Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Erzieher des späteren Kaisers Elagabals um 218 n. Chr.
Band VII,1 (1910) S. 708
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Gannys, ein Mann von niedriger Herkunft (Dio ep. LXXVIII 31, 2, s. u.), der im Hause der Iulia Maesa aufwuchs und dann Erzieher ihres Enkels, des späteren Kaisers Elagabal, wurde (Dio ep. LXXIX 6, 1. 2; s. u.). So gewöhnte er sich bald an eine üppige, verschwenderische Lebensweise (Dio LXXVIII 38, 3. 39, 4. LXXIX 6, 2). Bei Elagabals Mutter stand er in großer Gunst; er pflegte intimen Verkehr mit ihr, und Elagabal dachte eine Zeitlang daran, ihm die Ehe mit seiner Mutter zu ermöglichen und ihn zum Cäsar zu erheben (Dio LXXIX 6, 2. 3). Sein und des Valerius Comazon Eutychianus Verdienst war die Erhebung Elagabals. Er führte den Knaben ins Lager bei Emesa und bewirkte, daß ihn die Truppen am 16. Mai 218 n. Chr. zum Kaiser ausriefen (Dio LXXVIII 31, 4). In der Schlacht des Kaisers Macrinus gegen die Aufständischen war G., obwohl er keinerlei militärische Ausbildung genossen hatte, Führer und kämpfte mit Erfolg gegen die reguläre kaiserliche Armee (Dio a. a. O. 38, 3. 4), am 8. Juni 218 vor Antiochia (Dio 39, 1). Aber der junge Kaiser erwies sich undankbar gegen seinen Wohltäter, der sich auch manch andern zu Dank verpflichtet hatte, und ließ ihn als unbequemen Ratgeber gleich zu Beginn seiner Regierung in Nicomedia, wo sich der Kaiser im Winter 218/9 aufhielt, töten, indem er selbst zuerst Hand an ihn legte (Dio LXXIX 6, 1. 3; in diesem Kapitel ist zwar sein Name nicht genannt, aber das hier Gesagte kann nur auf ihn bezogen werden, da der andere ,Königsmacher‘ Comazon den Kaiser Elagabal überlebte. In dem arg verstümmelt überlieferten c. LXXVIII 31 ist offenbar von beiden die Rede, obwohl auch hier nur Eutychianus genannt, der Name G. hingegen ausgefallen ist; vgl. Boissevain III p. 438).

[Stein. ]