2) Harmachis (der Name zuerst fälschlich Horsat [Brugsch Ä. Z. XVI 44] und Horhotep [Revillout Rev. arch. N. S. XXXIV 333] gelesen) begegnet uns in demotischen, aus der Thebais stammenden Papyri, die allgemeine Erwägungen der Zeit des fünften Ptolemaios zuweisen (Spiegelberg Dem. P. Berl. 3142–3144. 3145. Dem. P. London, publ. Rev. égypt. II 16. Dem. P. Marseille, publ. Rev. égypt. I 121, 1), als Name eines ägyptischen Königs, dessen Herrschaft nach den Datierungen mindestens sechs Jahre gedauert hat. Man hat diesen einheimischen König mit Recht allgemein mit dem großen, sowohl in Unter- als Oberägypten ausgebrochenen Aufstand, der uns für die Zeit von 207/6–186/5 v. Chr. bezeugt ist (s. z. B. hierogl. Inschr. Edfu. publ. Ä. Z. XVI 44/5. P. Tor. I 1 Col. 5. 27ff. Gr. Inschr. P. S. B. A. X 382. Polyb. XXII 7), in Verbindung gebracht und ferner als sein Herrschaftsgebiet Oberägypten angenommen. Wieweit freilich hier seine Macht gereicht hat, ist ungewiß, da wir aus derselben Zeitperiode noch zwei weitere oberägyptische Gegenkönige, Anchmachis und Ḥr... (s. d.) kennen, für die 14 bezw. 10 Regierungsjahre bezeugt sind (für Anchmachis vgl. Dem. P. Marseille, publ. Rev. égypt. II 148, 7|; es müssen also zum mindesten zwei Herrscher zugleich in Oberägypten geboten haben. Unbegründet ist ferner die Behauptung Revillouts Rev. égypt. X 86f., daß H. auch über Memphis geherrscht habe (Spiegelberg Arch. f. Papyrusforschung III 146). Die Bedeutung des H. ist überhaupt früher allgemein übertrieben worden, vor allem im Anschluß an eine Vermutung von Brugsch, derzufolge man H. und ebenso auch Anchmachis als äthiopische Könige aufgefaßt hat, die Oberägypten für sich gewonnen hätten (Revillout Rev. égypt. I
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148f. II 145ff. Krall S.-Ber. Akad. Wien, Phil. hist. Kl. CV 369ff.). Dagegen Bouché-Leclerq Hist. des Lagides I 365, 2. IV 318, dessen Zweifel an der Geschichtlichkeit dieser Könige freilich zu weitgehend ist (die Aktpräskripte sind eine unbedingt zuverlässige Quelle). Die alte Auffassung ist aber jedenfalls durch den inzwischen bekannt gewordenen dritten König erledigt: man hat in H. einen einheimischen Führer der Aufständischen zu sehen, einen der ägyptischen δυνάσται, wie uns Polybios a. a. O. deren mehrere namentlich nennt. Bedeutungslos wird man sich aber H. doch wohl nicht vorstellen dürfen; dafür spricht nicht so sehr sein Königstitel als die Tatsache, daß er sich immerhin längere Zeit gehalten hat und daß nach ihm datiert worden ist. Sehr wohl möglich ist es, daß H., wenn er auch nicht Äthiopenkönig war, doch von diesem unterstützt worden ist (Agatharchides περὶ ἐρυθρᾶς θαλάασης, Geogr. gr. min. I 111). Die Zeit des H. läßt sich nicht genau bestimmen, da wir mit der Möglichkeit des Nebeneinander-‚Regierens‘ zu rechnen haben; da aber in Anbetracht der sachlichen Angaben einer Urkunde vom 7. Jahre des Anchmachis (Spiegelberg Dem. P. Berlin 3146 A u. B) dieser ein Dokument vom 6. Jahre des H. vorausgegangen sein muß, so darf man H. etwa in die erste Hälfte der Aufstandszeit setzen.