Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Wahrscheinl. vornehmer Mann, der 93 n. Chr. auf eine Insel verbannt wurde
Band I A,1 (1914) S. 1205
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5) Rufus, der nebst (Ser. Cornelius Scipio) Salvidienus Orfitus (Suet. Dom. 10, 2; bei Philostr. nur das letzte Cognomen) und dem späteren Kaiser Nerva dem Kaiser Domitian verdächtig schien und daher im J. 93 n. Chr. auf eine Insel verbannt wurde, Philostr. v. Apoll. VII 8 (p. 258 Kayser I), s. o. Bd. IV S. 135. Schon die Zusammenstellung mit den beiden anderen zeigt, daß R. gleichfalls ein vornehmer Mann war (vgl. auch die Äußerung des Apollonios, VII 14 p. 267 Kayser, daß durch den Tod dieser Männer die μέγιστοι τῶν κατὰ τὴν Ῥώμην οἶκοι betroffen wären, und die angeblich herrschende Meinung, VII 8 p. 258, daß sie alle drei für den Kaiserthron geeignet seien), überdies ersehen wir aus VII 18 p. 273, wo dieser drei Männer als ἀνδρῶν ὑπάτων gedacht ist, daß auch R. damals schon das Consulat bekleidet hatte, wie wir dies von den beiden andern auch sonst wissen. Er kann daher nicht, wie ich o. Bd. IV S. 135, wenn auch zweifelnd, gemeint hatte, mit dem Praefecten von Ägypten M. Iunius Mettius Rufus identisch sein, zumal dieser, wie wir jetzt wissen, bis mindestens zu Ende des J. 93 Ägypten verwaltete. Welche Umstände Domitian bewogen, gegen die drei Männer vorzugehen, ist aus Philostrats seinen Helden verherrlichender Schrift (VII 8 p. 258. 259; 9, 259; 11, 261) nicht klar zu ersehen; nur das eine kehrt in der umständlichen Erzählung immer wieder, daß auch die Freundschaft mit Apollonios ihnen übel genommen wurde, daß aber dieser durch sein kluges und mannhaftes Verhalten dem Kaiser die Möglichkeit benommen habe, Anhaltspunkte zu einer Verurteilung gegen sie zu gewinnen, vgl. VII 12, 264; 14, 266; 19, 274; 32, 287; 33, 287f.; 34, 288; 36, 290f.; VIII 4, 298; 5, 299. 301; 7, 10 p. 316f. Und in der Tat scheint Domitian keinen Beweis für eine Schuld der Verbannten gefunden zu haben; zwar nennt Suet. a. a. O. unter den Senatoren, die von Domitian getötet wurden, Salvidienus Orfitus, der während seiner Verbannung hingerichtet worden sei, aber daraus läßt sich schließen, daß wenigstens R. diesem Schicksal entging, so wie auch Nerva noch zu Lebzeiten Domitians wieder nach Rom zurückkehren durfte. R. und Orfitus werden als gemäßigte und gerecht denkende Männer (σώφρονες und δίκαιοι), aber energielos (νωθροί) bezeichnet; allerdings legt Philostrat diese Worte seinem Helden in den Mund, der in seiner Rede vor dem Kaiser die Beschuldigten von dem auf ihnen lastenden Verdacht befreien will, VII 33. 287. VIII 7, 10 p. 317.

[Stein. ]