Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Freund d. Libanios
Band VI,1 (1907) S. 1447 (IA)–1448 (IA)
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4) Karer, in Athen ausgebildet, machte schon in jugendlichem Alter rhetorische Kunstreisen in Phönizien und Palästina. In Antiocheia hörte er Vorträge des Libanios und wurde von ihm durch eine Lobrede (or. XLIV) geehrt (vgl. Liban. or. LV p. 126. I 271 p. 161). Er war verschwägert mit dem Advokaten Herakleios (Liban. or. LV p. 132. 180). Nachdem er seine Heimat dauernd verlassen hatte, siedelte er sich in Tyros an (Liban. or. I 271. 274 p. 161. 163. LV p. 135. 170; vgl. p. 127. 138). Er wurde zu drei Ämtern erhoben, die er zu seiner Bereicherung benutzte (Liban. or. I 271 p. 161). Eines davon scheint das des rationalis summarum per Orientem gewesen zu sein; denn er hatte darin mit den kaiserlichen Einkünften zu tun und residierte in Antiocheia, wo er den Verkehr mit Libanios eifrig pflegte (Liban. or. LV p. 126. I 271 p. 161). Durch Bestechung wurde er endlich Consularis Syriae (Liban. or. LV p. 126. I 272 p. 162; Comes Orientis kann er nicht gewesen sein, weil Lucianus, der dieses Amt bekleidete, nicht als sein Vorgänger oder Nachfolger, sondern als sein Vorgesetzter erscheint. Liban. or. LV p. 139. 141). Seine Amtszeit währte zehn Monate (Liban. or. LV p. 179), die ganz oder zum größten Teil dem J. 388 angehörten. Denn innerhalb derselben wurde der Usurpator Maximus besiegt (or. LV p. 137) und die Olympien in Antiocheia gefeiert (or. LV p. 164), die im Sommer jedes julianischen Schaltjahres stattzufinden pflegten (Sievers Das Leben des Libanius 207). Vor dem Antritt seines Amtes hatte E. geäußert, er wolle künftigen Statthaltern ein Beispiel geben, wie man Lehrer der Beredsamkeit ehren müsse (Liban. or. I 271 p. 161. LV p. 126. 130), und erklärte auch später, Libanios zu lieben (or. LV p. 166). Zwar gab er diesem seinen Sohn in die Schule (or. LV p. 126. 134. 144. 146. 170. 181), vergaß aber, das Honorar für ihn zu bezahlen (or. LV p. 135), und als Libanios seinen Einfluß bei ihm geltend machen wollte, wies er ihn schroff zurück (or. I 272 p. 162) und zeigte sich ihm in keiner Weise gefällig. Ja er stiftete einen gewissen Romulus an, gegen den Redner auszusagen, daß dieser Orakel über die Familie des Kaisers gefragt habe, und verwickelte ihn dadurch in einen Kriminalprozeß (Liban. or. LV p. 151. 166. 168. 180. I 273 p. 162; epist. 764. 765. 815). Nichtsdestoweniger versuchte er ihn zu einem Panegyricus auf sich zu veranlassen (or. LV p. 178ff.). Statt dessen hielt Libanios, nachdem E. sein Amt niedergelegt hatte (or. LV [1448] p. 184), auf ihn die noch erhaltene Schmährede or. LV. Nach seiner Absetzung wurde E. gezwungen, einen Teil der erpreßten Gelder wieder herauszugeben, und in Tyros, wohin er zurückkehrte, entging er der Volkswut nur durch große Geschenke (Liban. or. I 274 p. 163).

[Seeck. ]