Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Erlös aus den Fellen der Opfertiere
Band V,1 (1903) S. 243244
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Dermatikon (δερματικόν), Hautgeld, d. i. der Erlös aus den Fellen der Opfertiere, oder vielleicht richtiger die der Staatscasse aus dem Verkauf der Häute zufliessende Summe. Von Privatpersonen dargebrachte Opfer kommen hier also überhaupt nicht in Frage; da behalten die Felle entweder die Eigentümer der Tiere, oder sie fallen dem Priester zu (Suid. s. κωλακρέτης. Schol. Aristoph. Vesp. 695; Plut. 1185), oder der Opfernde verzichtet zu Gunsten des Tempelschatzes darauf (Delph. Inschr. Bull. hell. 1895, 12 Z. 36ff.). Aber auch bei den Staatsopfern ist die Praxis verschieden. In Sparta erhalten die Könige die Felle (Herod. VI 57), an andern Orten die Priester (Inschr. aus Pergamum VIII 1 nr. 40 p. 36ff.; aus Delos: Rechnungsurkunde vom J. 193 Z. 16f.; aus Halikarnass: Dittenberger Syll.² 601; aus Kos: Collitz Dialektinschr. 3634 b; aus Kasossos in Karien: Ber. Akad. Wien CXXXII 1895, 23 von einem der geopferten Tiere:, oder sie werden für Rechnung des Tempelschatzes verkauft (in Delos Bechnungsurkunde vom J. 250 die Haut des an den Posideien geopferten Rindes und Schafes; thessal. Inschr. Athen. Mitt. VII 72 frg. 1 a; vgl. auch die halikarnassische Inschrift: Greek Inscr. in the Brit. Mus. IV 1 nr. 896 Z. 45, wo die ἐπιμήνιοι die Häute offenbar zu Gunsten der Kasse des Geschlechterverbandes, der die Opfer bringt, verkaufen), wobei dann nicht ausgeschlossen ist. dass ein Teil des Erlöses dem Tempelpersonal zu gute kommt (Pergam. Inschr. VIII 2 nr. 255). In Athen verkaufte man die Häute der an den [244] Staatsfesten geschlachteten Tiere für *Rechnung des Staatsschatzes (ob wir in der alten Inschrift Ἐφημ. ἀρχ. 1897, 176 τν δεμοσίον oder τὸν δεμόσιον – so v. Wilamowitz – zu lesen haben, ist zweifelhaft; ist das erstere richtig, würden der Priesterin der Athena Nike auch von staatlichen Opfern die δέρματα zufallen; keinesfalls handelt es sich hier um grössere Festopfer), und für die daraus gelöste Summe ist der Ausdruck D. der technische (CIA II 162). Aus den CIA II 741 (= Dittenberger Syll.² 620) publicierten, von Boeckh Staatsh.³ II 107ff. behandelten Inschriften erfahren wir Genaueres. Es sind hier die Einnahmen aus den Hautgeldern von einer Reihe von Festen während mehrerer Monate der J. 334–331 verzeichnet. Die Gelder wurden, wie mit Sicherheit anzunehmen ist (Koehler zu CIA II 741. Fränkel zu Boeckh Staatsh. A. 272 S. 45*), einer Commission überwiesen, die Aufwendungen für gottesdienstliche Zwecke zu machen hatte. Im J. 334 betrug die Summe für die Häute der während eines Zeitraums von sieben Monaten geschlachteten Opfertiere 5099 Drachmen; dabei sind aber lange nicht alle grossen Feste aufgeführt, die im Verlauf dieser Zeit gefeiert sein müssen. Die grösste Einzelsumme beträgt 1050 Drachmen. Das betreffende Fest sind die Dipolien-Disoterien, die dem Zeus (Polieus) Soter im Skirophorion gefeiert wurden (Fränkel a. a. O. II 110, 1). Im folgenden Jahr liefert dasselbe Fest 2610 Drachmen, das. Eireneopfer im J. 333 874 Drachmen, 332 711 Drachmen. In der Regel liefern die Boonen oder Hieropoioi das Geld ab, für die Lenaien thun es die ἐπιμεληταὶ τῶν μυστηρίων, für die Olympieien die συλλογεῖς τοῦ δήμου, für andere, wie das Eireneopfer und das des Zeus Amnion die Strategen. Vgl. L. Ziehen Athen. Mitt. XXIV 267ff. und Stengel Griech. Kultusaltt.² im Index u. Häute der Opfertiere.