Reiterstatue des Generalfeldmarschalls Prinz Friedrich Karl von Preußen
[579] Reiterstatue des Generalfeldmarschalls Prinz Friedrich Karl von Preußen. (Mit Illustration S. 573.) Wir geben hier eine Abbildung dieser Reiterstatue, welche auf dem Friedrich-Karl-Platz zu Steglitz bei Berlin errichtet werden soll und zu welcher in diesem Frühjahr bereits das Granitpostament gelegt worden ist, so daß die Enthüllung des Denkmals wohl in nicht zu ferner Zeit zu erwarten ist. Der zu früh verstorbene Feldmarschall, der tapfere und sieggewohnte Reitergeneral, der in den Feldzügen von 1866 und 1870/71 als Heerführer so glänzende Lorbeeren geerntet, ist hier dargestellt in Husarenuniform, den Feldmarschallstab in der Hand, auf hoch sich bäumendem Rosse, welches über eroberte Kriegstrophäen hinwegsetzt, ein Bildwerk, welches den ganzen feurigen Schwung athmet, der sich mit der Gestalt dieses kühn vordringenden, kampfesmuthigen Helden verknüpft, der zugleich seiner Armee ein kundiger Führer war.
Der Schöpfer des Kunstwerkes, der schon vorher vortreffliche Porträtbüsten des Prinzen geliefert, ist der Bildhauer Steiner in Berlin, ein hervorragender Künstler, mit dem sich die Presse weniger beschäftigt hat, weil er Ausstellungen selten beschickte, da er meistens bestimmte Aufträge auszuführen hatte. Doch den Besuchern der Paläste, der Parks, der Rathhäuser sind seine Werke nicht fremd geblieben.
Wir erwähnen die Porträtbüsten deutscher Heerführer in Marmor, Bronze etc. im Parke zu Babelsberg, im Kadettenhause zu Lichterfelde, in Hohenschwangau, Darmstadt, im Hohenzollernmuseum, in den Forts zu Straßburg, in den Offizierkasinos zu Köln, Posen, Stettin, Breslau oder in den Rathhäusern vieler Städte. Was den Statuenschmuck der Façaden großer Paläste anbelangt, so brauchen wir nur auf die Riesen am Palaste Pringsheim in Berlin hinzuweisen, die nach Steiners Modellen gemeißelt wurden und durch Nachbildungen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt geworden sind. Dasselbe gilt von den Statuen am Rathhause zu Stettin, am Kriminalgericht Moabit, am Ministerium der öffentlichen Arbeiten und am Reichspostgebäude in Berlin. So war es begreiflich, daß der Vorsitzende des Centralkomités für das Prinz-Friedrich-Karl-Nationaldenkmal sich an den Künstler wandte, dessen Entwurf des Denkmals den Beifall der Mehrzahl der beisteuernden Fürstlichkeiten in hohem Grade gefunden hatte.
Doch auch Steiners freie Phantasieschöpfungen, denen die Kritik Sicherheit der Formbehandlung und echt plastischen Stil nachrühmt, zeugen für des Künstlers Meisterschaft: sein Abadonna, eine Gestalt, die er zuerst für die Plastik erobert, sein graziöses Rosenmädchen Atthis, seine schöne Gruppe Rheingold. Er beabsichtigt, nächstens ein Skizzenbuch herauszugeben, welches alle diese freigeschaffenen Gestalten enthält. Auch als Dichter und kulturgeschichtlicher Schriftsteller ist Steiner aufgetreten.