Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Arzt, Schüler des Apollonios von Kypros
Band X,1 (1918) S. 1112
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4) Iulianus, ein methodischer Arzt, Schüler des Apollonios von Kypros (Gal. X 54), den Galen in Alexandria hörte (53), ἵνα καὶ παρὰ ζῶντος ἀνθρώπου φωνῆς ἐκμάθωμεν λήρους μακρούς· εἴχε δ’ οὖν οὔθ’ οὗτος λέγειν, ὁ τί ποτ’ ἔστι πάθος [12] καὶ νόσημα. Das ist es, was der große Arzt hauptsächlich an ihm tadelt, daß er nicht imstande war, den Begriff ,Krankheit‘ zu definieren. Es fehlte ihm also vor allem die nötige wissenschaftliche Vorbildung für seinen praktischen Beruf. Galen urteilt über ihn a. a. O. weiter so: ,daß ihm Begriffe böhmische Dörfer waren, geht auch besonders aus folgendem hervor: Es mochten schon über 20 Jahre sein, daß ich in Alexandria mit dem Manne in wissenschaftlichem Verkehre stand, und mit seiner ,Einführung in die Medizin‘, die er damals begonnen, war er immer noch nicht fertig. Denn er mäkelt an seinen eigenen Worten dauernd herum und kann sie nicht fein genug stellen, nicht klangvoll genug wählen. Aber nach einer Definition der Krankheit sieht man sich vergeblich bei ihm um; wer dagegen wissen möchte, ob es einem Arzte förderlich sei, zu malen, der wird diese sachgemäße Frage bei I. erörtert finden‘. In diesem satirischen Tone geht es nicht nur hier weiter, sondern Galen hat es für nötig erachtet, ein ganzes Buch (πρὸς τὰ ἀντειρημένα τοῖς Ἱπποκράτους ἀφορισμοῖς ὑπὸ Ἰουλιανοῦ βιβλίον) zu schreiben, in dem er Front macht gegen die 48 Bücher jenes Arztes über die Aphorismen des großen Koers. Wo es eine Autorität herabzuwürdigen galt, scheint I. also etwas schneller und fruchtbarer gearbeitet zu haben. Galen greift sich in seiner Broschüre – sie ist bei Kühn XVIII A 246–299 zu lesen und enthält das Wichtigste, was wir über I. wissen – nur das zweite Buch jenes Machwerkes heraus, in dem I. gegen das in den Aphorismen ausgesprochene Purgierverfahren des Hippokrates aufgetreten war, und zeigt an diesem einen Beispiele schlagend die ganze Aufgeblasenheit, geistige Hohlheit und mit natürlicher Dummheit gepaarte Unbelesenheit seines Gegners. Ausdrücke wie θαυμασιώτατος ληρώδης u. ä. treten dem Leser nicht selten vor Augen, und S. 295 nennt er ihn ὁ τῆς καινῆς διαλκτικῆς σοφιστής. Außer den beiden großen Werken werden noch περὶ μεθόδου und περὶ σωματικῶν παθῶν erwähnt. S. Sprengel Gesch. d. Med. II 53, ferner Gal. scr. min. ΙΙ 114f. Ein Wundpflaster von ihm beschreibt Gal. XIII 557.