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Plauen abgeführt wurde. Im Jahre 1806 hatte Dobeneck nicht wenig durch französische Soldaten zu leiden.

Dobeneck ist in die Kirche des nahen Dorfes Taltitz eingepfarrt. Diese ist ein mit Ziegeln gedecktes in Mitten des Ortes gelegenes niedriges Gebäude mit einem 60 Ellen hohen Thurme, hat jedoch ein freundliches helles Ansehen. Ihrer Bauart nach ist das Gotteshaus von hohem Alter, und zeichnet sich besonders durch schöne massive Kreuzgewölbe und gothische Verzierungen aus. Unter den Restaurationen, welche die Kirche erfuhr, sind die von 1683 und die von 1830 die bedeutendsten, und namentlich letztere hat zur Verschönerung der Kirche und Bequemlichkeit der Gemeinde viel beigetragen. Im 14. Jahrhundert stand das Patronatsrecht über die Kirche zu Taltitz der Kirche zu Plauen, oder vielmehr den deutschen Ordensrittern daselbst zu, von denen es nach der Reformation an die Superintendenten zu Plauen überging, die es in der Folge gegen eine jährliche Entschädigung von 5 Thalern an die Besitzer des Rittergutes Taltitz abtraten, welche es noch jetzt besitzen. Im Jahre 1344 war Planschwitz ein Taltitzer Filial, welches Ulrich von Sack, Herr auf Planschwitz, mit Bewilligung des Komthurs zu Plauen, Heinrichs von Kürbitz, zur Mutterkirche erhob und ihr Dröda als Filial beigab. Der Pfarrer zu Taltitz hies damals Cunrad. – Das Vermögen der Kirche ist durch einen nachtheilig entschiedenen Prozess sehr verringert worden, doch besitzt sie noch ein trefflich bestandenes Stück Waldung, der Göswein genannt, und ein kleines Holzgrundstück in der Pirker Flur, das Fischerholz. – Dem Pfarrer zu Taltitz steht die Lehnsherrlichkeit über einige Grundstücke und ein Haus im Dorfe zu welche er in seinem und der Kirche Namen ausübt und dafür einige Zinsen bezieht. Wolfgang Pfündel, Pfarrherr zu Taltitz, flüchtete 1632 vor den wilden Holkeschen Schaaren nach Oelsnitz, wurde aber hier, als die Holkischen diese Stadt heimsuchten, erschossen und in das Feuer geworfen. –

H.     




Pöhl.


Pöhl, in Urkunden auch Pehla, Pöhla und Pöhlau genannt, hat seinen Namen unstreitig von der Lage des Ortes auf einen Hügel – slavisch Bühel oder Pöhl – erhalten, welcher auf drei Seiten von üppigen Thälern rund auf der Nordseite von Feldern und Waldungen umgeben ist. Das südliche breitere Thal durchfliesst der Triebischfluss, dessen Vereinigung mit der Elster hinter dem nahen, westlich gelegenen, die Gegend beherrschenden Eisenberge in einer wildromantischen Felsschlucht stattfindet. Der Ort hat eine höchst angenehme Lage und die Gegend bietet wahrhaft überraschende Ansichten wenn man aus dem Bergwäldchen, welches das Dorf bis auf 1000 Schritte vor demselben verdeckt, hervortritt und das freundliche, mit stattlichen, zum Theil neuen, herrschaftlichen Gebäuden geschmückte Pöhl auf seinen ringsum bebauten Hügel vor sich, das fruchtbare reizende Triebischthal in seiner weitesten und längsten Ausdehnung unter sich, und den ehrwürdigen, mit dunkeln Waldungen bedeckten Eisenberg in geringer Entfernung zur Linken neben sich erblickt. Der Eisenberg wird schon seit langen Zeiten bergmännisch ausgebeutet, weshalb auf seiner Höhe ein Huthaus errichtet ist. Das gewonnene Eisenerz ist von vorzüglicher Güte und gehört dem grossen Eisenwerke zu Morgenröthe, welches in den hiesigen drei Schachten und vier Stollen vierzig Bergleute und einen Obersteiger beschäftigt. Die Sage behauptet, dass einst auf dem Eisenberge eine Burg stand, doch ist jetzt davon keine Spur mehr vorhanden, man müsste denn eine auf dem westlichen Abhange des Berges befindliche kleine Ebene, der Ochsenstall genannt, dafür halten, wohin die Burgbewohner in Kriegszeiten das Vieh in Sicherheit gebracht haben sollen.

Das Dorf Pöhl enthält 9 Bauergüter, 37 Häuser, ein Armenhaus und gegen 400 Einwohner, die theils Feldbesitzer, theils Handwerker und Handarbeiter, in gewerblichen Verbindungen mit den umliegenden Städten oder bei der hiesigen Rittergutswirthschaft Beschäftigung und Verdienst finden. Zum Dorfe gehört ausser einer Mühle auch ein Eisenhammer, welcher am Fusse des Eisenberges liegt und im Jahre 1836 durch Actien zu einer Gussstahlfabrik erhoben werden sollte, ein Unternehmen, welches keinen Fortgang hatte, weshalb der Eisenhammer durch den jetzigen Besitzer seiner früheren Bestimmung zurückgegeben wurde.

Das Rittergut Pöhl gehörte im 13. Jahrhundert einer adeligen Familie von Pöhl, von welcher der Ritter Dietrich von Bel zuerst genannt wird. Noch 1361 besassen die Herren von Pöhl das Gut sammt dem nahgelegenen Helmsgrün, doch scheint Bruno von Pöhl um das Jahr 1390 die Güter verkauft zu haben. Im Anfange des 15. Jahrhunderts befand sich Pöhl mit Helmsgrün im Besitze des uralten Voigtländischen Geschlechts der Röder, welche bereits im

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/47&oldid=- (Version vom 22.2.2017)