Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dakischer Volksstamm
Band III,2 (1899) S. 16081610
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Carpi. 1) Ein dakischer Volksstamm (Καρποδάκαι werden sie bei Zosim. IV 34 genannt; vgl. K. Müllenhoff D. Altertumskunde II 371. 377. III 319), der nach W. Tomaschek Die alten Thraker I 108 (vgl. Müllenhoff III 45) als Καλλιπίδαι bereits Herodot (IV 17) in der Nähe von Olbia bekannt war und als Καρπίδαι bei Skymn. 841f. zwischen dem Donaudelta und den Σκύθαι ἀροτῆρες verzeichnet wird. (Marinus-) Ptolem. III 10, 13 (vgl. Müllenhoff II 84f. III 80, 2. 92. 94. 218) nennt sie Ἅρπιοι (mit dem Vororte Ἅρπις πόλις) und führt (III 5, 24) weiter nordwärts die Καρπιανοί an. Seit dem Beginn des 3. Jhdts. (nach dem Verschwinden der Roxolaner) treten sie an der unteren Donau stärker hervor, etwa in den Thälern des Seret und Prut (Mommsen Röm. Geschichte V³ 216f.), und nehmen fortan an den Einfällen der Barbaren in Dakien (CIL III 1054 [Apulum]: [I.] o. m. G. Val. Sarapio a Carpis liberatus pro salute sua et suorum v. l. p.; vgl. Ruggiero Dizion. epigr. s. Carpicus. Zeuss Die Deutschen 698; die Mutter des Kaisers Valerius floh vor den C. über die Donau, Lactant. de mortib. persec 9; vgl. H. Schiller Gesch. d. röm. Kaiserzeit I 803, 1. J. Jung Römer und Romanen in den Donauländern² 176, 1 und Mitt. des Instituts f. österr. Geschichtsforschung IV Ergänzungsband 11, 3; wegen der C.-Einfälle mussten die Mauern von Romula-Rečka aufgeführt werden, CIL III 8031 248 n. Chr., vgl. Arch.-epigr Mitt. XI 19) und besonders in Moesien teil. Im J. 238 beteiligen sie sich an der Zerstörung von Istros (Hist. Aug. Max. et Balb. 16, 3. Dexippus [Euagr. hist. eccl. V 24] beschrieb ausführlicher ἃ Κάρποι καὶ τὰ ἕτερα βάρβαρα ἔθνη ἔπραξαν; vgl. Mommsen Röm. Gesch. V³ 218. J. Müller De M. Antonio Gordiano, Berlin 1883, 16f.). Von dem Legaten von Moesia inferior Tullius Menophilus (238—241 n. Chr. Petrus Patric. frg. 8 [FHG IV 186]. Borghesi Oeuvr. II 227. Mommsen a. a. O. 218, 1. W. Liebenam Forschungen zur Verwaltungsgesch. I 291. B. Pick Numismat. Zeitschrift XXIII 40. 49f.) forderten sie gleich den Gothen [1609] Jahrgelder mit der Begründung ἡμεῖς γὰρ κρείττονες τῶν Γότθων ἐσμέν. Da ihrem Wunsche nicht entsprochen wurde, fielen sie im J. 245 in[WS 1] das römische Gebiet ein (Iordan. Get. 16, 92, dazu Mommsen a. a. O. 218, 1). Kaiser Philippus schlug sie aus Dakien und Moesien 245–247 (Zosim. I 20. Victoria Carpica: Eckhel VII 323, vgl. 321. Cohen 107. Carpicus maximus: Eckhel VII 323. Cohen IV 202 nr. 5. R. Cagnat Cours d’Epigr. lat. 195f. Schiller a. a. O. I 801. Wietersheim-Dahn Gesch. der Völkerwanderung² I 196. Arch.-epigr. Mitt. XI 19) hinaus, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg (Mommsen a. a. O. 218). Unter Decius fielen die vereinigten Scharen der Gothen und C. unter Cniva in Moesien ein, cernierten den Statthalter Trebonianus Gallus in Nikopolis am Haemus und plünderten Thrakien (Philippopolis) und Makedonien (Thessalonike). Der herbeigeeilte Kaiser fiel 251 n. Chr. nach einem wechselvollen Feldzuge bei Abrytus und sein Nachfolger Trebonianus Gallus bewilligte den Gothen und wohl auch den C. jährliche Geldzahlungen (vgl. Tomaschek o. Bd. I S. 116; die darauf bezüglichen Stellen hat Schiller a. a. O. 806f. 809 zusammengestellt, vgl. Mommsen a. a. O. 219, 1. Cagnat a. a. O. 197. K. Jireček Arch.-epigr. Mitt. X 195f.). Unter Valerian und Gallienus wiederholen sich die combinierten Raubzüge der C., Gothen und ihrer Verbündeten, bis Claudius II. und Aurelian ihnen Einhalt thaten. Der letztere überschritt die Donau an ihrer Mündung und schlug die C. dermassen, dass sie seitdem zu den Römern im Schutzverhältnis standen. Aurelian erhielt vom Senat 272 den Beinamen Carpicus, er selbst pflegte sich Carpisculus zu nennen (Hist. Aug. Aur. 30, 4. Mommsen a. a. O. 227; auf diese Erfolge an der Donau bezieht sich wohl die von v. Domaszewski restituierte Inschrift von Durostorum-Silistria, Arch.-epigr. Mitt. XIV 16, 34: [D. n. i]mp. Aurel. vicit [superavitque Palmyrenorum reginam Ze]nobiam inviso[sque ante se barbarorum populos inter Ca]rsium et Sucid[avam funditus delevit.... ? col.] Duros. Aurel[iana ....). Unter Diocletian und Galerius wurden die C. wiederholt geschlagen (beide Herrscher wie auch Maximian und Constantius heissen Carpicus maximus Cagnat a. a. O. 205. 207. A. Stein u. S. 1610 Art. Carpicus; die Stellen sind zusammengestellt bei Schiller a. a. O. II 137 und G. van Haag De Galerio Caesare 11ff.) und bedeutende Teile derselben, die sich mit den Gothen entzweit hatten, 295 in Pannonien (um Sopianae-Fünfkirchen: Ammian. Marc. XXVIII 1, 5: Maximinus [Staatsmann unter Valentinian I., Richter Westr. Reich 337. Schiller a. a. O. II 363] .... apud Sopianas Valeriae oppidum obscurissime natus est, patre tabulario praesidialis officii, orto a posteritate Carporum, quos antiquis excitos sedibus Diocletianus transtulit in Pannoniam, vgl. CIL III p. 427) und in Moesien (nach Ammian. Marc. XXVII 5, 5 lagerte Valens am moesischen Ufer prope Carporum vicum) angesiedelt. Trotz der Versicherung bei Aur. Vict. Caes. 39, 43 Carporum natio translata omnis in nostrum (vgl. Geogr. Rav. 29, 4. Iordan. Rom. 299. G. van Haag a. a. O. 11f. Mommsen a. a. O. 217. Müllenhoff a. a. O. [1610] III 222. Jung Römer und Rom² 179f. Zeuss a. a. O. 442) müssen Reste des Volkes nördlich der Donau zurückgeblieben sein, denn Zosimus nennt IV 34 unter Theodosius I. als Bundesgenossen der Hunnen und Skiren die Καρποδάκαι (Mommsen a. a. O. Müllenhoff a. a. O. III 222. 318f. Tomaschek Die alten Thraker I 108). Die C. erwähnen auch die Oracula Sibyllina XIII 141 ed. A. Rzach.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: in in