Naburianos. Strabon macht XVI 6 p. 738f. darauf aufmerksam, daß (griechische) Mathematiker einige chaldäische Astronomen zitieren, wie den Kidenas (s. d.)‚ Sudines (s. d.) und N. P. Schnabel hat 1923 in ‚Berossos u. d. babyl. hellenist. Lit.‘ 132 darauf hingewiesen, daß nach Weissbach dieser griechisch mundgerecht
gemachte Name babylonisch gelautet hat Naburimannu, in späterer Aussprache Naburi’annu.
E. F. Weidner, dem Schnabel 1913 die Druckbogen seiner Arbeit gegeben hatte, fand diesen Namen in einem astronomischen Text der Berliner Museen mit der Signatur VAT 209 und teilte diese Entdeckung 1913 bei A. Jeremias Handb. der altoriental. Geisteskultur (136) der Öffentlichkeit mit. Naburiannu = Naburianos ist
nach dieser Tafel, wie Schnabel Berossos 223-227 gezeigt hat, der Urheber des älteren 1899 von Kugler in seiner ‚Babyl. Mondrechnung‘ entdeckten Systems II der babylonischen Mondsonnenberechnung, während Kidenas = Kidinnu der des jüngeren Systems I ist, wie Kugler schon 1909 festgestellt hatte. N. hat die Jahrespunkte auf den 10. Grad der festen Zeichen der babylonischen Ekliptik gestellt, Kidenas auf den 8. Grad. Vgl. hierzu Schnabel Kidenas, Hipparch und die Entdeckung der Präzession, Ztschr. f. Assyriol. N. F. II (XXXVI) 1–60. Über den Stand der babylonischen Astronomie, der sich aus den Tafeln des N. für die Zeit, in der er sein System abfaßte, 500 v. Chr. (Schnabel Ztschr. f. Assyriol. N. F. II 15), ergibt, vgl. Schnabel Berossos, 220-227. 237-241. Über N. als Astronomen vgl. Fotheringham The indebtedness of Greek to Chaldean Astronomy, Quell. u. Stud. z. Gesch. d. Math., Astron. u. Physik II (1933) 28–41, bes. 37-38 u. 41, der Schnabels Ausführungen sich anschließt und auf ihnen weiterbaut.