Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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mit seinem alterthümlich, in einem unregelmässigen Viereck erbauten Schlosse, erinnert durch seinen Thurm sowohl, als durch den dasselbe umgebenden Schlossgraben so recht eigentlich an die Zeiten der Ritterschaft und des Ritteralters.
Das Alter desselben reicht bis in das 11. Säculo hinaus und ist nur hier und da verändert und erweitert. Das Schloss selbst soll von einem Herrn von Gersdorf 1025 erbaut und nach seinen zwei frühzeitig verstorbenen Kindern Babo und Ruth, Baboruth und zusammengezogen Baruth genannt worden sein. Bereits 1234 erscheint Heinrich von Baruth (ein Herr von Gersdorf) als Zeuge in einem des Klosters Marienstern betreffenden Diplom, wo die Herren von Baruth mit ihrem Schlosse und dazugehörigen Gütern halb zum Bautzner, halb zum Görlitzer Kreise gehört haben. Unter ihnen war das Gut schon in früheren Zeiten mit Ober- und Untergerichten auf Befreiung von allem Dienste und Berne oder Bethe begnadigt gewesen. Doch hatten die Landvoigte nicht immer auf die Vorzüge Rücksicht genommen und unter mancher Bedrückung unbillige Anforderungen gemacht. So mochte es namentlich stehen, als Hans von Gersdorf, Herr von Baruth im Jahre 1381 das Schloss um 1000 Mark an Heinrich von Kittlitz verkaufte, weshalb dieser sich beim Könige Karl beschwerte, welcher auch, nachdem er die Sache durch eine eigene Commission untersuchen lassen, dem neuen Besitzer alle Vorrechte wieder bestätigte. Dies geschah im Jahre 1353. Dieses Schloss ist die Wiege zweier Meissnischen Bischöfe, da Benno, welcher 1206 Domprobst und 1208–1229 Bischof von Meissen, und Johann III., ein Herr von Kittlitz, von hier stammen. Letzterer bekleidete die bischöfliche Würde vermuthlich seit 1393, resignirte aber und lebte in der Folge zu Budissin, wo er kurz vor seinem Tode im Jahre 1408 nebst seinem Bruder Otto, Hauptmann zu Budissin, das Schloss Baruth mit allem Zubehör an Nicolaus Pak von Gersdorf für 4500 Mark verkaufte, so dass diese Besitzung wieder an die ursprüngliche Familie von Baruth kam. Durch die weibliche Linie ging das Besitzthum erst im 18. Jahrhundert an die gräfliche Familie von Hohenthal und zur Lippe über.
Im Jahre 1800 war es in den Händen des Fräulein Henriette Sophie, Gräfin von Hohenthal, von welcher es an Herrn Ferdinand Grafen und Edlen Herrn zur Lippe Biesterfeld-Weissenfeld kam, welcher das Gut jetzt noch besitzt und ausserdem noch mit Reckel, Buchwalde, Cortnitz, Dubrauke, Praschwitz, Neudörfel, Klein-Saubernitz und Teuben beliehen ist.
Das Schloss von Baruth ist vorzüglich in der Weltgeschichte merkwürdig durch den Aufenthalt des Grafen Rudolph von Habsburg, welcher auf der Reise von Breslau nach dem Elsass 2 Tage lang hier bei Heinrich von Gersdorf im Jahre 1266 verweilte und von Letzterem 300 Fl. vorgestreckt erhielt, die er ihm, als er 1273 Kaiser geworden war, doppelt wieder entrichtet hat.
Dieses Heinrichs von Gersdorf schöne Tochter hat später den Schwestersohn des Grafen Rudolph von Habsburg, Gottfried von Hohenstaufen geheirathet, von welchem das Haus Churbrandenburg stammt. Aus dieser Ehe des Gottfried von Hohenstaufen und der Tochter Heinrich von Gersdorf stammt die Gattin des Albertus, des Kaisers Bruder Sohn.
In dem Schlosse zu Baruth befindet sich ein alter weiter Bildersaal mit Bildern von nicht ganz unbedeutendem Werth, eine gegen 10000 Baude starke Bibliothek mit theologischen, juristischen, belletristischen, geschichtlichen, geographischen und naturhistorischen Werken und eine geräumige, zweckmässig eingerichtete Kapelle, in welcher der Ortsgeistliche jährlich 16 Vorträge zu halten hat, einer alten Stiftung gemäss, wie früher vielleicht ein besonderer Schlosskapellen-Gottesdienst nach katholischem Ritus geleitet haben mag.
Lausitzer Kreis, 24. Heft oder 116. der ganzen Folge.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/276&oldid=- (Version vom 2.10.2016)