Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Comes sacri stabuli Vorsteher des kaiserlichen Marstalls
Band IV,1 (1900) S. 677678
Comes sacri stabuli in der Wikipedia
Comes sacri stabuli in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register IV,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|IV,1|677|678|Comites 88|[[REAutor]]|RE:Comites 88}}        

88) Comes sacri stabuli, griechisch ἄρχων τῶν βασιλικῶν ἱπποκόμων (Procop. hist. arc. 4 p. 15 A; bell. Goth. I 7 p. 325 C), der Vorsteher des kaiserlichen Marstalls, der sich ebenso bei den Caesares, wie bei den Augusti findet (Ammian. XX 4, 3), führt eigentlich den Titel tribunus sacri stabuli (Cod. Theod. VI 13. Ammian. XIV 10, 8. XX 4, 3. XXVI 4, 2. XXVIII 2, 10. XXX 5, 19) und kann nach Bekleidung dieses Amtes noch tribunus einer schola palatina werden (Ammian. XIV 10, 8. XX 2, 5), obgleich hierin kein eigentliches Avancement liegt, sondern die beiden Stellungen im Range gleichstehen (Cod. Theod. VI 13; vgl. Ammian. XXXI 13, 18). Doch wird ihm sehr häufig als persönliche Auszeichnung die comitiva primi ordinis verliehen, womit er zum Comes sacri stabuli wird (Cod. Theod. a. O.). So heisst noch Stilicho in einer seiner Inschriften tribunus praetorianus (Dessau 1277), in einer andern comes stabuli sacri (Dessau 1278), was beides dasselbe bezeichnen soll. Aber im Laufe des 5. Jhdts. verbindet sich die Comitiva so regelmässig mit dieser Stellung, dass endlich der Tribunentitel ganz verschwindet. Aus diesem Grunde [678] hat Iustinian das Gesetz Cod. Theod. VI 13 in der Form in seinen Codex aufgenommen (XII 11), dass er die Worte tribunos etiam sacri stabuli durch comites etiam sacri stabuli ersetzte. Hier und Cod. Theod. XI 18, 1. 17, 3 erscheinen die betreffenden Beamten in der Mehrzahl; Cod. Theod. XI 1, 29 wird der Singular wohl nur Corruptel sein; wo dagegen Ammianus Marcellinus des Tribunus stabuli erwähnt, scheint es sich immer um ein Einzelamt, nicht um ein collegialisches zu handeln. In dieser Beziehung mögen zeitweilige Wechsel eingetreten sein, wie wir sie auch bei anderen Ämtern beobachten können. Im Occident führt der Comes stabuli sacri noch im J. 401 den Titel vir clarissimus (Cod. Theod. XI 17, 3); im Orient wird er 413 zum vir spectabilis erhoben (Cod. Theod. VI 13).

Der tribunus stabuli pflegt grossen Einfluss zu besitzen (Ammian. XIV 10, 8), und oft werden nahe Verwandte des Kaisers mit diesem Amte betraut (Ammian. XXVI 4, 2. XXVIII 2, 10. XXX 5, 19. Dessau 1278). Um 500 wird ein Comes stabuli sacri zum Magister militum befördert (Dessau 1303); doch um die Mitte des 4. Jhdts. erscheint ein entsprechendes Aufsteigen noch als gewaltiger Sprung (Ammian. XIV 10, 8. XX 2, 5), und auch bei Stilicho schiebt sich die Comitiva domesticorum zwischen die Comitiva stabuli und das Magisterium militum ein (Dessau 1278). Da der Comes stabuli sacri von den regelmässigen Pferdesteuern eine Sportula von 2 Solidi (= 25 M.) auf jedes Pferd erhält (Cod. Theod. XI 17, 3; vgl. 1, 29), scheint er die Pferdelieferungen für die Armee geleitet zu haben. Auch wurden ihm mitunter ausserordentliche Commandos übertragen (Ammian. XX 4, 3. 5, 1. Procop. a. O.).

[Seeck. ]