Graës (Γραῆς) kommt als Demos der Phyle Pandionis in der Demenliste IG II 991, die im ausgehenden 3. Jhdt. geschrieben ist, vor. Bei den Lexikographen und Grammatikern wird dieser Demos nie genannt; ebensowenig sind Grabsteine von dort bekannt geworden. Diese Tatsachen berechtigen aber keineswegs zu Zweifeln an der Existenz eines Demos Γραῆς (so Löper Athen. Mitt. XVII 372, der ΓΡΑΗΣ für eine Verschreibung aus ΓΡΑΣΙΗΣ hält). Das Richtige hat Koehler gesehen, wenn er Γραῆς für ein attisches Dorf an der Grenze von Oropos erklärt (Athen. Mitt. IV 261). Indessen darf Γραῆς nicht mit der Γραϊκὴ γῆ selbst identifiziert werden, die sich über die Gebiete von Oropos und Tanagra erstreckte. Vermutlich hat es zu Kleisthenes Zeit noch nicht als attischer Gau bestanden, sondern wird erst im Laufe des 4. Jhdts., als das Gebiet von Oropos vorübergehend dem attischen Staat einverleibt wurde, Demengerechtigkeit erhalten haben (Milchhoefer Abh. Akad. Berl. 1892, 18). Daraus erklärt es sich, daß es nicht in unmittelbarer Nachbarschaft mit der Hauptmasse der Trittyen der Pandionis liegt (Ross Demen 3). Die Annahme, daß der Demos G. nicht mit der Γραϊκὴ χώρα in lokale Verbindung zu bringen sei, sondern auch anderswo in Attika gelegen haben könnte, wie Milchhoefer und Löper a. a. O. behaupten, hat keine innere Wahrscheinlichkeit.