Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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libyscher Fürst, Sohn des Psammetichos, 5. Jhdt. v. Chr.
Band IX,2 (1916) S. 1219 (IA)–1220 (IA)
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Inaros (Ἴναρος oder Ἰνάρως). 1) Sohn des Psammetichos, ein libyscher Fürst, erhob sich nach der Thronbesteigung des Artaxerxes (J. 465) gegen die persische Herrschaft in Ägypten. Er schlug, von Marea ausgehend, bei Papremis den persischen Statthalter Achaimenes, einen Bruder des Xerxes (Herod. VII 7), der in der Schlacht fiel (Herod. III 12). Nachdem er den größeren Teil von Ägypten unter seine Gewalt gebracht hatte, rief er die Athener zu Hilfe, die gerade mit 200 Schiffen vor Kypros lagen; sie fuhren den Nil bis Memphis herauf und eroberten die Stadt bis auf ein Drittel, das Λευκὸν τεῖχος, das sie belagerten (J. 459). Die Kämpfe zogen sich Jahre lang hin und die Lage wurde für die Perser so ungünstig, daß sie durch den Unterhändler Megabyzos die Lakedaimonier zu einem Einfall in Attika zu bewegen suchten, um die attische Flotte zum Abzug aus Ägypten zu veranlassen. Da dies vergeblich war, so sandte Artaxerxes im J. 456 den Megabyzos mit einem großen Heere nach Ägypten, der die Aufständischen schlug, die Athener aus Memphis vordrängte und sie auf der Nilinsel Prosopitis einschloß. Als die Einschließung 1½ Jahre gedauert hatte, legte er einen Nilarm trocken, so daß die Athener genötigt waren, die Schiffe zu verbrennen, und selbst großenteils umkamen; [1220] nur wenige retteten sich durch Libyen nach Kyrene. I. geriet durch Verrat in die Hände der Perser und wurde gekreuzigt. 50 Schiffe der Athener, die ohne Kenntnis der Ereignisse zur Ablösung kamen und am Keras Mendesion landeten, wurden auch zum größten Teil vernichtet (J. 454). So die Erzählung des Thuk. I 104. 109f. (nur das Verbrennen der Schiffe aus Diod.). Die athenischen Verluste im J. 459/8 nennt die Inschrift IG I 433. Den Verlust von 200 Trieren samt der Besatzung meldet auch Isokr. VIII 86. Ktesias Pers. 32 gibt Einzelheiten von zum Teil zweifelhaftem Werte, namentlich die Zahlen der Streitkräfte; er nennt als Führer der Athener Charitimides (was Busolt in Charmantides verändert). Ferner läßt er I. von Megabyzos in einer Schlacht besiegt und am Schenkel verwundet werden; er wirft sich dann nach Byblos, und da diese Stadt uneinnehmbar ist, so veranlaßt Megabyzos die Besatzung zur Übergabe unter der Bedingung, daß dem I. nichts geschieht und die mehr als 6000 Griechen nach Hause zurückkehren dürfen. Artaxerxes erfüllt diese Bedingungen; aber die Mutter des von I. getöteten Achaimenides (der hier so heißt und ein Bruder des Artaxerxes ist) setzt es nach fünf Jahren durch, daß I. gekreuzigt wird (ἐπὶ τρισὶ σταυροῖς!) und 50 von den Griechen enthauptet werden. Das klingt romanhaft und ist zum Teil innerlich unwahrscheinlich. Diodor (XI 71. 74. 77), der dem Ephoros folgt, läßt die Athener schon an der Schlacht gegen Achaimenes teilnehmen und macht zum Führer des zweiten persischen Heeres außer Megabyzos auch Artabazos; in der Hauptsache erzählt Ephoros nach Thukydides. Dem I. folgte in der Herrschaft über Libyen sein Sohn Thannyras (Herod. III 15). E. Meyer Gesch. d. A. III 585. 603. Busolt Griech. Gesch. III 1, 302. 327. Über die Chronologie v. Wilamowitz Aristot. u. Athen II 237.

[Kroll. ]