Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ferox, Ti. cos. suff. 99 n. Chr.
Band X,1 (1918) S. 586587
Tiberius Iulius Ferox in Wikidata
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228) Ti. Iulius Ferox (der vollständige Name auf den Terminationssteinen, s. u.) entstammte, wie sein Name lehrt, einer neurömischen, erst von Tiberius mit dem Bürgerrecht beschenkten Familie. Er begegnet uns zum erstenmal in dem großen Prozeß des Proconsuls von Africa, Marius Priscus. Dieser hatte, ohne sich auf die – offenbar aussichtslose – Verteidigung einzulassen, selbst die Durchführung des Repetundenprozesses verlangt; Plinius und Tacitus jedoch, denen die Vertretung der Anklage übertragen war, berichteten an den Senat, daß die Verfehlungen des Marius über den Rahmen eines Zivilverfahrens hinausgingen. In der Senatssitzung, in welcher diese Angelegenheit zur Verhandlung kam, stellte Ferox als designierter Consul einen zwischen den heftigen Gegensätzen vermittelnden Antrag, der auch zur Annahme gelangte (Plin. ep. II 11, 5. 6). Da diese Phase des Prozesses allem Anschein nach in das J. 99 gehört (vgl. Mommsen Ges. Schr. IV 376. 426, 1. Stobbe Philol. XXX 1870, 361ff. Peter ebd. XXXII 1873, 706), hat Ferox den Consulat als suffectus in diesem Jahre u. zw. mutmaßlich im September und Oktober oder im November / Dezember verwaltet (vgl. Mommsen a. a. O.; für den 28. Juni d. J. sind Sulpicius Lucretius Barba und Memmius Afer [vgl. Ztschr. f. d. öst. Gymn. LXIII 1912, 336], für den 14. August Fabius Barbarus und Caecilius Faustinus als Consuln nachweisbar). Nach seinem Consulate wurde er von Traian zum curator alvei et riparum Tiberis et cloacarum urbis ernannt (er war vielleicht der erste Flußcurator, dessen Aufsicht auch die Kloaken der Hauptstadt unsterstellt wurden, Cantarelli Bull. com. 1889, 195. 1894, 358. Kornemann o. Bd. IV S. 1792). In dieser Funktion ließ er im J. 101 und wieder 103 am Tiberufer Terminationssteine setzen, von denen eine große Anzahl erhalten ist (CLIL VI 31 549 und wohl auch 37 029 = Not. d. scav. 1903, 603 aus dem J. 101; CIL VI 31 550 vom J. 103; dazu das keinem bestimmten Jahre zuweisbare Fragment CIL VI 31 551; die Terminierung des Ferox wird auch anläßlich ihrer Erneuerung auf einem Cippus aus dem J. 161 erwähnt, CIL VI 31 553; über die Bedeutung der Maßregel vgl. Hülsen CIL VI 4 p. 3109; Röm. Mitt. VI 1891, 131ff.). Die Regulierungsarbeiten am Flußufer sind vielleicht durch den ersten Dakerkrieg (101–102) unterbrochen worden. Um 105 wird Ferox in der Curatel von Plinius abgelöst worden sein (vgl. Mommsen Ges. Schr. IV 383. 429f.). Wahrscheinlich nicht lange nachher (vor 112) übertrug ihm Traian die Statthalterschaft einer consularischen Militärprovinz. Dies geht hervor aus einem um 112 geschriebenen Briefe des Plinius [587] an Traian, in welchem der Ritter Nymphidius Lupus mit den Worten empfohlen wird: cum praefectus cohortis plenissimum testimonium meruerit Iuli Ferocis et Fusci Salinatoris, clarissimorum virorum (Plin. ad Tr. 87, 3; vgl. Borghesi Oeuvr. IV 118f.; daß Lupus unter beiden Befehlshabern in derselben Provinz gedient, demnach Pedanius Fuscus Salinator, der älter als Ferox gewesen sein muß [er war bereits 98/99 Proconsul von Asia], diesen in der Statthalterschaft abgelöst habe, muß nicht unbedingt aus der Stelle gefolgert werden). Welches Armeekommando Ferox führte, ist nicht festzustellen. Im J. 116/117 (eher als 117/118, s. u.) verwaltete er als Proconsul die Provinz Asia (die Datierung ergibt sich aus Münzen, auf welchen Traian bereits den seit 116 geführten Titel Παρ(θικὸς) trägt, Waddington Fast. As. n. 122; andrerseits ist für 115/6 Q. Fulvius Gillo Bittius Proculus als Proconsul bezeugt und nach diesem noch L. Dasumius unter Traian anzusetzen, s. o. Bd. IV S. 2224. VII S. 252f. Heberdey Österr. Jhft. VIII 1905, 233. 237; daß Ferox 117/118 Proconsul gewesen sei, ist darum weniger wahrscheinlich, weil in der kurzen Zeit zwischen seinem Amtsantritt [im Frühsommer] und dem Tode Traians [9. August 117] kaum Münzen mit seinem Namen geprägt worden sein dürften). Die Zeugnisse, die wir für seinen Proconsulat besitzen, sind Münzen von Hierokaisareia in Lydien mit der Reverslegende ἀνθυπάτῳ Φέροκι (Mionnet IV 48 n. 251f. Suppl. VII 352 n. 168 [wo irrig Ψέροκι angegeben ist]. Head Gr. coins Brit. Mus., Lydia 105 n. 19) oder ἀνθυπάτῳ Φέροκι Ἱεροκαισαρέων (Waddington Fast. n. 122. Babelon Inv. coll. Wadd. 293 n. 5005, vgl. Imhoof-Blumer Rev. Suisse V 309f. Pros, imp. R. II 191. Münsterberg Num. Ztschr. XLV 1912, 74) und eine noch unveröffentlichte, von Heberdey gefundene Inschrift aus Ephesos ([Ἰ]ουλίου Φέροκος, τοῦ ἀν[θυπάτου]).

Ein Brief des jüngeren Plinius an Ferox (VII 13; die Adresse lautet nur Feroci, doch ist an einen anderen als Iulius Ferox nicht zu denken) lehrt uns, daß dieser schöngeistige Interessen und genug stilistische Schulung besaß, um gefeilte Briefe schreiben zu können; Plinius macht ihm das Kompliment: (epistula) negat … te studere, sed est tam polita, quam nisi a studente tum potest scribi. In einem anderen, an Maturus Arrianus gerichteten Schreiben (II 11, 5) spendet ihm Plinius das schöne Lob eines vir rectus et sanctus. Im Reichsdienst scheint Ferox nicht allsin – wie z. B. Plinius und Cornutus Tertullus – als ziviler Verwaltungsbeamter, sondern auch als Militär den Anforderungen Traians entsprochen zu haben.

[Groag. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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Siehe auch Iulius 228a.