermögensverhältnisse so herab, dass er sich genöthigt sah 1468 die Burg seiner Väter zu veräussern. – Später werden von den Dobenecks noch genannt 1486 Jürge von Dobeneck auf Frössen; 1496 Fabian von Dobeneck, der in diesem Jahre sein Schloss Reichenfels verpfändete; 1500 Hiob von Dobeneck als Bischof von Pommeran an der Ostsee; 1534 Wilhelm von Dobeneck auf Brandenstein, der wegen eines Anfalls auf Siegmund von Magwitz sammt seinem Schwiegervater, Kaspar von Feilitzsch auf Zedwitz landesflüchtig werden musste; 1535 Hans und Fabian von Dobeneck als Begüterte in der Herrschaft Schleitz; 1549 Adam von Dobenek, als Herr auf Weissendorf; 1559 Christoph von Dobeneck auf Frössen; 1652 Heinrich von Dobeneck auf Plintendorf, 1712 Christian Heinrich von Dobeneck auf Plintendorf und endlich 1748 Adam von Dobeneck, der Plintendorf 1748 in Lehn nahm. Er war der letzte Dobeneck welcher im Voigtlande ein Gut besass, seine Nachkommen siedelten nach Baiern über.

Als Kühnmuth von Dobeneck zur Veräusserung seines Stammschlosses schreiten musste, erwarb dieses einer seiner Vettern, ein Herr von Neuberg oder Neipperg, dessen Vorfahren 1361 aus Böhmen herübergekommen, von Hans von Sparneck die Schlösser Sparneck und Waldstein mit der Stadt Mönchberg erkauft hatten. Friedrichs von Neipperg geschieht 1501 Erwähnung. Das Gut Dobeneck blieb bei dieser reichbegüterten Familie bis zum Anfange des 18. Jahrhunderts, wo es durch Kauf an die Familie Hickmann kam, welche das Gut, nebst dem zu Taltitz gelegenen Vorwerke Eulenstein in der Person des Herrn Georg Heinrich Hickmann noch jetzt besitzt.

In geschichtlicher Beziehung ist zu bemerken, dass im Jahre 1633 der sogenannte „schwarze Tod“ eine furchtbare Pest auch hier auftrat und eine grosse Anzahl Opfer hinwegraffte, welche man auf dem Kirchhofe auf einen besondern Platze beerdigte und mit Kalk überdeckte. In hiesiger Nähe fand 1761 ein Gefecht zwischen Preussischen und Oesterreichischen Truppen statt, wobei der Preussische Oberst von Hund erschossen und zur Bestattung nach [30] Plauen abgeführt wurde. Im Jahre 1806 hatte Dobeneck nicht wenig durch französische Soldaten zu leiden.

Dobeneck ist in die Kirche des nahen Dorfes Taltitz eingepfarrt. Diese ist ein mit Ziegeln gedecktes in Mitten des Ortes gelegenes niedriges Gebäude mit einem 60 Ellen hohen Thurme, hat jedoch ein freundliches helles Ansehen. Ihrer Bauart nach ist das Gotteshaus von hohem Alter, und zeichnet sich besonders durch schöne massive Kreuzgewölbe und gothische Verzierungen aus. Unter den Restaurationen, welche die Kirche erfuhr, sind die von 1683 und die von 1830 die bedeutendsten, und namentlich letztere hat zur Verschönerung der Kirche und Bequemlichkeit der Gemeinde viel beigetragen. Im 14. Jahrhundert stand das Patronatsrecht über die Kirche zu Taltitz der Kirche zu Plauen, oder vielmehr den deutschen Ordensrittern daselbst zu, von denen es nach der Reformation an die Superintendenten zu Plauen überging, die es in der Folge gegen eine jährliche Entschädigung von 5 Thalern an die Besitzer des Rittergutes Taltitz abtraten, welche es noch jetzt besitzen. Im Jahre 1344 war Planschwitz ein Taltitzer Filial, welches Ulrich von Sack, Herr auf Planschwitz, mit Bewilligung des Komthurs zu Plauen, Heinrichs von Kürbitz, zur Mutterkirche erhob und ihr Dröda als Filial beigab. Der Pfarrer zu Taltitz hies damals Cunrad. – Das Vermögen der Kirche ist durch einen nachtheilig entschiedenen Prozess sehr verringert worden, doch besitzt sie noch ein trefflich bestandenes Stück Waldung, der Göswein genannt, und ein kleines Holzgrundstück in der Pirker Flur, das Fischerholz. – Dem Pfarrer zu Taltitz steht die Lehnsherrlichkeit über einige Grundstücke und ein Haus im Dorfe zu welche er in seinem und der Kirche Namen ausübt und dafür einige Zinsen bezieht. Wolfgang Pfündel, Pfarrherr zu Taltitz, flüchtete 1632 vor den wilden Holkeschen Schaaren nach Oelsnitz, wurde aber hier, als die Holkischen diese Stadt heimsuchten, erschossen und in das Feuer geworfen. –

H.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftlich: Elster