Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Coschütz (Vogtland)

Textdaten
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Autor: M.
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Titel: Coschütz
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 46–47
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Coschütz.

Nahe bei Elsterberg liegt das Rittergut Coschütz, welches fast lediglich aus herrschaftlichen Gebäuden besteht, bei dem sich acht Häuser mit etwa sechszig Einwohnern befinden. Es gehören dazu die Ganstmühle, eine Schäferei, eine Ziegelei und Antheile der Dörfer Losa, Brockau und Kleingera mit zusammen ungefähr dreihundertfünfzig Unterthanen.

Coschütz dankt seine Entstehung den Sorben, und ist somit ein uralter Ort. Der Name bedeutet soviel als „Niederlassung des Wanderers“. In den ersten Jahrhunderten nach der Unterjochung des Slavenvolkes hauste auf Coschütz das adlige Geschlecht derer von Coziz, die später auch in den Schönburgischen Landen ansässig waren und bei den Grafen in hohem Ansehen standen, doch gehörte das Gut im vierzehnten Jahrhundert den Herren von Elsterberg, die es bis zum sogenannten „Voigtländischen Kriege“ besassen. Die drei Sächsischen Fürsten Friedrich der Strenge, Wilhelm und Balthasar, welche damals die Meissnisch-Thüringischen Länder gemeinschaftlich beherrschten, hatten zugleich mit Kaiser Karl IV. Ansprüche an die Voigte von Plauen, namentlich die Reuss-Plauensche Linie, erhoben, die grössten Theils gänzlich unerwiesen und ungerecht waren, da man hier aber eine treffliche Gelegenheit fand die emporstrebenden Voigte zu demüthigen, so traf der Kaiser mit Markgraf Friedrich dem Strengen auf der Lausitzer Grenze persönlich zusammen, um über die Mittel zur Unterdrückung der Reusse zu berathen. Es wurden alte vergessene Dinge hervorgesucht, von denen man wusste, dass die Reusse ausser Stande waren, darüber Aufschlüsse zu geben, namentlich in Bezug auf die ehemalige Vormundschaft und Regentschaft Heinrichs des Kleinen in Meissen und Thüringen. Heinrich der Kleine war todt und sein Sohn Friedrich sollte über des Vaters Thun Aufschlüsse geben, man wusste indessen recht gut, dass ihm dieses unmöglich war, und die kaiserlichen und markgräflichen Quittungen, welche er vorzeigte, erklärte man für ungültig. Meissen schuldete dem Reuss seit 1332 eine Summe von 2500 Schock Groschen, wofür ihm die Schlösser Auma, Triptis und Ziegenrück verpfändet waren, jetzt verlangten die Markgrafen die Schlösser zurück und stellten auch noch lehnsherrliche Ansprüche auf die Reussischen Besitzungen, welche sie, wie die der Herren auf Elsterberg, Weida und Gera von sich abhängig machen wollten.

Friedrich von Plauen sah kein anderes Mittel seinem Untergange vorzubeugen, als den mächtigen Feinden mit Waffengewalt entgegenzutreten, und das war es, was man wünschte, denn nun trat auch der Kaiser offen gegen den Reuss auf mit der Beschuldigung dass er den Adel aufhetze und feindlich gegen das Oberhaupt des Reiches gesinnt sei. Ohne sie vor ein Reichsgericht zu stellen, erklärte Karl die Plauen beider Linien und ihre treuen Anhänger, die von Elsterberg, in die Acht, und bald zog ein Böhmisches Heer in Verbindung mit den Söldnern der Reichsstädte Erfurt, Nordhausen und Mühlhausen heran, befehligt von den Markgrafen von Meissen. Die Reusse von Gera und Weida erklärten jetzt schleunig ihre Neutralität und bald sah sich Friedrich mit dem Plauen älterer Linie und dem von Elsterberg, dem mächtigen Feinde gegenüber allein. In kurzer Zeit waren alle Güter der Verbündeten im Besitze der Markgrafen. Ein Haufe Böhmischer und Reichsstädtischer Kriegsleute belagerte unter der Anführung eines Grafen von Hohenstein das Schloss Elsterberg, welches der junge Busso von Elsterberg mit einer tapfern Besatzung ritterlich vertheidigte. Erst nach langer Gegenwehr wurde die Burg erstürmt, Busso nebst zwölf Edelleuten gefangen und nach dem Marktplatze des Städtchen Elsterberg geführt, wo man ihnen, als der Acht Verfallenen, ohne Weiteres die Köpfe abschlug. Das Schloss brannte man nieder. In Folge der vielfachen Greuelthaten, welche das Exekutionsheer verübte, ergaben sich auch bald die übrigen Reussischen Städte und Schlösser, darunter Voigtsberg mit Oelsnitz. Nach langen Verhandlungen wurde die Fehde durch einen Frieden geendigt der zur völligen Zufriedenheit des Kaisers und der Markgrafen ausfiel, indem er dem ritterlichen Reuss den grössten Theil seiner Besitzungen und Hoheitsrechte kostete.

Mit den übrigen Elsterbergischen Besitzungen fiel nach der Hinrichtung des Ritters Busso auch Coschütz als offnes Lehn an Meissen, doch finden wir, nachdem das Schloss Elsterberg sich wieder aus der Asche erhoben hatte, bald darauf abermals einen Sprössling des Hauses Lobdaburg in deren Besitz. [47] Die Lobdaburger besassen die Güter noch bis 1440, wo sie als offne Lehen von dem Landesherrn Heinrich von Bünau überlassen wurden, dessen Sohn, Günther, Christgrün, Thürnhof, Coschütz und Kummerhof besass. Günther von Bünau stand beim Herzog Heinrich von Sachsen in hohen Gnaden und begleitete 1498 diesen Fürsten nach dem gelobten Lande, wo er die Würde eines Ritters vom heiligen Grabe empfing. Sein Sohn, Günther von Bünau, war Domprobst zu Merseburg;, später Bischof zu Samland und Administrator des Bünauischen Tempelhofes zu Droysigk. Von ihm rührt ein Geschlechtsstipendium für Studirende von 1200 Gulden her. Sein Tod erfolgte um das Jahr 1533. Nach ihm gehörte Elsterberg mit Coschütz Heinrich von Bünau, der noch 1578 lebte und damals auch Steinsdorf und Kleingera besass. Er war vermählt mit Anna von Warnsdorf, die ihm zwei Töchter und einen Sohn gebar, welcher letztere oft in Coschütz wohnte, sich mit Genova von Schlegel aus Gnetzsche vermählte und als churfürstlich Sächsischer Appellationsrath starb. Von seinen beiden Kindern vermählte sich Dorothea mit August von Kötteritz auf Kroptewitz, der einzige Sohn aber, Rudolph von Bünau, Herr auf Elsterberg, Kummerberg, Thürnhof und Coschütz, war Appellationsrath, Hauptmann und Obersteuereinnehmer des Voigtländischen Kreises, vermählt mit Agnes Pflugk aus Frauenhain, die ihm nur einen Sohn, Heinrich, schenkte, der im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts Elsterberg und Coschütz an den Obersten Carolus Bose auf Netzschkau abtrat. Der Oberst Bose war unbedingt einer der reichsten Sächsischen Edelleute, denn er besass nicht weniger als neunundzwanzig Rittergüter, ein grosses Haus in Dresden und eins zu Zwickau. Sein Tod erfolgte zu Zwickau am 12. Januar 1657 nachdem er am vorhergegangenen Tage dem Sarge seines Sohnes, Johann Carl Bose, gefolgt war, und ihn auf dem Rückwege ein Schlagfluss getroffen hatte. Bei dem Leichenbegängnisse des hochangesehenen Mannes waren auch Abgesandte des Churfürsten und der Churfürstin anwesend und Fürst Heinrich Reuss V., Herr zu Plauen und Greiz, befand sich persönlich im Trauerzuge. Um das Jahr 1660 gehörte Coschütz einem Neffen des vorigen Besitzers, dem kaiserlich Oesterreichischen Major. Julius Cäsar von Bose, vermählt mit Ursula von Schönfels aus Ruppersgrün, dessen Tochter Juliane am 10. November 1653 Heinrich von Bünau auf Nimritz ehelig beigelegt wurde. Jetzt gehört das Gut Coschütz schon seit langen Jahren der Familie Adler aus der es zur Zeit Herr Christian Ferdinand Adler besitzt.

Im Jahre 1500 entstand zwischen Heinrich Reuss zu Greiz und Günther von Bünau auf Elsterberg und Coschütz ein Rechtsstreit, worauf ersterer Anspruch an Coschütz zu haben vermeinte, und beim Ritterdinge zu Dohna klagbar wurde. Der Schöppenstuhl aber sprach zu Recht, dass Coschütz Günthers Eigenthum bleiben solle, und der Reuss musste sich zufrieden geben[.] Coschütz ist mit Brockau, Christgrün, Wipplas, Feldwiese, Pfannenstiel, Rückisch, Görschnitz, Kleingera, Reuth, Lohsa, Nosswitz, Sachswitz, Reimersgrün, Scholas, Thürnhof und einigen einzelnen Häusern in die Kirche zu Elsterberg eingepfarrt. Mit den beiden Filialen Hohndorf und Steinsdorf zählt die Parochie ohne die dazu gehörigen Greizer Unterthanen etwa 4500 Personen, welchen drei Geistliche vorgesetzt sind, von denen zwei, Diakone, abwechselnd den Gottesdienst in den Filialen zu besorgen haben. Bis zum Jahre 1492 bezogen die hiesigen Geistlichen einen festen Gehalt aus dem Augustinerkloster zu Altenburg, so dass angenommen werden kann, dasselbe habe auch die Anstellung der Priester zu besorgen gehabt. Die Voigte von Plauen überliessen 1225 ihr Patronatsrecht den Herren von Lobdaburg, um dadurch Erlaubniss zur Errichtung einer eignen Pfarre in Greiz zu erlangen, ein Beweis, dass Greiz ursprünglich ein Filial von Elsterberg war. Bei den Bränden, welche in den Jahren 1816 und 1818 die Stadt Elsterberg heimsuchten, blieb die Kirche verschont. – Nahe bei Coschütz liegt der durch seine herrliche Aussicht berühmte Kühberg.

M.