Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Göttin, Tochter des Asklepios, ‚die alles Heilende‘
Band XVIII,3 (1949) S. 445446
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Panakeia. 1) Göttin, auch Πανάκη (Herond. 4, 6), ‚die alles Heilende‘, Tochter des Asklepios und der Epione (auch Ἠπιώ Herond. 4, 6). Entgegen dieser im Kulte (Paian der Asklepiosheiligtümer Bülow 48f. IG² II/III 3, 4509, Paian des Makedonios IG² II/III 8, 4473, Ins. Athen. Mitt. XVII (1892) 243, Aristid. II 318 K.) und in der Literatur (Su[i]d. Ἠπιόνη). Schol. Lyk. 1054 = Etym. M. 434, 18 vgl. Schol. A Hom. Il. IV 195, ohne Namen der Mutter Andromach. bei Galen. XIV 42 K. Schol. Aristoph. Pl. 701. Plin. n. h. XXV 30. XXXV 137) allgemein geltenden Abstammung nennt Hermippos FCA I 247, 73 die Heliostochter Lampetia (vgl. Hom. Od. XII 132. 375) als Mutter. Für ihre Brüder gelten Podaleirios und Machaon (Paiane, Hermippos, vgl. Herondas 4, 7), für ihre Schwestern Iaso, Akeso, Aigle und Hygieia (Paiane, Su[i]d. Ἠπιόνη, vgl. IG² IV 1, 135), doch erscheint sie meist nur mit einer oder zwei von ihnen vereint (Usener 164. Bülow 44): mit Hygieia im Ὄρκος des Hippokrates (CMG I 4), mit Iaso: Aristoph. Pl. 701. Schol. Lyk. 1054, mit Iaso und Hygieia: Paus. I 34, 3. Schol. Aristoph. Pl. 701. Herond. 4, 6, mit. Akeso und Iaso: IG² II/III 4962. Athen. Mitt. XVII 243, mit Iaso und Aigle: Hermippos a. O., mit Hygieia Aigle Iaso: ältere Fassung des Aslclepiospaian (Bülow 48. 45), auf einem Gemälde des Nikophanes (Plin. n. h. XXXV 137) um 300 v. Chr. und bei Aristid. II 318 K.

Trotz ihres redenden Namens war P. keine aus bloßer Spekulation entstandene Abstraktion ohne religiöse Bedeutung, sondern hatte, wie teilweise [446] auch ihre Schwestern, einen festen Platz im Asklepioskulte. Davon zeugt ein alter Stein aus Kalymna IGA 472, auf dem zweimal ihr Name steht, und der zu einer Weihung gehört haben wird, zeugt ihre Anrufung im Eide der Ärzte zusammen mit Asklepios und Hygieia, ihre scherzhafte Erwähnung Aristoph. Plut. 70l, und ihre Aufnahme in den Kultpaian wohl schon im 5. Jhdt. (Bülow 46), zeugen vor allem ihre Altäre, die für Epidauros (IG² IV I, 388, dort auch ein Kultlokal Πανάκεια 679), Kos (Herond. 4, 3), und Oropos (Anteil am Altar des Amphiaraostempels Paus. I 34, 3) überliefert sind, ihr geltende Opfer (Stele von einem Asklepiosaltar im Peiraieus IG² II/III 4962), ein beschriftetes Weihrelief (P. stehend, sich an den sitzenden Asklepios anschmiegend, dazu Akeso und Iaso, stehend, Ἠ[πιόνη] sitzend: Athen. Mitt. XVII 243) und schließlich ihr ἄγαλμα im Asklepiostempel bei Sidon (Eschmoun) Suppl. ep. gr. VII 265. Vgl. noch Themist. or. XIII 168. Daß ein attisches Schiff ihren Namen trägt – auch Iaso und Hygieia kommen als Schiffsnamen vor (Usener 164) –, wird ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören. Daß P. ursprünglich eine selbständige Gottheit war, ehe sie in den Asklepioskreis aufgenommen wurde, ist möglich, aber trotz Usener 169 nicht mehr sicher zu ermitteln. Die Inschrift aus Kalymna erlaubt in dieser Hinsicht keine Schlüsse, da sie nicht in situ gefunden ist.

Literatur. Usener Götternamen 165ff. Chr. Blinkenberg Asklepios og hans fraender (Kopenhagen 1893) 70ff.; Athen. Mit. XXIV (1899) 301ff. Thrämer Myth. Lex. Panakeia. Kutsch Attische Heilgötter u. Heilheroen RVV XII 3 (1913) 33. 37. Bülow Xenia Bonnensia (1929) 35ff.