Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Mitglieder der ersten d. 5 servian. Vermögensklassen
Band III,2 (1899) S. 26282629
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Classici. Wie Gellius VI 13 (nach Cato?) berichtet, hiessen classici die Mitglieder nur der ersten der fünf servianischen Vermögensclassen (s. Classis Nr. 2), die übrigen infra classem. Auf die gleiche Quelle geht wohl die Notiz bei Fest. ep. p. 113 zurück: infra classem significantur qui [2629] minore summa quam centum et viginti milium aeris censi sunt. Demnach konnte classicus auch soviel bedeuten, wie vermögend, leistungsfähig. Thatsächlich ist das Wort in der antiken Litteratur im übertragenen Sinne angewendet worden, immer aber so, dass dabei die Grundbedeutung und der Ursprung von der Classeneinteilung der Bürgerschaft nicht vergessen wurde, also mit der vollen Empfindung des metaphorischen Gebrauches. So bezeichnet Cicero Academ. prior. II 73 den Kleanthes, Chrysippos und die übrigen Philosophen inferioris aetatis im Vergleich zu Demokritos als quintae classis. Fronto bei Gell. XIX 8, 15 spricht von classicus adsiduusque aliquis scriptor, non proletarius. Arnobius sagt II 29 desinite hominem, proletarius cum sit, classicis, et capite cum censeatur, adscribere ordinibus primis. Losgelöst von der ursprünglichen Bedeutung und im modernen Sinne ist das Wort erst von den Humanisten gebraucht worden; so heisst es bei Melanchthon in der Widmungsepistel der Ausgabe von Plutarchs Schrift Εἱ καλῶς εἴρηται τὸ λάθε βιώσας an Bartholomaeus Feldkirch vom April 1519 (Corp. Reformat. I p. 80): De hac re Plutarchi sententiam classici videlicet authoris, certum est praelegere scholae nostrae. Hier bedeutet classicus soviel als mustergültig; da den Humanisten aber die gesamte Litteratur der Griechen und Römer als mustergültig erschien, so wurde sie von ihnen als classisch bezeichnet, und die durch das Studium jener Litteratur erworbene Bildung hiess fortan die classische Bildung. Vgl. Jacobs in Ersch und Gruber Encyclop. I Bd. XVII 384ff.