RE:Libertatis atrium
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Gebäude in Rom nahe d. Forums | |||
Band XIII,1 (1926) S. 103–104 | |||
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Libertatis atrium, Gebäude in Rom in der Nähe des Forums. Zur Bestimmung der Lage diente lange allein Cic. Att. IV 16, 14, wonach Caesar den Plan hatte, das Forum zu erweitern und bis zum L. a. auszudehnen. Da machte Mommsen (Herm. XXIII 631) darauf aufmerksam, daß Cassiodor mehrfach die L. a. in unmittelbaren Zusammenhang mit der Curia bringt, einmal (var. VIII 10) auch unter Anwendung der Bezeichnung atria l. Auch Ennod. op. 49, 132 nennt den Senat sacrarium l. Das weist darauf, daß L. a. und Curia identisch sind, genauer, daß sich an oder in der Curia eine Kapelle der L. und eine große Halle befand. Dazu paßt es, daß sich in der Kirche S. Adriano (= Curia, o. Bd. [104] IV S. 1824) die Inschrift CIL VI 1794 fand, wonach ein Beamter des Theoderich Ausbesserungen im L. a. vornahm; dicht dabei, in S. Martina (= Secretarium senatus) CIL VI 470 senatus populusque Romanus Libertati, vielleicht die Weihinschrift der Kapelle. Zu dieser Ortsbestimmung kann auch die Angabe des Anonym. Einsidl. zu CIL VI 372 ,in Capitolio` passen : Libertati ab imp. Nervae restitutae SPQR. Erwähnt auch CIL VI 10 025. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß das L. a. immer an der Curie gelegen hat, und das ist auch mit der Cicerostelle vereinbar. Serv. Aen. I 726 nennt das L. a. als Beweis dafür, daß man magnas aedes et capacissimas atria nannte (vgl. Thes. ling. lat. II 1102, 75).
Der Stiftungstag der Kapelle war nach Ovid. fast. IV 623 der 13. April. Aus den J. 194 und 169 haben wir bei Liv. XXXIV 44, 5 und XLIII 16, 13 Zeugnisse dafür, daß damals das L. a. Amtslokal der Censoren war; zu J. 194 heißt es: a. L. et villa publica ab iisdem refecta ampliataque; das wird mit dem Brande zusammenhängen, von dem Cato (frg. 1) gesprochen hatte (Fest. 241). Wir hören noch, daß Geiseln dort festgesetzt (Liv. XXV 7, 12, J. 212) und Gesetze dort aufbewahrt wurden (Fest. 241. Gran. Lic. 10, 2); im J. 168 findet dort die Einschreibung der Freigelassenen in eine der städtischen Tribus statt (Liv. XLV 15, 5). Im J. 52 werden Sklaven darin gefoltert (Cic. Mil. 59). Nach J. 39 stellte es Asinius Pollio aus der dalmatischen Beute her und stiftete dort die Bibliothek (o. Bd. II S. 1600. III S. 417).
Zu falschen Ansetzungen (auf Aventin oder Marsfeld) hat die Erzählung von Galbas Tode Anlaß gegeben. Damals wurde nach Tac. hist. I 31 Befehl gegeben, ut Germanicos milites e Libertatis atrio accerserent. Aber nach Sueton Galb. 20 wurden diese itinere devio per ignorantiam locorum retardati. Irre geführt hat auch das Fragment der Forma urbis (III 25f.), das die nördliche Apsis der Basilica Ulpia mit der Inschrift Libertatis enthält; diese muß sich auf ein anderes Heiligtum beziehen. Wissowa meint, daß an dieser Stelle das ursprüngliche L. a. gelegen habe.
Vgl. Jordan Topogr. Roms I 2, 460. O. Richter Topogr. 108f. Huelsen Röm. Mitt. 1889, 240. Bull. com. 1889, 362. Wissowa Myth. Lex. II 2032. S. auch o. S. 102.