Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Theologe der röm. Gemeinde vor 200 n. Chr.
Band VII,1 (1910) S. 509510
GND: 100734324
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7) Griechisch schreibender Theologe der römischen Gemeinde vor 200. Hieronymus (de vir. ill. 59) und Theodoret (haer. fab. II 2. III 2) kennen ihn nur durch Eusebius, den letzten Schriftsteller, der unsres Wissens (vielleicht durch die Beschäftigung mit Dionysios von Alexandrien auf ihn aufmerksam geworden) ein Buch des G. gelesen hat. Hist. eccl. VI 20, 3, vgl. II 25, 6f. III 28, 1f. 31, 4 handelt Eusebius von einem zu Rom unter Zephyrinos (199–217) wirkenden ἐκκλησιαστικός und λογιώτατος ἀνήρ G., der in einem διάλογος πρὸς Πρόκλον eine kräftige Widerlegung des Montanismus vom katholischen Standpunkt aus geliefert habe. Aus gelegentlichen Zitaten erfahren wir, daß er ein Gegner der Apokalypse des Johannes und der chiliastischen Theorien war, den Hebräerbrief nicht für paulinisch hielt, die Gräber der Apostelfürsten in, bezw. bei Rom zu zeigen wußte. Nach Photios bibl. c. 48 wäre er Presbyter in Rom gewesen, nachher sogar zum ἐθνῶν ἐπίσκοπος gewählt worden; letzteres ist für den Anfang des 3. Jhdts. einfach unmöglich, das erstere durch Eusebios so wenig ausgeschlossen wie bestätigt; aber da Photios sich dort schlecht orientiert zeigt – die mehr oder minder apodiktisch dem G. zugeschriebenen Bücher περὶ τοῦ παντός, ὁ λαβύρινθος (scil. Philosophumena l. X) und κατὰ τῆς Ἀρτέμωνος αἱρέσεως sind entweder von Hippolytos oder von einem Unbekannten verfaßt – so ist der Presbyterrang für G. keinesfalls sicher. S. Volkmar Hippol. u. d. röm. Zeitgenossen 1855, 60–71. Die Hypothese, daß G. den sog. Canon Muratori geschrieben habe, war äußerst unglücklich; aber auch Lightfoots Vermutung, dieser G. habe nie existiert, in dem Dialog mit Proklos sei er nur eine fingierte Person, Verfasser des Werkes sei Hippolyt (Journal of Philology 1868 I 98–112), ist unhaltbar, zumal seitdem J. Gwynn Hermathena VI 1888, 397–418 die Nachricht des Syrers Ebedjesu um 1300, wonach Hippolyt Capita adversus Caium verfaßt hätte, als glaubwürdig erwiesen hat. Gwynn hat nämlich fünf Fragmente der Polemik des Hippolyt mit G., einem Feinde der Johannesapokalypse, in syrischer Sprache aufgefunden; der deutsche Text mit Kommentar bei A. Harnack Texte u. Untersuchungen z. altchristl. Lit.-Gesch. VI 3, 1890, 121–128, vgl. Zahn Gesch. d. Neutest. Kanons II 973–991 und 1020–1022; Versuch einer Rückübersetzung ins Griechische bei E. Schwartz Über den Tod der Söhne Zebedaei, Berlin 1904, 36ff. Die Eusebianischen Fragmente s. bei J. [510] M. Routh Reliquiae sacr.² II 125ff. (der Text ist nach der neuesten Eusebiusausgabe von E. Schwartz zu revidieren!). Da der Name G. gerade unter den ältesten Christen sehr verbreitet war – im Neuen Testament begegnen uns vier verschiedene Träger desselben! –, ist es wertlos, die Notiz im Martyrium Polycarpi XXII 2, wonach ein G. das Exemplar des Irenaeus ausgeschrieben haben soll, mit dem römischen G. in Verbindung zu bringen. Die Caiana haeresis, die Tertullian de bapt. 1; de praescript. haer. 33; adv. Valent. 32 bestreitet, hat mit unserem G. auch nichts zu tun; das Prädikat ‚ἐκκλησιαστικὸς ἀνήρ‘ des Eusebius schließt den Gedanken an einen Gnostiker aus; s. C. P. Caspari Quellen z. Gesch. d. Taufsymbols III 1875, 349f. 374–377. A. Harnack Gesch. d. altchristl. Lit. I 601–603. J. B. Lightfoot The Apostolic Fathers I vol. II 1890, 377–388. Vor allem Ed. Schwartz in der oben angeführten Abhandlung d. K. Ges. d. Wiss. zu Götting., Phil.-hist. Kl. N. F. VII 5, 30–45, der in dem Römer Gaius den ‚Aloger‘ wiedererkannt hat, dessen gescheite Einwendungen gegen die Echtheit des Evangeliums und der Offenbarung des Johannes noch den Ketzerbestreiter Epiphanius (Panar. b. 51) in Verlegenheit setzten.