13) Didymos der Blinde, kurz vor 310 in Alexandrien geboren und in der Vaterstadt, die er, als Kind erblindet, kaum je verlassen hatte, 395 gestorben. Er ist der letzte grosse Lehrer an der alexandrinischen Katechetenschule; dem Meister Origenes, dem er an Gelehrsamkeit und unermüdlicher Schaffenslust so ähnlich ist und dessen Anschauungen er im ganzen teilt, ist er nie untreu geworden. Hieronymus spricht de vir. ill. 109 von diesem seinem Lehrer, auch von seiner Kenntnis der weltlichen Wissenschaften, noch mit Bewunderung; als später der Origenismus als Ketzerei gebrandmarkt wurde, entschuldigte er es, dass er Schriften des D. ins Lateinische übertragen hatte; in der Trinitätslehre sei ja D. orthodox. Der andere Schüler des D. und Übersetzer seiner Schriften Rufinus widmet ihm hist. eccl. II (XI) 7 noch begeistertere Worte, insbesondere den Zauber seiner mündlichen Rede kann er nicht vergessen. Da die ökumenische Synode 553 auch haeretische Lehren des D. in ihr Anathema über Origenes und seine Anhänger einbezogen hatte, ist es sehr erklärlich, dass von der Menge der Schriften des D. nur ein kleiner Teil erhalten ist, und zwar mehr die polemischen – κατὰ Μανιχαίων, am Anfang verstümmelt, und περὶ τριάδος gegen die Arianer, 3 Bücher – und exegetischen (er scheint die meisten biblischen Bücher commentiert zu haben); dagegen die dogmatischen ὑπομνήματα εἰς τὰ περὶ ἀρχῶν Ὠριγένους hat man untergehen lassen; de spiritu sancto ist blos in lateinischer Übersetzung vorhanden, auch die nur, weil der hl. Hieronymus ihr Verfertiger ist. Die Grundsätze für die Auslegung des D. sind die schrankenlos allegorisierenden seiner Schule; aber Geist und reiches Material für die Geschichte der Theologie des 4. Jhdts. bietet alles, was mit
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Recht seinen Namen trägt. Weitere Beschäftigung mit den Catenen wird die vorhandenen Überreste des D. sicher vermehren. Das bisher Festgestellte bei Migne Patrolog. gr. XXXIX 132-1818. J. Dräseke Gesamm. patrist. Untersuch. 1889, 169–207 ist geneigt den ps.-athanasianischen περὶ τῆς ἐνανθρωπήσεως λόγος καὶ κατὰ Ἂπολλιναρίου dem D. zuzuschreiben, den sog. 2. λόγος κατὰ Ἀπολλιναρίου seinem Schüler Ambrosius. Der Russe Spasskij und, unabhängig von ihm, F. X. Funk (Kirchengesch. Abhdl. und Untersuchungen II 291–329) sehen ihn als Verfasser von Buch IV und V der Schrift des Basileios gegen Eunomios an (s. o. Bd. III S. 54, 18ff.).