Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Von Tyros, christl. Märtyrer
Band V,2 (1905) S. 15731574
Dorotheos von Tyros (Märtyrer) in der Wikipedia
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25) Dorotheos von Tyros. Die Gelehrten der byzantinischen Periode feiern häufig einen D. von Tyros, der auch zu den Märtyrer-Heiligen der Kirche gehört, aber noch liegt über seiner Person wie über seinen Schriften dichtes Dunkel. In der Bonner Ausgabe des Chronicon Paschale von L. Dindorf 1832 ist vol. II 120–141 anhangsweise ein σύγγραμμα ἐκκλησιαστικόν abgedruckt, dessen Verfasser 128f. 136 sich den Anschein giebt, aus einer lateinischen Abhandlung des hochheiligen D. hier eine excerpierende Übersetzung zu liefern, zugleich aber sich als tendenziöser Fälscher verrät; er hat seine tolle Chronik der Kirche von Constantinopel 525 angefertigt beim Besuche des Papstes Johannes in Byzanz, um diesem das höhere Alter der Kirche von Neurom gegenüber der römischen zu demonstrieren. Immerhin hatte sein Verfahren Sinn nur, wenn die angebliche Autorität eine anerkannte Grösse darstellte; also hat er Schriften des Märtyrers D. vorgefunden und sie nur für seine Zwecke bearbeitet. Ein Verzeichnis der 70 Jünger, der 12 Apostel und ihrer Missionsgebiete und sonstiges aus der biblischen Geschichte, namentlich Vitae prophetarum, hat sicher der Vorlage angehört, ausserdem die Einleitung S. 120, die von σθγγράμματα ῬωμαιΙκά τε καὶ Ἑλληνικά des D. weiss und den Fälscher dadurch auf die Idee gebracht hat, sich als Übersetzer aus dem Lateinischen zu gerieren. Was hier weiter über D. berichtet wird, dass er schon unter Diocletian und Licinius Confessor geworden sei, unter den Vätern von Nicaea gesessen, dann aber unter Iulian, 107 Jahre alt, den Märtyrertod in Odyssopolis (jedenfalls liegt Edessa zu Grunde) erlitten habe, ist offenbar Legende. Da das Werk, bezw. einzelne Bestandteile desselben oder verwandte Recensionen unter verschiedenen anderen Namen, z. B. des Hippolytos, [1574] des Epiphanios, des Athanasios, cursieren, ist es wahrscheinlich zuerst anonym erschienen, dann berühmten Kirchenmännern beigelegt worden; und den Märtyrer-Bischof D. von Tyros hat ein erfinderischer Kopf durch amplificatorische Combination der Angaben bei Euseb. hist. eccl. VII 32, 2–4. VIII 1, 4. 6, 5 geschaffen; der Bischof von Tyros war ja erbaulicher als der Director der dortigen Purpurwäschereien. Theophanes kennt laut Chronograph. ad ann. 5816 die D.-Ausgabe des ‚Epitomators‘ von 525, wie der Satz lehrt: οὗτος ἀκριβῶς καὶ περὶ τῶν ἐπισκόπων τοῦ Βυζαντίου καὶ ἄλλων πολλῶν τόπων διεξῆλθεν; daneben aber blieben ältere Texte im Umlauf, ihrerseits vor keiner Umarbeitung und Ergänzung sicher; ohne umfassende hsl. Studien lässt sich die Geschichte dieser wohl im 5. Jhdt. entstandenen Sammlung zur ,Einleitung in die hl. Schrift‘ nicht einmal skizzieren. Erschwerend kommt hinzu, dass noch eine grössere Zahl von Schriften unter dem Namen eines palästinensischen Archimandriten D. existieren, deren Verfasser nach den meisten in das 7., nach anderen schon in das 6. Jhdt. gehört (s. Migne Patrolog. graec. LXXXVIII 1611ff.); auch ihn hat man mit dem Bischof von Tyros verwechselt. Eine Hs. des Neuen Testaments (saec. XI bei Gregory Prolegomena zu Novum Testam. gr. ed. C. Tischendorf 1894, 622) enthält ein onomasticon N. T. Dorotheo martyri adscriptum; man darf dabei wohl an Phot. bibl. c. 156 (vgl. oben Nr. 20) erinnern: Δωροθέου περὶ τῶν ξένως εἰρημένων λέξεων κατὰ στοιχεῖον. Vgl. R. A. Lipsius Die apokryphen Apostelgeschichten I 1883, 193–205 – dort auch die Ankündigung, dass H. Gelzer ,demnächst den ganzen D. in kritischer Ausgabe veröffentlichen wird‘ – und Ergänzungsheft 1890, 15f.