Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Mongos, Bischof von Alexandria 482-486 n. Chr.
Band XIX,2 (1938) S. 12941295
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3) P. Mongos, Bischof von Alexandrien. Als Diakon hielt er es von Anfang zu der Partei des Dioskoros und ward mit dem antichalkedonischen Timotheos Ailuros (s. d.) 454 von dem kaiserlichen Patriarchen Proterios verbannt. Während der nächsten 20 Jahre entschwindet er dem Gesichtskreis und taucht erst wieder auf, als Timotheos mit Hilfe des Usurpator Basiliskos im J. 476 nach Alexandrien zurückkehrt. Nach Timotheos’ Tode am 31. Juli 477 wird P. heimlich nur durch einen Bischof ordiniert (vgl. Schwartz Abh. Akad. Münch. N. F. X 190, 4). Aber gleichzeitig wird er wieder von Konstantinopel aus verbannt, um dem kaiserlichen Bischof Timotheos Salophakialos (s. d.) Platz zu machen. Dennoch muß er sich auf eine starke monophysitische Anhängerschaft haben stützen können, so daß Timotheos die Vermittlung des Papstes Simplicius anrief, um die Beseitigung des P. auch in Konstantinopel zu erreichen. Aber P. bleibt in Ägypten. Erst fünf Jahre später wird nun P. im Zusammenhang der veränderten politischen Lage im Ostreich der Anlaß zu einem großen Schisma zwischen der östlichen, d. h. von dem Konstantinopler Patriarchen und dem Kaiser geleiteten Kirche und dem römischen Papst. Vgl. hierzu die Darstellung von E. Caspar Gesch. d. Papsttums II 15ff. Im J. 482 kommt eine Gesandtschaft ägyptischer Kleriker und Mönche unter Führung des Presbyters Johannes Talaia nach Konstantinopel an den Hof, um sich einen orthodoxen, d. h. kaiserlichen, Nachfolger für Timotheos Salophakialos sichern zu lassen. Diese Bitte wurde gewährt, dem alexandrinischen Klerus alles überlassen. Aber Johannes wurde zu einem feierlichen Eide genötigt, niemals die Bischofswürde anzunehmen. Denn er hatte sich mit dem mächtigen Magister officiorum und Patricius Illus in Verbindung gesetzt, um dessen Einfluß bei der bevorstehenden Wahl zu gewinnen. Illus ging wohl schon damals mit Plänen um, eine erfolgreiche Aktion gegen den Kaiser Zenon, seinen Rivalen zu unternehmen. Deshalb verschmähte er es nicht sich des mächtigen Klerikers zu versichern. Als nun 482 Timotheos stirbt, läßt sich Johannes unter Bruch des Eides zum Patriarchen von Alexandrien wählen. Als die Nachricht hiervon [1295] nach Konstantinopel kommt, trifft es sich, daß gleichzeitig eine Reihe der cyrillischen Mönche zugegen sind, die nun P. Mongos als Nachfolger des Timotheos erbitten. Der Kaiser und der Patriarch wollen nun diese Gelegenheit benutzen, um von sich aus den alexandrinischen Stuhl zu besetzen. Johannes wird abgesetzt, P. aber nicht ohne weiteres zum Bischof erhoben. Man will bei dieser Gelegenheit endlich ein Kompromiß zwischen den Chalkedonensern und der noch immer remonstrierenden Partei des Cyrill schließen. P. wird nur unter der Bedingung Bischof, daß er ein kaiserliches Edikt, das später sog. Henotikon unterschreibt, womit er die Beschlüsse der chalkedonensischen Synode ausdrücklich anerkennt, aber die kanonischen Schriften des Cyrill mit einbezog und unmißverständlich gewisse Sätze des römischen Papstes Leo verurteilte. So wurde der eifrige Gegner des chalkedonischen Konzils als rechtgläubig anerkannt und als Bischof eingesetzt. Der nunmehr sich entfesselnde Streit zwischen Rom und Konstantinopel gehört nicht hierher, da auch P. in ihm nur eine passive Rolle spielt. Er wurde durch eine römische Synode von 484 abgesetzt ebenso wie Acacius von Konstantinopel. P. gelingt es auf der anderen Seite nicht, der remonstrierenden cyrillischen Mönche Herr zu werden, konnte auch nicht dauernd sich der Unterstützung des Konstantinopler Patriarchen versichern. Er nahm durchaus eine Mittelstellung zwischen den Parteien ein, seinem Herzen nach neigte er den Monophysiten zu, äußerlich suchte er sich mit Konstantinopel zu stellen. Einen guten Einblick in die von ihm verfolgte Stellung vermittelt die antichalkedonische Sammlung von Väter-, Konzils- und Kaiserschreiben in Cod. Vatic. gr. 1431; diese Sammlung ist, wie Schwartz gezeigt hat (Abh. Akad. Münch. XXXII 6 [1927]), unter seinem Einfluß entstanden. P. starb am 29. Okt. 490. Von P. sind nur noch drei Briefe erhalten: 1. Προσφώνησις in der Kirche vor der öffentlichen Verlesung eines Edikts (Henotikons) Zenons bei Zacharias Rhetor CSCO Syri III 5 p. 226, 3ff. Vgl. Schwartz Schisma 163 nr. 39. 2. Brief an Acacius von Konstantinopel bei Euagr. III 17, vgl. Schwartz Schisma 164 nr. 45. 3. Brief an den Fravitta von Konstantinopel, Dank für die Synodika bei Zacharias CSCO III 6 p. 11, 25ff. Vgl. Schwartz 166 nr. 72. Eine koptisch und armenisch überlieferte Korrespondenz zwischen Acacius und P. ist unecht, s. Bardenhewer Gesch. d. altkirchl. Lit. IV 82f. Die Geschichte des P. findet man am besten im Zusammenhang mit der ganzen Zeitgeschichte dargestellt von Schwartz Publizistische Sammlungen zum acacianischen Schisma, Abh. Akad. Münch. N. F. X 1934.