Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Aus Sikyon, Erzgießer
Band IV,2 (1901) S. 20062007
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2) D. aus Sikyon, Erzgiesser, Sohn und Schüler des Patrokles und wahrscheinlich Enkel des berühmten Polyklet (Robert Herm. XXXV 1900, 191ff.), also einer alten Künstlerfamilie angehörig und offenbar nach dem mythischen D. benannt. [2007] Datiert ist er durch zwei von ihm gefertigte olympische Siegerstatuen, die des Läufers Eupolemos (Paus. VI 3, 7. VIII 45, 4; Ol. 96) und des Ringers Aristodemos (Paus. VI 3, 4; Ol. 98), beide aus Elis. Ferner fertigte er für Olympia die Siegerstatue des Ringers Narykides von Phigalia (Paus. VI 6, 1), deren Basis aufgefunden ist (Löwy Inschr. gr. Bildh. 103. Dittenberger Inschr. v. Olympia 161); in der Signatur nennt er sich nicht Sikyonier, sondern vielleicht Phliasier, scheint also später nach dieser Stadt übergesiedelt zu sein oder dort das Ehrenbürgerrecht erhalten zu haben. Beachtenswert ist, dass ihn Pausanias trotzdem auch in der Besprechung der Statue des Narykidas Sikyonier nennt. Eine zweite in Olympia ausgegrabene Basis trug ein unbekanntes Werk, das D. in Gemeinschaft mit einem anderen sikyonischen Künstler, nach der wahrscheinlichsten Ergänzung dem gleichfalls dem polykletischen Kreise angehörigen Kleon gearbeitet hatte (Löwy 89. Dittenberger 635. 636). Zwei weitere Olympionikenstatuen, die des Timon, Siegers im Wagenrennen, und seines Sohnes Aisypos, Siegers im Knabenreiten, verzeichnet Paus. VI 2, 8. Die Basis der Statue eines pythischen Siegers Taureas oder Sohnes des Taureas mit der Künstlerinschrift des D. ist in Delphi gefunden, Bull. hell. XXIII 1899, 381. Eine seiner frühesten Arbeiten scheint das in der Mitte der Altis stehende Tropaion gewesen zu sein, das einen Sieg der Eleer über die Lakedaimonier verherrlichte (Paus. V 27, 11. VI 2, 8). Pausanias nimmt an, dass dieser Sieg in der Altis selbst erfochten worden sei und bringt ihn mit dem Feldzug des Agis Ol. 95 in Zusammenhang, was sich aber mit der Schilderung dieses Krieges bei Xenophon (hell. III 2, 21–31) schlecht verträgt; vgl. Robert Herm. XXIII 1888, 424f. Die dort versuchte Datierung auf Ol. 90 kann indessen heute nicht mehr aufrecht erhalten werden. Das späteste uns bekannte Werk des D. sind die Statuen der Nike und des Arkas in dem grossen delphischen Weihgeschenk der Arkader, das durch die aufgefundene Basis in die Zeit nach 369 datiert wird (Paus. X 9, 5, vgl. Frazer z. d. St., Pomtow Athen. Mitt. XIV 1889, 15ff. Niese Herm. XXXIV 1899, 522ff., s. den Art. Antiphanes Nr. 21). Endlich kennen wir von D. noch durch die in Ephesos aufgefundene, aber wieder verschollene Basis mit metrischer Künstlersignatur die Statue eines Euthenos (Löwy 88) und aus Plin. XXXIV 76 zwei als ἀποξυόμενοι dargestellte Knabensieger unbekannten Standorts. Ob eine in Halikarnass gefundene Basis, die in späteren Schriftzügen die Inschrift Δαίδαλος ἐποίει trägt, eine Copie nach einer Statue des sikyonischen Meisters oder seines mythischen Pathen, oder endlich, was das am wenigsten wahrscheinliche ist, ein Original von einem jüngeren gleichnamigen Künstler trug, muss dahingestellt bleiben, Bull. hell. XIV 1890. 107. Collignon Sculpt. gr. II 165. Murray Gr. sculpt. II 234. 327. Furtwängler Meisterw. 416. Robert Arch. Märch. 104; Herm. XXIII 1888, 429.