Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gattin des Pollius Felix
Band XXI,2 (1952) S. 14071408
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2) Wird von Statius silv. II 2, 10. III 1, 87. 159. 179. IV 8, 14 erwähnt. Falls Vollmers Vermutung (Ausgabe S. 354), die von Klotz in der Teubnerausgabe allerdings nicht aufgenommen wurde, zu Recht besteht, wäre P. auch II 2, 147 noch genannt gewesen. Über ihre Familie wie über ihre Herkunft gibt uns der Dichter keinerlei Anhaltspunkte; für ihn war sie die Gattin seines vertrauten Gastfreundes Pollius Felix (s. d.). Seine Schilderungen der Polla sind freilich nicht dazu angetan, besonderes Vertrauen in seine Glaubwürdigkeit bei uns zu erwecken, da er sich offenkundig selbst widerspricht. Wenn er Polla II 2, 10 nitida und iuvenilis nennt, so ist mit diesen Eigenschaften sein Wunsch kaum in Übereinstimmung zu bringen, Hercules möge die Äpfel der Hesperiden, die ihm etwa übrigblieben, P. in den Schoß werfen, damit sie dadurch die Jugend zurückgewinne (III 1, 158ff.). Ebensowenig paßt zu der angenommenen Jugendfrische das Bild in IV 8, das P. als Großmutter zeigt, in deren Schoß sich die Enkelschar flüchtet, und die nun die Enkel mit gleicher Liebe ans Herz drückt wie einst ihre eigenen Kinder. Solche nicht sehr schwerwiegenden Widersprüche dürfen wir jedoch der dichterischen Freiheit zugute halten, zu der bei Statius noch ein hohes Maß konventioneller und öfter wiederkehrender Wendungen sich gesellt. Da die Silvae in den meisten Fällen eine Danksagung für erwiesene Gastfreundschaft darstellen, dürfen wir von vornherein darin nur Lob auf die Gastgeber oder gar Schmeicheleien für sie erwarten (vgl. Schanz-Hosius II⁴ 540).

Alle übrigen Angaben des Statius über P. lassen sich recht gut auf einen gemeinsamen Nenner bringen; ihre sämtlichen Charaktereigenschaften finden Halt und Stütze in ihrer aus den Lehren Epikurs gewonnenen Weltanschauung. Diese Richtschnur ermöglichte ihr ein Leben voll ewig heiterer Freude und sorgloser Lust. Sie befähigte P., [1408] zwischen dem reichen Besitz und dem möglichen Genuß das rechte Verhältnis zu finden, und hielt sie anderseits von Geiz wie von Wucher fern. Nach des Dichters Ausspruch haben ‚Drohungen‘ (,als Ausdruck gereizter Stimmung..., die sich mit der ἀταραξία nicht verträgt‘ Vollmer 354 zu II 2, 149) ihre Spuren auf dem Antlitz nicht hinterlassen, zumal P. mit dem Gatten in harmonischster Ehe lebte, in so vollendeter Eintracht, daß die Götter zwei liebende Herzen wohl kaum wieder in gleicher Weise zusammenzufügen vermöchten (vgl. Stat. silv. II 2, 148ff.).