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Unter den übrigen Gebäuden zeichnet sich vorzüglich das ehemalige Amthaus, das Gewandhaus, die Wohnung des ehemaligen Diaconus und die geräumige 1750–1751 mit grossem Kostenaufwand erbaute Pfarrwohnung, welche zu den schönsten in der Provinz zu rechnen sein dürfte und ihre Entstehung insbesondere dem Wohlthätigkeitssinne der früheren Gerichtsherren zu verdanken hat.

Der Ort ist freundlich in einer schönen fruchtbaren Gegend an der Löbau und an den sogenannten Schafberge gelegen, welcher, obwohl nicht zu hoch, doch, weil er in der Ebne sich erhebt, eine überraschende weite Aussicht gewährt, sowohl nach dem ½ Stunden entfernten Preussenlande und dessen zunächst gelegenen, mit Wald bewachsenen Ebnen, auf denen sich 1½ Stunden entfernt, die Dubrau, eine Hügelreihe, erhebt, als auch nach den fruchtbaren Niederungen der sächs. Oberlausitz und den stolz herniederschauenden – die vaterländische Provinz so herrlich schmückenden − an der Böhmengrenze sich von Westen nach Osten hinziehenden Bergreihen (unter denen der Czorny Boh besonders bemerkenswerth ist) ja selbst bis zur Tafelfichte und Schneekoppe hin, 2½ Stunden von der Kreis- und Provinzialstadt Budissin, die man nach Westen zu in der Entfernung schaut, 1½ Stunde von dem Landstädtchen Weissenberg, 3½ Stunde von der Vierstadt Löbau entfernt.

Wie die ganze Umgegend, so hat auch der Ort Baruth, mitten in dem Kriegsschauplatze gelegen, in den Kriegsjahren 1812 und 1813, insbesondere in den Tagen der Schlacht bei Bautzen und Wurschen, welches nur ¾ Stunde entfernt ist, schwere Opfer bringen und grosse Drangsale jeder Art erfahren müssen. Nachdem die Einwohner von dem feindlichen Militär vielfach geplagt und ausgeplündert worden waren, verloren sie am 21. Mai 1813 durch Brand, veranlasst durch die von dem Neyschen Corps gedrängten Russen, noch grösstentheils ihre Wohnungen und mit ihnen ihr liebes, durch einen 1769 erbauten schönen Thurm und eine gute Orgel ausgezeichnetes Gotteshaus, welches nebst den Nebengebäuden und der Pfarre und Schule ein Raub der Flammen wurde. Jedoch unter Gottes Beistand und unter der Beihülfe einer guten Gerichtsherrschaft und edler Menschenfreunde konnte diese Kirche im Jahre 1819 wieder eingeweiht werden. Diese neue Kirche zeichnet sich durch ihre Geräumlichkeit und durch ihre schöne Einfachheit aus. Um die Kirche herum liegt der Friedhof. Von alten Momenten ist, ausser einigen einfachen, zur Erinnerung an mehrere Grafen von Gersdorf, gesetzten und gelegten Leichensteinen, keines bemerkenswerth. Unter dem Thurme sowohl, als unter der Vorhalle sind gräfliche Familiengrüfte.

Die eingepfarrten Ortschaften sind Buchwalde, Neudörfel, Dubraucke, Praschwitz, Klein-Saubernitz, Wertha. Die in dem benachbarten Preussen gelesenen Orte Weigersdorf, Oelsa und Leipgen mussten in Folge der Convention vom Jahre 1828 gegen den eignen Willen aus dem Kirchenverbande ausscheiden, weshalb das im Jahre 1780 gestiftete Diaconat wieder überflüssig und die Stelle wieder eingezogen und mit dem Pfarramte vereinigt werden musste.

Die Hauptschule im Kirchorte, in welche Baruth, Buchwalde, Dubrauke und Neudörfel eingeschult sind, zählt 200 Kinder; die Nebenschule in Wertha, in welche auch das Dorf Klein-Saubernitz gewiesen ist, umfasst 68 Kinder. Collator über Kirche und Schulen ist der Besitzer von Baruth.

Die Hauptnahrung der Einwohner von Baruth besteht in Ackerbau, doch giebt es unter denselben auch viele Handwerker. Der Ort als Marktflecken hat 2 bedeutende Jahr- und Viehmärkte.

Bemerkenswerth ist noch von Baruth, dass in mehrern Urkunden von 1548 schon des hiesigen Eisensteins erwähnt wird, welcher zu Kreba verarbeitet wird.

Baruth mit seinen 82 Gebäuden und 570 Bewohnern gehört jetzt zum Gerichtsamt Weissenberg.

M. G.     
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/277&oldid=- (Version vom 2.10.2016)