Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Bischof v. Beroia, dann v. Antiochien
Band VI,1 (1907) S. 1448 (IA)–1449 (IA)
Eustathios von Antiochia in der Wikipedia
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9) Eustathios, geboren um 280 zu Side in Pamphylien, kurze Zeit Bischof von Beroia in Syrien und dann – spätestens seit 324 – von Antiochien. Auf dem nicaenischen Concil 325 einer der entschiedensten und einflußreichsten Vertreter des Homousianismus hat er auch nachher Arianer und Semiarianer unermüdlich bekämpft, was zunächst den Erfolg hatte, daß eine Synode in Antiochien um 330 ihn absetzte. Der Kaiser verbannte ihn nach Thrakien; da ein Teil der antiochenischen Gemeinde den ihm gegebenen Nachfolger nicht anerkannte, entstand[WS 1] dort ein Schisma, das erst im 5. Jhdt. beigelegt wurde. E. ist im Exil gestorben, aber, da er noch den Photeinos bekämpft hat, schwerlich lange vor 360. Sein Leichnam wurde 482 nach Antiochien zurückgeholt und mit göttlichen Ehren empfangen, schon bei Athanasios heißt er ‚der Große‘ und fortan hat er zu den ersten Autoritäten der Orthodoxie gezählt. Den Ehrennamen des Bekenners wird er wegen seiner Absetzung erhalten haben; daß er unter Diocletian gelitten habe, ist eine grundlose Vermutung. Interessant ist nun aber, daß von den Büchern dieses Mannes, der ungewöhnlich fruchtbar als Schriftsteller gewesen ist und dessen Beredsamkeit zu rühmen alles einig ist, der auch als Gegner des Origenes der späteren Orthodoxie noch besonders sympathisch hätte sein sollen, so wenig auf uns gekommen ist. Bloß eine Abhandlung von ihm besitzen wir vollständig: κατὰ Ὠριγένους διαγνωστικὸς εἰς τὸ τῆς ἐγγαστριμύθου θεώρημα, neueste Ausgabe von Α. Jahn in Harnack und v. Gebhardt Texte u. Untersuch. II 4, 1886. Hieron. de vir. ill. 85 nennt außer dieser Schrift und unzähligen Briefen noch ein Werk de anima; aus diesem sind wertvolle Bruchstücke durch Theodoret und Eustratios erhalten. Acht Bücher wider die Arianer sind wie andere dogmatisch-polemische Abhandlungen des E. bis auf kleine Fragmente verloren gegangen, nicht günstiger steht es um seine exegetisch-homiletischen Traktate. Unter den Griechen haben sich Theodoret und Eustratios, unter den Lateinern Gelasius von [1449] Rom und Facundus von Hermiane am meisten mit den Schriften des E. beschäftigt; einiges davon ist auch ins Syrische übersetzt worden, wie zehn neuerdings publizierte Fragmente aus syrischen Hss. beweisen. Aus Florilegien und Catenen ist wohl noch eine Vergrößerung unseres Besitzstandes an E.s Reliquien zu erwarten. Sicher späteren Ursprungs sind die ihm zugeschriebene Ansprache an Kaiser Constantin auf dem Concil von Nicaea und der sog. Kommentar in hexaemeron. Nach Hieron. ep. 70, 4 (ad Magnum) gehört E. zu den Kirchenschriftstellern, deren weltliche Bildung ihrer Schriftkenntnis gleichgekommen sei, die namentlich mit den Lehrsätzen der Philosophen sich vollkommen vertraut zeigen.

Die Überreste sind gesammelt bei Gallandi Vet. Patr. Bibl. IV und Migne Gr. 18, 613ff., einige Nachträge bei Pitra Analecta sacra II p. XXXVIIIff. u. IV 210–213. 441–443. Sonst vgl. Tillemont Mémoires VII 21–31. 646–656, wo die alten Quellen sorgfältigste Verwendung finden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: enstand