Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Baruth

Textdaten
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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Baruth
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 185–186
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Baruth
Baruth


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Baruth,


mit seinem alterthümlich, in einem unregelmässigen Viereck erbauten Schlosse, erinnert durch seinen Thurm sowohl, als durch den dasselbe umgebenden Schlossgraben so recht eigentlich an die Zeiten der Ritterschaft und des Ritteralters.

Das Alter desselben reicht bis in das 11. Säculo hinaus und ist nur hier und da verändert und erweitert. Das Schloss selbst soll von einem Herrn von Gersdorf 1025 erbaut und nach seinen zwei frühzeitig verstorbenen Kindern Babo und Ruth, Baboruth und zusammengezogen Baruth genannt worden sein. Bereits 1234 erscheint Heinrich von Baruth (ein Herr von Gersdorf) als Zeuge in einem des Klosters Marienstern betreffenden Diplom, wo die Herren von Baruth mit ihrem Schlosse und dazugehörigen Gütern halb zum Bautzner, halb zum Görlitzer Kreise gehört haben. Unter ihnen war das Gut schon in früheren Zeiten mit Ober- und Untergerichten auf Befreiung von allem Dienste und Berne oder Bethe begnadigt gewesen. Doch hatten die Landvoigte nicht immer auf die Vorzüge Rücksicht genommen und unter mancher Bedrückung unbillige Anforderungen gemacht. So mochte es namentlich stehen, als Hans von Gersdorf, Herr von Baruth im Jahre 1381 das Schloss um 1000 Mark an Heinrich von Kittlitz verkaufte, weshalb dieser sich beim Könige Karl beschwerte, welcher auch, nachdem er die Sache durch eine eigene Commission untersuchen lassen, dem neuen Besitzer alle Vorrechte wieder bestätigte. Dies geschah im Jahre 1353. Dieses Schloss ist die Wiege zweier Meissnischen Bischöfe, da Benno, welcher 1206 Domprobst und 1208–1229 Bischof von Meissen, und Johann III., ein Herr von Kittlitz, von hier stammen. Letzterer bekleidete die bischöfliche Würde vermuthlich seit 1393, resignirte aber und lebte in der Folge zu Budissin, wo er kurz vor seinem Tode im Jahre 1408 nebst seinem Bruder Otto, Hauptmann zu Budissin, das Schloss Baruth mit allem Zubehör an Nicolaus Pak von Gersdorf für 4500 Mark verkaufte, so dass diese Besitzung wieder an die ursprüngliche Familie von Baruth kam. Durch die weibliche Linie ging das Besitzthum erst im 18. Jahrhundert an die gräfliche Familie von Hohenthal und zur Lippe über.

Im Jahre 1800 war es in den Händen des Fräulein Henriette Sophie, Gräfin von Hohenthal, von welcher es an Herrn Ferdinand Grafen und Edlen Herrn zur Lippe Biesterfeld-Weissenfeld kam, welcher das Gut jetzt noch besitzt und ausserdem noch mit Reckel, Buchwalde, Cortnitz, Dubrauke, Praschwitz, Neudörfel, Klein-Saubernitz und Teuben beliehen ist.

Das Schloss von Baruth ist vorzüglich in der Weltgeschichte merkwürdig durch den Aufenthalt des Grafen Rudolph von Habsburg, welcher auf der Reise von Breslau nach dem Elsass 2 Tage lang hier bei Heinrich von Gersdorf im Jahre 1266 verweilte und von Letzterem 300 Fl. vorgestreckt erhielt, die er ihm, als er 1273 Kaiser geworden war, doppelt wieder entrichtet hat.

Dieses Heinrichs von Gersdorf schöne Tochter hat später den Schwestersohn des Grafen Rudolph von Habsburg, Gottfried von Hohenstaufen geheirathet, von welchem das Haus Churbrandenburg stammt. Aus dieser Ehe des Gottfried von Hohenstaufen und der Tochter Heinrich von Gersdorf stammt die Gattin des Albertus, des Kaisers Bruder Sohn.

In dem Schlosse zu Baruth befindet sich ein alter weiter Bildersaal mit Bildern von nicht ganz unbedeutendem Werth, eine gegen 10000 Baude starke Bibliothek mit theologischen, juristischen, belletristischen, geschichtlichen, geographischen und naturhistorischen Werken und eine geräumige, zweckmässig eingerichtete Kapelle, in welcher der Ortsgeistliche jährlich 16 Vorträge zu halten hat, einer alten Stiftung gemäss, wie früher vielleicht ein besonderer Schlosskapellen-Gottesdienst nach katholischem Ritus geleitet haben mag.

[186] Unter den übrigen Gebäuden zeichnet sich vorzüglich das ehemalige Amthaus, das Gewandhaus, die Wohnung des ehemaligen Diaconus und die geräumige 1750–1751 mit grossem Kostenaufwand erbaute Pfarrwohnung, welche zu den schönsten in der Provinz zu rechnen sein dürfte und ihre Entstehung insbesondere dem Wohlthätigkeitssinne der früheren Gerichtsherren zu verdanken hat.

Der Ort ist freundlich in einer schönen fruchtbaren Gegend an der Löbau und an den sogenannten Schafberge gelegen, welcher, obwohl nicht zu hoch, doch, weil er in der Ebne sich erhebt, eine überraschende weite Aussicht gewährt, sowohl nach dem ½ Stunden entfernten Preussenlande und dessen zunächst gelegenen, mit Wald bewachsenen Ebnen, auf denen sich 1½ Stunden entfernt, die Dubrau, eine Hügelreihe, erhebt, als auch nach den fruchtbaren Niederungen der sächs. Oberlausitz und den stolz herniederschauenden – die vaterländische Provinz so herrlich schmückenden − an der Böhmengrenze sich von Westen nach Osten hinziehenden Bergreihen (unter denen der Czorny Boh besonders bemerkenswerth ist) ja selbst bis zur Tafelfichte und Schneekoppe hin, 2½ Stunden von der Kreis- und Provinzialstadt Budissin, die man nach Westen zu in der Entfernung schaut, 1½ Stunde von dem Landstädtchen Weissenberg, 3½ Stunde von der Vierstadt Löbau entfernt.

Wie die ganze Umgegend, so hat auch der Ort Baruth, mitten in dem Kriegsschauplatze gelegen, in den Kriegsjahren 1812 und 1813, insbesondere in den Tagen der Schlacht bei Bautzen und Wurschen, welches nur ¾ Stunde entfernt ist, schwere Opfer bringen und grosse Drangsale jeder Art erfahren müssen. Nachdem die Einwohner von dem feindlichen Militär vielfach geplagt und ausgeplündert worden waren, verloren sie am 21. Mai 1813 durch Brand, veranlasst durch die von dem Neyschen Corps gedrängten Russen, noch grösstentheils ihre Wohnungen und mit ihnen ihr liebes, durch einen 1769 erbauten schönen Thurm und eine gute Orgel ausgezeichnetes Gotteshaus, welches nebst den Nebengebäuden und der Pfarre und Schule ein Raub der Flammen wurde. Jedoch unter Gottes Beistand und unter der Beihülfe einer guten Gerichtsherrschaft und edler Menschenfreunde konnte diese Kirche im Jahre 1819 wieder eingeweiht werden. Diese neue Kirche zeichnet sich durch ihre Geräumlichkeit und durch ihre schöne Einfachheit aus. Um die Kirche herum liegt der Friedhof. Von alten Momenten ist, ausser einigen einfachen, zur Erinnerung an mehrere Grafen von Gersdorf, gesetzten und gelegten Leichensteinen, keines bemerkenswerth. Unter dem Thurme sowohl, als unter der Vorhalle sind gräfliche Familiengrüfte.

Die eingepfarrten Ortschaften sind Buchwalde, Neudörfel, Dubraucke, Praschwitz, Klein-Saubernitz, Wertha. Die in dem benachbarten Preussen gelesenen Orte Weigersdorf, Oelsa und Leipgen mussten in Folge der Convention vom Jahre 1828 gegen den eignen Willen aus dem Kirchenverbande ausscheiden, weshalb das im Jahre 1780 gestiftete Diaconat wieder überflüssig und die Stelle wieder eingezogen und mit dem Pfarramte vereinigt werden musste.

Die Hauptschule im Kirchorte, in welche Baruth, Buchwalde, Dubrauke und Neudörfel eingeschult sind, zählt 200 Kinder; die Nebenschule in Wertha, in welche auch das Dorf Klein-Saubernitz gewiesen ist, umfasst 68 Kinder. Collator über Kirche und Schulen ist der Besitzer von Baruth.

Die Hauptnahrung der Einwohner von Baruth besteht in Ackerbau, doch giebt es unter denselben auch viele Handwerker. Der Ort als Marktflecken hat 2 bedeutende Jahr- und Viehmärkte.

Bemerkenswerth ist noch von Baruth, dass in mehrern Urkunden von 1548 schon des hiesigen Eisensteins erwähnt wird, welcher zu Kreba verarbeitet wird.

Baruth mit seinen 82 Gebäuden und 570 Bewohnern gehört jetzt zum Gerichtsamt Weissenberg.

M. G.