95) T. Furius L. f. Pal(atina) Victorinus, Praefectus praetorio unter Marcus und Verus. Seine vollständige Ämterlaufbahn und die Vaters- und Tribusangabe verdanken wir einer viermal als gefälscht edierten (CIL II 396*.[1] V 648*.[2] VI 1937*.[3] XIV 440*)[4] ligorianischen Inschrift, die aber Hülsen Ausonia 1907, 67–76 als echt erwiesen und mit Beseitigung der falschen Interpolationen des Ligorius restituiert hat. F. bekleidete zuerst die üblichen drei militiae, und zwar als [praef(ectus)] coh(ortis III) Bracarum in Brita[nnia], tr(ibunus) legionis II adiutric(is) in Unterpannonien, praef. alae (I Tungrorum) Frontonianae in Dacien (vgl. Cichorius o. Bd. I S. 1268), wurde dann [proc(urator quadragesimae)?] Gall(iarum), proc. provinciae Hispaniae [ci]t(erioris), proc. ludi magni, praef. [cl(assis)] praet(oriae) Ravennat(is), hierauf Mis[en(ensis)], ähnlich wie fast alle Flottenpräfekten im 2. Jhdt.; vgl. Fiebiger o. Bd. III S. 2640. Von da an gleicht die Folge seiner Ämter der des M. Bassaeus Rufus, der kurz nach ihm diese Ämter bekleidete. Auch er wird proc. a rat(ionibus), dann praef. v[igilum], hierauf [praef.] Aegypti. Als solcher ist er schon aus einer griechischen Inschrift aus Tyrus bekannt, die ihm gesetzt wurde, als er von der Statthalterschaft Ägyptens zum Kommando der Leibwache befördert wurde, IGR III 1103 = Dessau 8846. Doch ist die Inschrift wohl nach Tyrus verschleppt, die zu seiner Ehrung errichtete Statue vielmehr in Ägypten aufgestellt worden, wie z. B. die des T. Longaeus Rufus (CIL III 14137[5]) und des Domitius Honoratus (CIL III 12052[6]). Auch in einer κατ’ οἰκίαν ἀπογραφή, die de Ricci Comptes rendus de l’acad. des inscr. et belles lettres 1905, 404 erwähnt (genauer mitgeteilt bei Hülsen a. a. O. 73), wird Furius Victorinus κράτιστος ἡγεμών von Ägypten genannt, und zwar im 23. Jahr des Kaisers Pius, d. i. 159/160 n. Chr. Praefectus praetorio wurde er noch unter Pius; denn in der Hist. aug. Pius 8, 8 werden die anstelle des (C.) Tat(t)ius Maximus gegen Ende der Regierung des Pius eingesetzten Praefecten Fabius Repentinus und Cornelius Victorinus genannt, wobei die beiden Gentilnamen vertauscht sind und Fabius anstatt F. gesetzt ist, s. Cornelius Nr. 299 und Fabius Nr. 138. Für die Zeit seiner Verwaltung Ägyptens bleibt daher nur das J. 159 (bis in den Anfang dieses Jahres war M. Sempronius Liberalis im Amte, Pap. Oxyrh. III 282. 594 im Januar 159; noch vor Ende August 159 ist er aus dem Amte geschieden, weil er im 22. Jahr des Pius = 158/9 als [ἡγεμο]νεύσας = gewesener Praefect bezeichnet wird. BGU III 904; vgl. Nachträge) und 160. Daß er noch unter Pius zum Gardekommandanten befördert wurde, geht auch daraus hervor, daß noch vor dem Tode dieses Kaisers L. Volusias Maecianus Praefect von Ägypten wurde und hier den Thronwechsel mitmachte (Pap. Oxyrh. III 289, 653. Pap. Genf. 35). Als Praefectus praetorio erhielt er die ornamenta consularia wie alle Praefecten unter Pius (vgl. Hist. aug. Pius 10, 6). Er hat sich, wie wir aus der römischen Inschrift
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erfahren, zuerst im Partherkrieg des Verus ausgezeichnet und erhielt dafür die militärischen Dekorationen (corona muralis, vallaris und aurea, vier hastae purae und ebensoviele vexilla obsidionalia; alles das völlig gleich wie M. Bassaeus Rufus, der sich im Kriege gegen die Germanen hervortat). Zuletzt kämpfte er, wie Hist. aug. Marc. 15, 4 erwähnt ist, im Markomanenkrieg und fiel gleich zu Beginn des Krieges, im J. 166; vgl. o. Bd. III S. 1850.