Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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auf den Molukken einheimischer, immergrüner 9–13 m hoher Baum
Band VII,1 (1910) S. 13531354
Gewürznelkenbaum in der Wikipedia
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Gewürznelke (Caryophyllus aromaticus L.), griech. καρυόφυλλον, lat. caryophyllum, it. garofano, sard. colóvru, siz. galofaru, venez. garofolo, rum. carofil, garofil, rtr. garoful, prov. frz. girofle, span. girofle, girofre (Körting Lat.-rom. Wörterb.3 248). Auf den Molukken einheimischer, immergrüner 9–13 m hoher Baum aus der Familie der Myrtaceen, der wegen seiner als Gewürz dienenden Blüten kultiviert wird. Die unentfalteten, als Knospen gebrochenen weiß-grünlichen Blüten, bei denen vier Blättchen den dicken Fruchtknoten umschließen, färben sich in wenigen Stunden braun. Diese fettglänzenden, stark aromatisch riechenden und schmeckenden Knospen, die einen starken Prozentsatz ätherischen Öles (oleum caryophyllorum) enthalten, heißen G., Gewürznägelein, weil sie die Form eines kleinen Nagels haben. Die G. werden zum Einmachen von Früchten, bei Braten und Bäckereien, zur Herstellung von Parfümerien, Likören und Zahnwasser, sowie zu mannigfachen medizinischen Zwecken, vornehmlich bei Verdauungsbeschwerden, verwandt. Neben den eigentlichen G. werden noch Blütenstiele (Stipites caryophyllorum, Fusti) und die ausgereiften kleinen eiförmigen getrockneten Früchte, die sog. Mutternelken (Anthophylli), die aber den G. an Aroma und Wert nachstehen, in den Handel gebracht (Leunis Synopsis II3 209f.). Die Ertragsfähigkeit des Baumes, die vom 10.–24. Jahre am höchsten sein soll, beläuft sich auf 3–6 kg jährlich. Nach Decandolle (Ursprung der Kulturpfl., deutsch v. Göze, 199f.) kommt der echte G.-Baum im wildwachsenden Zustande nicht vor; das auf allen Molukken spontan auftretende Caryophyllum silvestre sieht er nicht als Urform des echten G.-Baumes an.

Wenn die Heimat des letzteren auf den Molukken zu suchen ist, von wo das wohlschmeckende Gewürz sowohl nach dem Osten – die Chinesen sollen G. schon im 3. Jhdt. n. Chr. gekaut haben, um einen wohlriechenden Atem zu erhalten, – wie auch nach dem Westen ausgeführt wurde, so liegt die Annahme nahe, daß mit dem Gewürz auch dessen Name in den fremden Ländern Eingang fand. So mag aus dem Sanskritworte kaṭukaphala durch Verstümmelung das arabische garanful und das griechische καρυόφυλλον – dieses mit Anlehnung an bekannte griechische Wörter – entstanden sein. Entspricht doch die wörtliche Bedeutung von καρυόφυλλον = Nußblatt nicht der zu bezeichnenden Pflanze, deren Blatt ganz anders geformt ist. Die griechische, bezw. arabische Bezeichnung hat in den neueren Sprachen Westasiens und Südeuropas Aufnahme gefunden; so heißt die G. neugriech. καρυοφύλλι, γαρύφαλλον, kurd., türk., syr. karafil, alb. karanfil’, bulg. [1354] karanfil, rum. carofil (Schrader Reallex. d. indogerm. Altertumsk. 579f.). Von römischen Schriftstellern erwähnt nur Plinius Caryophyllon. Plin. n. h. XII 30: Est etiamnum in India piperis granis simile, quod vocatur caryophyllon, grandius fragiliusque, tradunt in India loto (loco, luco?) id gigni, advehitur odoris gratia. Diese Schilderung paßt nicht auf die G., deren eigenartige Form Plinius ebenso auffallen mußte, wie den Deutschen des Mittelalters, deren Bezeichnung die augenfällige Gestalt wiedergibt (nelchin in der Physika der heil. Hildegard bei v. Fischer-Benzon Altdeutsche Gartenflora 1894, 207). Den Pfefferkörnern ähnlich, nur größer und zerbrechlicher, ist dagegen der Nelkenpfeffer (semen amomi, fructus Pimentae), die getrocknete Frucht von Myrtus Pimenta L., der nach Geruch und Geschmack der G. sehr ähnelt (s. auch Wittstein Die Naturgesch. des C. Plin. Sec. III 10 Anm.). Erst der im Anfang des 7. Jhdts. lebende griechische Arzt Paulus Aeginetes gibt von καρυόφυλλον eine Schilderung, aus der man ersehen kann, daß dieser Arzt Caryophyllus aromaticus gekannt und in der Heilkunde, besonders bei Augenleiden, verwendet hat. Er schildert das Gewürz wie folgt: Καρυόφυλλον hat nicht die dem Namen (Nußblatt) entsprechende Bedeutung, sondern es ist eine aus Indien eingeführte gedörrte Baumblüte, die dunkelbraun, fast einen Zoll lang, gewürzig, herb, ein wenig bitter, hitzig und trocken ist. Καρυόφυλλον οὐ πρὸς τοὔνομα, καὶ τὴν οὐσίαν ἔχει. ἀλλ' ἐκ τῆς Ἰνδίας οἷον ἄνθη τινὰ δένδρου, καρφοειδῆ, μέλανα, ὅσον δακτύλου σύνεγγυς τὸ μῆκος, φέρεται, ἀρωματίζοντα καὶ δριμέα, ὐπόπικρα, θερμά τε καὶ ξηρά (Paul. Aeg., Basileae 1538 p. 240 Z. 22ff.). Der um die Mitte des 6. Jhdts. n. Chr. lebende Arzt Alexander von Tralles, einer durch Gewerbfleiß bekannten Stadt Lydiens, erwähnt in seinen zwölf Bücher umfassenden Schriften des öfteren καρυόφυλλον (I 431. 613. II 259. 291. 525. 531. 545 Puschmann). Da er aber an zwei Stellen (I 431. 613) von καρυοφύλλου κόκκους spricht, so dürfte auch hier, ebenso wie bei Plinius, nicht die G., sondern der Nelkenpfeffer, der zu den gleichen Arzneimitteln wie die erstere verwendet wird, gemeint sein. Aus dem 8. Jhdt. n. Chr. besitzen wir eine aus 241 Hexametern bestehende medizinische Schrift des Benedictus Crispus, in der V. 220 caryophyllus ater erwähnt wird (Meyer Gesch. d. Bot. II 422). Simeon Seth, ein aus Antiochien? gebürtiger, am Ausgang des 11. Jhdts. n. Chr. zu Konstantinopel lebender griechischer Arzt und Protovestarch (Meyer III 359) schreibt in seiner dem Kaiser Michael Ducas gewidmeten Schrift Περὶ τροφῶν δυνάμεων κατὰ στοιχεῖον (Syntagma de alimentorum facultatibus ed. Langkavel, Lips. 1868 S. 56) über καρυόφυλλον folgendes: Τὸ καρυόφυλλον θερμόν ἐστι καὶ ξηρὸν κατὰ τὴν δευτέραν ἀπόστασιν. τινὲς δὲ καὶ ἐν τῇ τρίτῃ αὐτὸ τεθείκασιν. ἔστι δὲ δένδρου καρπός. ὠφελεῖ δὲ τὸν στόμαχον καὶ ἧπαρ καὶ τὴν καρδίαν, καταπαύει τε τὴν ἀπὸ ὑγρότητος ναυτίαν, βλάπτει τε τὰ ἔγκατα· Der Ausdruck ,Baumfrucht‘ läßt mindestens zweifelhaft erscheinen, ob an dieser Stelle καρυόφυλλον die G. (Caryophyllus aromaticus) bezeichnet.

[Orth. ]