Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Verfasser einer griechischen Bibelübersetzung
Band V A,2 (1934) S. 1952
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Theodotion. T. (wohl nur irrtümlich bei Suid. s. κνίλων Theodotos geschrieben), Verfasser einer großen griechischen Bibelübersetzung (s. o. Bd. III S. 393, 28ff.). Irenaeus adv. haer. III 23 (II 110 Harvey) nennt ihn zuerst; nach ihm ist T. ein Ephesier und jüdischer Proselyt gewesen. Epiphanios de mens. et pond. 17 (IV 1 S. 20, 12ff. Dind.) behauptet, T. stamme aus dem Pontus und sei von Hause aus Marcionit gewesen, dann aber Jude geworden. Hieronymus de vir. ill. 54 gibt ihn für einen Ebioniten aus. Da er aber in seinem Urteil schwankend ist – im Prolog zum Daniel (V 621 Vallarsi-Maffei) scheint er mehr geneigt, ihn zu den Juden zu rechnen –, kann er als Zeuge sich nicht mit dem viel älteren Irenaeus messen. Epiphanios’ Bericht ist nach demselben Muster wie die Symmachoslegende zurechtgemacht; an dem verhaßten Konkurrenten der echten Übersetzung müssen der Makel der Ketzerei und des Judeseins zugleich haften. Da T. jünger als Aquila ist – daß er wiederum vor Symmachos gearbeitet hat, ist ziemlich allgemein anerkannt –, so können wir ihn unbekümmert um die wirren Synchronismen des Epiphanios (a. O., vgl. dazu Gwyn Dict. of Christian Biography IV 970ff.) um 160 ansetzen. Die Vermutung E. Schürers (Gesch. d. jüd. Volkes im Zeitalter Jesu Christi⁴ III 441f.), daß Iustin oder gar Paulus einen Ur-T. bzw. T. gekannt hätten, entbehrt nach den überzeugenden Nachweisen von A. Rahlfs Ztschr. f. neutest. Wiss. XX 182ff. jeglicher Unterlage. Als Ephesier konnte T. leicht neben ausreichender griechischer Bildung und Vertrautheit mit der LXX sich die nötige Kenntnis der hebräischen Sprache aneignen. Von dieser Metropole aus verbreitete sich seine Übersetzung leicht nach auswärts, selbst zu Irenaeus nach Gallien, der freilich das Werk auch schon in Rom kennengelernt haben kann. Der Grundsatz des T., den hebräischen Text mit möglichster Schonung des eingebürgerten Wortlauts der LXX wiederzugeben, hat ihn, trotzdem seine Fähigkeit weit hinter der des Symmachos zurücksteht – eine ganze Anzahl hebräischer Wörter z. B. gibt er einfach mit griechischen Buchstaben wieder – den Triumph verschafft, daß seine Version nicht bloß mit der LXX vielfach vermischt wurde, sondern diese durch große Abschnitte hin ganz aus dem Gebrauch (auch der Kirche) verdrängte. So ist T.s Text des Danielbuches mit einer Ausnahme in alle LXX-Hss. eingedrungen. Der Anlaß dazu ist Origenes gewesen, der einer Notiz bei Hieronymus (Comm. in Daniel IV 5, V 646 A Vallarsi–Maffei) zufolge den Text, der LXX zugunsten des T. ausschied, da T.s Text das hebräische Original besser wiedergäbe. Literatur: Die Lesarten sind in Fields Ausgabe von Origenes’ Hexapla zusammengestellt. Im übrigen handeln über T.: Field a. O. Proleg. XXVIIIff und Gwynn in einem sehr gründlichen Artikel im Diktionary of Christian Biography IV 970ff.