Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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d. Gr. Bischof von Alexandrien
Band V,1 (1903) S. 995996
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153) Dionysios d. Gr. – so schon bei Euseb. hist. eccl. VII prooem. – Bischof von Alexandrien 248–265, nachdem er unter dem Episcopat des Heraclas die Katechetenschule im Sinne seines Meisters Origenes geleitet hatte. Geboren war er wohl noch vor 200 in Alexandrien; er stammte aus vornehmer heidnischer Familie. Seine schriftstellerische Thätigkeit scheint fast ganz in die letzten 17 Lebensjahre zu fallen; sie war so ausgedehnt und seine Persönlichkeit so hervorragend, dass Eusebios im 7. Buch seiner Kirchengeschichte sich eigentlich nur mit D. beschäftigt. Unzählige Briefe hat er, ausser den regelmässig erlassenen Osterbriefen, in alle Weltgegenden, wo Christen lebten, gesandt, zu allen die Zeit bewegenden Fragen, Chiliasmus (2 συγγράμματα περὶ ἐπαγγελιῶν), Sabellianismus (dies das Hauptthema in der Correspondenz mit dem römischen Dionysios), Wiedertaufe von Ketzern, Novatianismus und Fortentwicklung der kirchlichen Disciplin Stellung genommen; wohlthuend berührt bei ihm das Massvolle in Ton und Urteil, wie er denn auch trotz mancher neuen und gewagten Thesen und trotz seines Origenismus den Ruf eines der grössten Kirchenmänner weder bei Lebzeiten noch nach seinem Tode ernstlich – Gennadius blos tituliert ihn fons Arii – verloren hat. Sein Glück freilich wird es gewesen sein, dass seine Schriften früh verschwanden, es ist uns, abgesehen von einem kurzen Briefe an Novatianus, keine vollständig erhalten, von den meisten kennen wir nur Titel oder Adresse, von anderen kurze Fragmente. Und schon Eusebios, ohne den wir sehr wenig von D. wüssten (Hieron. de vir. ill. 69 excerpiert nur den Eusebios), wählte möglichst Unanstössiges zur wörtlichen Mitteilung aus. Ein verhältnismässig günstiges Schicksal hat des D. Schrift περὶ φύσεως, eine Bestreitung der atomistischen Theorien, gehabt, da Eusebios sie grösstenteils seiner Praeparatio evang. einverleiben konnte, übrigens ein interessanter Beleg für die philosophischen Neigungen und Kenntnisse des Bischofs. Die Zahl der erhaltenen Überreste, namentlich aus exegetischen Werken, wird wohl, auch wenn syrische und armenische Fälschungen abgewiesen werden, noch fernerhin, wie durch Mais und Pitras Forschungen in den Bibliotheken geschehen ist, vermehrt werden; die Sammlung bei Migne Patrolog. gr. X ist längst nicht vollständig. Das genaueste Verzeichnis aller bekannten Schriften des D. – und der unechten – giebt Harnack Gesch. d. altchristl. Litt. I 409–427. 837. 840f. 928f. Die besten Texte bei Routh Reliqu. sacrae² III–IV, wertvolle Nachträge bei Holl Fragmente vornicaenischer Kirchenväter aus den Sacra Parallela 1899. Sonst vgl. Athanasios [996] de sententia Dionysii, eine Verteidigung seines grossen Vorgängers gegen den Vorwurf arianisierender Lehre, in Ath. opp. dogm. sel. ed. J. C. Thilo 1853, 94–139. Dittrich Dionys. d. Gr. von Alex., Freiburg i. B. 1867. Th. Förster D. d. Gr. von Alex., Ztschr. f. d. hist. Theol. 1871, 42–76. Roch Die Schrift d. D. d. Gr. über die Natur, Diss. Leipzig 1882. Harnack Dogmengesch. s. Register.