Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Flavia Titiana Tochter des T. Flavius Sulpicianus Nr. 185
Band VI,2 (1909) S. 27382739
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248) Flavia Titiana, Tochter des T. Flavius Sulpicianus (Nr. 185) und Gemahlin des Kaisers Pertinax. Während dieser an dem Tage seiner Erhebung zum Kaiserthron (1. Januar 193 n. Chr.) das Staatsopfer im kapitolinischen Iuppitertempel darbrachte, beschloß der Senat, seiner Gemahlin den Titel Augusta und seinem Sohne den Caesartitel zu verleihen; doch lehnte dies der neue Kaiser ab (Dio ep. LXXIII 7, 1. 2 [berichtet als Augenzeuge]. Hist. aug. Pert. 5, 4. 6, 9; vgl. Hieronym. a. Abr. 2209. Iord. Rom. 274). Dessenungeachtet wurde sie in den Provinzen überall als Augusta gefeiert: sie heißt auf der Metzer Inschrift CIL XIII 4323 = Dessau 410 Fl. Titiana August. und ebenso auf alexandrinischen Münzen, wo auch ihr Bildnis geprägt ist, Τιτιανὴ Σεβαστή (Mionnet VI 348 Cohen III² 397. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen 43; Ztschr. f. Numism. I 316. Stüve Ztschr. f. Numism. XIII 245; die Münze von Mytilene mit der gleichen Benennung [Eckhel a. a. O.] erklärt Cohen a. a. O. für unsicher). Auch auf einer Papyrusurkunde (BGU II 646) ist ihr Name genannt Φ[λ]αουία Τιττιανὴ [Σεβασ]τή. Aus ihrer Ehe mit Pertinax stammen zwei Kinder, ein Sohn, der schon erwähnte Caesar P. Helvius Pertinax, und eine Tochter, deren Namen wir nicht kennen; die Kinder sowohl als F. überlebten den Sturz des Kaisers, Dio LXXIII 7, 3. Hist. aug. Pert. 13, 7; vgl. Herodian II 4, 9. Ihr Privatleben war so bemakelt, daß nach Dio 7, 2, der sie als ἀκολασταίνουσαν bezeichnet, der Kaiser schon deshalb den Titel Augusta für sie abgelehnt haben dürfte, um nicht durch sie diese Würde verunehren zu lassen. Sie scheute sich nicht, ganz öffentlich Liebesbeziebungen zu einem Kitharoeden zu unterhalten, Hist. aug. Pert. 13, 8. Ihr Äußeres lernen wir aus den alexandrinischen Münzporträts kennen (abgebildet auch bei Bernoulli Römische Ikonographie II 3, Münztafel I 3), die feingeschnittene, durchaus nicht schöne [2739] Gesichtszüge mit ziemlich langer, spitzer Nase, ohne besonderen Ausdruck, aber doch mit einem leichten Hauch von Ironie aufweisen.