Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bildhauer
Band VIII,1 (1912) S. 4243
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21) Bildhauer, wird von Plin. n. h. XXXVI 35 [43] als Meister der einen von den beiden weltberühmten Marmorgruppen, die ihm bekannt waren, bezeichnet: des Ringkampfes von Pan und Olympos in der Porticus der Octavia. Der Name Olympos steht hier wie XXXVI 29 irrig für Daphnis, denn dieser ist der Schüler des Pan, jener der des Marsyas; Plinius hat also die beiden Paare durcheinander gebracht. Daß der Ringkampf erotisch war, lehrt die bildliche Tradition vom 5. Jhdt. ab, einerlei ob Hauser den vor Pan flüchtenden Hirtenbuben auf einer herrlichen Vase strengschönen Stils mit Recht Daphnis nennt oder nicht (Furtwängler-Reichhold Griech. Vasenmalerei II 294). Die Hetzjagd auf dem Vasenbilde ist eine ebensolche Vorstufe des Liebesringens wie die in vielen Repliken erhaltene idyllische Marmorgruppe, deren hellenistisches Raffinement den Beschauer über den Ausgang in Zweifel läßt; sie war nach Plin. XXXVI 29 ebenfalls hochberühmt, obwohl ihr Meister unbekannt war (Klein Gesch. d. griech. Kunst III 256ff. Furtwängler Samml. Somzée 30 nr. 41). Die Gruppe des H. haben wir uns nach dem Vorbilde mehrerer in Kopien enthaltener Gruppen zu denken, welche Pan oder einen Satyr im Ringen mit einem Hermaphroditen oder einer Nymphe zeigen; einzelne davon sind glänzende Beispiele geschlossener rundplastischer Komposition, wie sie erst der Hellenismus geschaffen hat (die Vermutung von Rodenwaldt Komposition der pomp. Wandgemälde 262f., daß das Kompositionprinzip des H. aus der Malerei in die Plastik übertragen gewesen sei, ist unberechtigt). Auch der Vorwurf ist als Gegenstand der Großplastik erst in hellenistischer Zeit denkbar. Eine noch genauere Zeitbestimmung wäre zu gewinnen, wenn H. mit einem um 100 v. Chr. in Rhodos tätigen Meister dieses Namens, der aus Inschriften zu erschließen ist, identisch wäre. Diese Gleichsetzung hat jedoch nur insofern eine größere Wahrscheinlichkeit als die mit dem vorigen H., als hier wenigstens die gleiche Kunstepoche vorliegt; zu beweisen wäre sie auch dann nicht, wenn Zugehörigkeit zur gleichen Familie feststände; denn in einer mit ziemlicher Sicherheit zu ergänzenden Signatur in Halikarnass findet sich der Name H. bei Vater und Sohn, und er wird auch in anderen Generationen vorgekommen sein (Löwy Inschr. griech. Bildh. nr. 403). Was endlich die auf die Zeit zwischen 82 und 74 v. Chr. datierte Signatur eines Plutarchos, Sohnes des H., betrifft, so ist es zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher, daß auch der Vater Bildhauer war, und daß er mit einem der beiden H. in der erstgenannten Inschrift identisch ist. Löwy a. a. O. nr. 193–195. Hiller v. Gärtringen Arch. Jahrb. IX 25f. Sellers The elder Plinys chapters on art 208. Klein a. a. O. und 224f. Michaelis-Springer Handb. d. Kunstgesch. I⁹ 378.

[Pfuhl. ]