Comum (Κῶμον, Einwohner Comensis, Κωμίτης), Stadt in Gallia Cisalpina am Südende des lacus Larius, jetzt Como. Nach Iustin. XX 5, 18 hatten es die Gallier nach Vertreibung ursprünglich hier ansässiger Etrusker gegründet; als gründenden Stamm nennt Cato bei Plin. n. h. III 124 die Orobii, wogegen Ptolemaios III 1, 33 C. den Insubrern zuschreibt. Vorrömische Gräber in (Not. d. scavi 1879, 289) und bei Como (Carate Lario: Not. 1876, 204; Civiglio ebd. 1876, 20. 1878, 325. 1879‚ 290) enthalten ausser keramischen Resten Bronzeobjecte und sehr wenig Eisen. Mit den Römern kamen die Comenser zuerst im J. 196 v. Chr. in Conflict; der Consul M. Claudius Marcellus besiegt sie und triumphiert de Insubribus Comensibusque (Liv. XXXIII 36, 9. 39, 10; de Gall[eis Ins]ubribus Fasti triumph. z. d. J.). Im J. 89 v. Chr. stellte Cn. Pompeius Strabo die Stadt‚ welche von den umwohnenden alpinen Raetiern viel zu leiden gehabt hatte, wieder her (Strab. V 213); bald darauf sollen (nach Strab. a. a. O.) von einem C. Scipio (?) dreitausend Colonisten nach C. geführt worden sein. Infolge der lex Vatinia wurden vom Dictator Caesar 59 v. Chr. weitere fünftausend Colonisten deduciert; die Stadt erhielt den Namen Novum Comum (Strab. a. a. O. Cic. ad fam. XIII 35. Suet. Caes. 28. Appian. civ. II 26. Catull. 35, 3). Das der neuen Gründung verliehene Vollbürgerrecht wurde ihr in den Bürgerkriegen zu nehmen versucht (Suet. und Appian. a. a. O. Cic. ad Att. V 11, 2. Plut. Caes. 29); nach dem Siege Caesars erhielt sie dasselbe‚ wie es scheint‚ wieder‚ doch ist C. in der Kaiserzeit Municipium (Plin. ep. II 1, 8. V 15, 1. CIL V 5267. 5279. 5651), die Tribus ist die Oufentina. Der Name Novum Comum muss (trotz der gegenteiligen Angabe Strabons) in der Kaiserzeit dem alten einfachen C. wieder gewichen sein (nur Suet. frg. p. 92 Reiff. bezeichnet Plinius als Novocomensis). Die Stadt war wohlhabend, ihre Eisenindustrie wird von Plinius (n. h. XXXIV 144) zu den bedeutendsten von Italien gezählt, die schönen Ufer des Larius waren im Altertum wie heut mit Villen bedeckt (Plin. ep. I 3. II 8. IV 30. V 11. VI 24. VII 11. IX 7. Cassiod. [327] var. XI 14; vgl. auch CIL V 5262. 5279). Auch die Schiffahrt auf dem See und der Verkehr auf der Splügern- (Septimer- und Iulier-) Strasse, die von Summolacu aus die Alpen überschreitet (Itin. Ant. 279. Cassiod. a. a. O. Claudian. bell. Get. 319); trug zu ihrer Prosperität bei. Trotzdem würde sie in der Kaiserzeit kaum erwähnt werden, wenn sie nicht der Geburtsort des älteren und jüngeren Plinius wäre. Der letztere begabte seine Vaterstadt mit mannigfachen Stiftungen, z. B. Thermen und Bibliothek (CIL V 5262). In später Zeit sind die Einwohner von C. berühmt als Bauhandwerker, so dass in langobadischer Epoche Comacinus = Maurer gilt (vgl. Merzario I meastri Comacini, Milano 1893. Rivoira Origini dell’ architettura lombarda, Roma 1901, I 127f.). Nach der Not. dign. occ. XLII 9 war in C. der praefectus classis Comensis stationiert; als starke Festung nennt es noch Paulus Diac. hist. Lang. V 38. Die römischen Reste in C. sind verhältnismässig unbedeutend (Reste der Stadtmauer, einer Thermenanlage u. a. s. Not. d. scav. 1880, 166. 333. 1881, 333. 1882, 285f.), zahlreich die Inschriften (CIL V 5245–5440. 8900–8914; Suppl. 732–830. 1288. 1289). Zur Litteratur vgl. Mau Katalog der röm. Institutsbibliothek I 127.